Ihre erste Elitesaison 2022 wird Mona Mitterwallner auf dem neuen Arbeitsgerät der Marke Cannondale absolvieren. Bei der Wahl von Sponsoren hat die Tirolerin Grundsätze, denen sie treu bleibt.

Foto: Cannondale / Salva Moreno

Mitterwallners Fokus liegt auf den Olympischen Spielen 2024 bei denen sie Österreich am Mountainbike vertreten will.

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Das Regenbogentrikot als Kennzeichen der amtierenden U23-CX-Weltmeisterin.

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Silz – Zeit zum Abschalten hatte Mona Mitterwallner noch keine. Wenig verwunderlich, dass da einiges nachwirkt. Die 19-Jährige aus Silz hat heuer die U23-Klasse des Crosscountry-Weltcups dominiert. Sie gewann auf dem Mountainbike nicht nur sämtliche Rennen und folglich die Gesamtwertung. Ganz nebenbei holte die ehrgeizige junge Frau auch noch den Welt- und den Europameisterinnentitel in dieser Klasse, krönte sich zur Crosscountry-Staatsmeisterin in der Eliteklasse und sicherte sich den Weltmeisterinnentitel im Marathonbewerb, ebenfalls in der Eliteklasse. Dazu wäre noch eine ganze Reihe von Siegen bei diversen Elite-Mountainbikerennen zu erwähnen. Für die ganze Liste an Erfolgen, die Mitterwallner allein 2021 eingefahren hat, bräuchte es eine eigene Seite.

Druck von außen geringer

Das Leben als Profisportlerin besteht allerdings nicht nur aus Wettbewerben und Training, wie die Athletin bedauert. Denn Fotoshootings und Sponsorentermine sind für sie bloß lästige Pflichten, die sie auf dem Weg zu ihrem erklärten, sehr ambitionierten Ziel ablenken: Mona Mitterwallner will die beste Radfahrerin aller Zeiten werden. Punkt. Diesen Anspruch stellt sie an sich selbst, wie sie sagt: "Der Druck von außen ist viel geringer als der Druck, den ich mir selbst mache."

Obwohl die Oberländerin den Mountainbikesport erst 2017 zu ihrem Lebensmittelpunkt gemacht hat, ist sie schon auf dem besten Weg, ihr hochgestecktes Ziel zu erreichen. Für die nächsten drei Jahre wird sie dafür Arbeitsgeräte des US-Fahrradherstellers Cannondale benutzen. Mitterwallner hat gerade erst den Vertrag unterzeichnet und verlässt damit das Trek/Vaude-Team. Die Entscheidung für den Teamwechsel fußte auf rein sportlichen Aspekten, wie sie erklärt: "Trek/Vaude ist ein Unterteam von Trek Factory, das heißt, ich war dort noch nicht ganz im Eliteteam. Ich wollte nun aber einen Schritt vorwärts machen."

Training statt Fotoshooting

Neben dem "guten Angebot" war es vor allem ein Satz, der Mitterwallner vom Cannondale-Rennstall überzeugt hat: "Bei ihnen steht Performance im Mittelpunkt." Sie habe vom neuen Teammanager die Zusage erhalten, dass ihr Training und ihr Ziel, die Weltspitze zu erreichen, im Fokus stehen werden: "Wichtiger als Fotoshootings ist für sie, dass ich mein Training absolvieren kann." Sie könnte bei dem Rennstall, dessen Crosscountry-Räder sehr leicht an der ikonischen Lefty-Gabel zu erkennen sind, in die Fußstapfen anderer großer Mountainbikerinnen wie Missy Giove, Anne-Caroline Chausson und Alison Sydor treten.

Mitterwallner hat vor, die drei Vertragsjahre zu erfüllen. Denn die lästigen Teamverhandlungen zu Saisonende stören sie bloß und lenken vom Training ab. Aktuell muss sie aber noch einen Kopfsponsorvertrag zu Ende verhandeln, wie sie sagt. Dann sind die geschäftlichen Vorbereitungen für die Saison 2022 erledigt.

Red Bull, nein, danke

Wer aber meint, die Tirolerin gehe den im Mountainbikesport naheliegenden Weg zum großen Salzburger Energydrinkhersteller, der irrt gewaltig. Mitterwallner hat nämlich Prinzipien, denen sie auch beim Sponsoring treu bleibt. Sie ist überzeugte Vegetarierin und isst keinen industriellen Zucker. "Red Bull ist sicher ein toller Sponsor, aber ich weiß nicht, ob das authentisch wäre, wenn ich mit ihnen eine Partnerschaft einginge."

Im kommenden Jahr wird Mitterwallner im Elite-Weltcup starten, bei den Großevents EM und WM aber aufgrund ihres Alters wohl weiter in der U23-Klasse. "Das entscheidet der Radsportverband", sagt sie wenig optimistisch. Das ganz große Ziel sind die Olympischen Spiele 2024. Aber auf dem Mountainbike, und nicht, wie zuletzt für Tokio versucht, auf dem Rennrad.

Im Frühjahr 2021 musste Mitterwallner nämlich eine für sie ungewohnte, weil seltene Niederlage einstecken. Sie unterlag beim Rennen um den einzigen österreichischen Startplatz in Tokio der späteren Goldmedaillengewinnerin Anna Kiesenhofer. Gegen die Olympiasiegerin aus Niederösterreich verloren zu haben war zumindest ein kleiner Trost: "Die Niederlage hat sich nicht mehr so niederschmetternd angefühlt." (Steffen Arora, 18.12.2021)