Studierende mit Hauptwohnsitz in Wien zahlen 75 Euro für das Semesterticket, jene mit Hauptwohnsitz außerhalb Wiens 150 Euro.

Foto: Wiener Linien / Zinner

Es ist ein erstinstanzliches Urteil, das die Wiener Linien sehr genau prüfen werden. Konkret wurden die städtischen Verkehrsbetriebe vom Bezirksgericht Innere Stadt nicht rechtskräftig wegen Ungleichbehandlung verurteilt. Es geht um Semestertickets für Studierende mit Hauptwohnsitz außerhalb Wiens: Diese müssen aktuell 150 Euro bezahlen. Studierende mit Hauptwohnsitz in Wien bezahlen nur die Hälfte: 75 Euro.

Die Plattform ticketerstattung.at hat über ihren Rechtsanwalt nun eine Musterklage angestrengt. Konkret wurden in fünf Fällen jeweils 375 Euro gefordert: 75 Euro für die Preisdifferenz sowie 300 Euro "für die erlittene persönliche Beeinträchtigung im Zusammenhang mit der Ungleichbehandlung beim Semesterticket-Erwerb", wie es in einer Aussendung der Plattform am Freitag hieß. Demnach habe das Bezirksgericht diese Rechtsansicht unter Berufung auf das Gleichbehandlungsgesetz in vollem Umfang geteilt. Die zusätzlichen 300 Euro Entschädigung – neben der Preisdifferenz – seien laut der Plattform deshalb gewählt worden, um künftige Ungleichbehandlungen wirksam zu verhindern.

Wiener Linien prüfen weitere rechtliche Schritte

Die Wiener Linien bestätigten auf Anfrage des STANDARD, dass dem Kläger vom Bezirksgericht im angeführten Punkt recht gegeben wurde. "Wir haben den erstinstanzlichen Urteilsspruch gestern spätabends erhalten und werden diesen sowie unsere weiteren rechtlichen Schritte nun im Detail prüfen", sagte Wiener-Linien-Sprecher Daniel Amann.

Die Plattform ticketerstattung.at rechnet jedenfalls mit einer Berufung der Wiener Linien an das Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien. Gleichzeitig zeigte sich ein Sprecher zuversichtlich, dass das erstinstanzliche Urteil halten werde. Wird dieses erstinstanzliche Urteil bestätigt, "drohen den Wiener Linien insgesamt Rückforderungen in Millionenhöhe", so ein Sprecher der Plattform.

Zuletzt 65.300 Semestertickets verkauft

Laut den Wiener Linien wurden für das aktuelle Semester bis inklusive September 2021 rund 65.300 Semestertickets verkauft. Rund ein Drittel davon, konkret 19.900 Semestertickets, wurden von Studierenden mit Wohnsitz außerhalb Wiens um jeweils 150 Euro gekauft. Laut ticketerstattung.at, hinter der die Scrimber IT-Service GmbH mit Geschäftsführer Constantin Gulner steht, kann die Rückforderung für bis zu sechs Semester (bis zum Sommersemester 2019) geltend gemacht werden. 647 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich bislang dem Sammelverfahren angeschlossen. (David Krutzler, 17.12.2021)