Nach einer Adventzeit, die besonders für ungeimpfte und nicht genesene Personen massive Einschränkungen bedeutet hat, sollen nun wenigstens die Weihnachtsfeiertage und der Jahreswechsel für alle fröhlich werden.

Das dürfte die versöhnliche Absicht von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) gewesen sein, als er die Lockerungen für die anstehenden Feiertage verkündete. Auch jene, die sich derzeit an Ausgangsbeschränkungen halten müssen, weil sie weder geimpft noch genesen sind, dürfen an den Weihnachtsfeiertagen und zu Silvester mit neun Personen aus neun anderen Haushalten feiern. Geimpfte und Genesene können die Anzahl ihrer Festtagsgäste sogar auf 25 aufstocken.

Die Weihnachtsfeiertage sollen auch für Ungeimpfte fröhlich werden.
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Das klingt nicht nur nach viel, sondern ist es auch. Besonders in einer Zeit, in der Politikerinnen und Politiker auf Kontaktbeschränkungen drängen, vermehrt im Homeoffice gearbeitet wird und ganze Schulklassen wegen eines einzigen Covid-Falls in Quarantäne müssen, wirken Zusammenkünfte in einer solchen Größe doch befremdlich.

Besinnlich dürfte eine Feier mit so vielen Menschen jedenfalls nicht sein; eher eine rauschende Party. Und darin liegt auch die Krux an der Sache. Natürlich wollen alle – verständlicherweise – die Feiertage nicht alleine verbringen. Das soll auch niemand müssen. Aber es stellt sich schon die Frage, ob nicht jeder die Zahl der Mitfeiernden etwas herunterschrauben kann, um die Verbreitung des Virus einzudämmen.

Hausverstand

Hausverstand und Vernunft sind bei der Berechnung der Besucherzahlen also gefragt: Müssen heuer wirklich alle Cousinen gemeinsam vor dem Christbaum stehen oder zu Neujahr anstoßen? Muss man sich und seine Verwandtschaft wirklich der Gefahr einer Infektion aussetzen – gerade dann, wenn man selbst nicht geimpft ist oder Risikogruppen betroffen sind?

Schließlich werden beinahe täglich neue Ansteckungen mit der neuen Coronavirus-Variante Omikron gemeldet. Expertinnen und Experten prognostizieren eine rasante Ausbreitung der Mutation, die – zumindest laut ersten Daten – weitaus ansteckender sein dürfte als alle ihr bisher vorangegangenen. Demnach soll die aktuelle Welle, die uns im November in den vierten bundesweiten Lockdown geschickt hat, ihren Höhepunkt im Jänner erst noch erreichen. Dann drohen erneut Schließungen und Ausgangsbeschränkungen – ein Albtraum für Handel, Gastronomie und Co.

Mit der Lockerung will die Regierung offenbar auch den Impfgegnerinnen und -gegnern ein wenig den Wind aus den Segeln nehmen. Zumindest bei jenen Zornigen, die jedes Wochenende durch die Wiener Innenstadt ziehen, dürfte dieser Zug längst abgefahren sein. Auf Weihnachtsfrieden sind sie nicht aus. Vor allem den Ungeimpften wird geraten, sich zu testen, wenn sie das Haus verlassen; eine Verpflichtung dazu gibt es nicht. Damit aber hätte man ein Mindestmaß an Sicherheitsmaßnahmen einziehen können. Darauf zu verzichten war ein Fehler. Die Konsequenzen werden nach Neujahr im schlimmsten Fall nicht nur sie, sondern alle tragen. (Oona Kroisleitner, 17.12.2021)