Foto: Elex 2
Foto: Elex 2
Foto: Elex 2
Foto: Elex 2
Foto: Elex 2
Foto: Elex 2

Man sollte glauben, dass die Menschheit aus großen Konflikten lernt, doch zumindest auf dem Planeten Magalan ist dem nicht so. Kaum wurden die hochgerüsteten Albs bezwungen, das Weltenherz gerettet und größeres Unheil abgewendet, verstricken sich die Fraktionen der Welt wieder in allerlei Kleinkriege um Macht und Ressourcen. Dass Jax, seines Zeichens immerhin Bezwinger des Alb-Anführers, vor einer noch mächtigeren Bedrohung extraterrestrischer Natur warnt, die infolge des Kriegs aufgetaucht ist, scheint kaum jemanden zu kratzen.

Bis diese beginnt, sich auf dem Planeten breitzumachen, und damit auch den Helden aus seinem selbstgewählten Exil zwingt. Das ist die Situation, mit der Elex 2 den Spieler konfrontieren wird. Der Nachfolger des Abenteuers des vor allem für Gothic 1 bis 3 bekannten Studios Piranha Bytes wird am 1. März erscheinen. DER STANDARD konnte bereits vorab in das Abenteuer hineinspielen.

Hinweis: Es handelt sich um eine Vorschau auf Basis einer noch unfertigen Version des Games. An Kritikpunkten, speziell in technischer Hinsicht, kann sich bis zum Release daher noch einiges ändern.

THQ Nordic

Selbst wenn Jax wieder in seine Hütte zurückkehren wollen würde, ist das keine Option mehr. Denn an ihrer Stelle steht jetzt ein buchstäblich vom Himmel gefallener Turm der unfreundlichen Aliens, die Skyands genannt werden. In der Einführungssequenz flieht man vor selbigen in Richtung Zivilisation, was in einem heftigen Absturz nach einer Verfolgungsjagd gipfelt.

Der bewusstlose und dank eines Bisses von einer rätselhaften Alienseuche infizierte Held wird daraufhin von einem älteren Herrn gesundgepflegt, der sich nur als "Adam" vorstellt und dem Helden sein Projekt enthüllt. Er arbeitet an einer eigenen Fraktion, der "Sechsten Macht", die die Kräfte der Menschheit bündeln und den Skyands entgegentreten will. Als Ausgangsbasis für diese Operation dient eine etwas heruntergekommene Bergfestung in der Nähe des Weltenherzes, die wieder auf Vordermann gebracht werden soll.

Alte Gewohnheiten, aufgemotzte Technik

Das Spiel wartet nicht lange, um zu enthüllen, dass der mysteriöse Mann mit vollem Namen Adam Charles Dawkins heißt und der ehemalige Alb-Anführer ist, was nicht unbedingt für einen großen Vertrauensvorschuss sorgt. Doch da die anderen Lager sich hauptsächlich um ihre eigenen Interessen kümmern und die Skyands eher als peripheres Problem betrachten, bleibt dem eingerosteten Protagonisten nicht viel anderes übrig, als sich (zumindest erst einmal) für den scheinbar geläuterten Dawkins zu verdingen und die Dinge in die Hand zu nehmen.

Gleichzeitig sieht man sich auch schnell mit väterlichen Pflichten konfrontiert, denn in Anbetracht der Lage wird ein sicherer Unterschlupf für den Jungen Dex, den Sohn von Jax und der Berserker-Magierin Caja, gesucht.

Was gleich auffällt: Die Welt ist merkbar hübscher und detailreicher geworden. Man merkt, dass die Entwickler fleißig an ihrer eigenen Genome Engine weitergearbeitet haben, dennoch sieht das Spiel im Vergleich mit größeren Produktionen auf Basis von Unreal Engine und Konsorten nach wie vor etwas altbacken aus. Wett macht man das, jedenfalls zum Teil, mit liebevoller Umgebungsgestaltung – generell eine Stärke von Games der Piranhas.

Das gilt auch für die Vertonung der Dialoge, wenngleich die Entwickler keine Anstalten machen, das Muster oft simplen und eher rau geführten Verbalabtausches zu durchbrechen, und die Gesichtsanimationen beim Sprechen teils immer noch gruselig aussehen und emotional häufig wenig mit dem Gesagten zu tun zu haben scheinen.

THQ Nordic

From Zero to Hero

Wo Piranha Bytes draufsteht, ist Piranha Bytes drin. Und das bekannte "Arbeite dich hoch, schließe dich einer Fraktion an und rette die Welt"-Rezept scheint auch in Elex 2 erneut zur Anwendung zu gelangen. Das ist nicht per se schlecht, die Glaubwürdigkeit der "From Zero to Hero"-Erzählung leidet allerdings etwas daran, dass der Spieler eigentlich in der Rolle eines noch weithin bekannten Weltenretters unterwegs ist und dennoch als Außenseiter überall von vorn anfangen muss.

Einfach so ins Berserker-Lager spazieren? Keine Chance. Zuerst geht es ab in die Mine, um sich im Auftrag eines alten Bekannten unter Tage zu verdingen, bevor einen die Torwache passieren lässt. Dass man an dieser "Tradition" festhält, muss man nicht unbedingt bemängeln, denn letztlich ist es üblicherweise das, wonach die Fans des Studios verlangen. Bloß die erzählerische Lösung dafür, den Helden mal wieder bei null starten zu lassen, nähert sich dem Problem mehr mit dem Vorschlaghammer statt mit der feinen Feder. Mit Rückblenden und in Dialogen versucht man auch jenen Spielern einen erzählerischen Einstieg zu bieten, die den ersten Teil nicht gespielt haben, hier könnte die Erzählung aber umfangreicher ausfallen.

Feinmechanischer war man bei der Überarbeitung des Kampfsystems unterwegs. Die Steuerung in Elex 2 ist zwar immer noch deutlich davon entfernt, butterweich zu funktionieren, aber man hat nun mehr Kontrolle über das Geschehen. Gerade Nahkampf-Auseinandersetzungen profitieren davon, dass man die Schlagrichtung auch während der Animation eines Angriffs noch ändern kann und das Game flüssiger auf Ausweichkommandos reagiert.

Eine wichtige Rolle nimmt erneut das Jetpack ein, dessen Basisversion man bereits zu Beginn des Spiels erhält. Es lässt sich in weiterer Folge aufrüsten und soll in der "fertigen" Ausbaustufe dauerhaftes Fliegen ermöglichen. Schon davor ist es aber sehr nützlich, um Wege abzukürzen, sich schadlos in die Tiefe zu stürzen und unzugängliches Gelände zu erforschen. Bei den Lagern und an anderen Orten der Welt verstreute Teleporter bieten, wie gehabt, Schnellreisemöglichkeiten. Beim Levelsystem hält man an Bewährtem fest. Pro Aufstieg vergibt man zehn Attributspunkte nach eigenem Gutdünken, wer bestimmte Fertigkeiten erlernen oder verbessern möchte, muss die dazu notwendigen Lernpunkte nebst Geld bei bestimmten NPCs ausgeben, die bereit sind, ihr Wissen zu teilen.

Schön vertont

Einen insgesamt guten, in Teilen aber auch noch verbesserungsbedürftigen Eindruck hinterlässt die akustische Untermalung. Die Hintergrundmusik schwankt zwischen perfekt zur Situation passender Begleitung und atmosphärisch leicht deplatzierten Elektrohymnen, die ungut in Dialoge hineinspielt. Hier scheinen die Teile des Soundsystems manchmal noch nicht ineinanderzugreifen.

Keine Blöße gibt sich Elex 2 aber jetzt schon bei den akustischen Qualitäten von Gegnern und Waffen. Schwere Treffer sehen nicht nur wuchtig aus, weil es einen Widersacher um ein paar Schritte versetzt, sie hören sich auch so an. Bedrohlich aussehende Fauna macht entsprechende Geräusche. Und wenn man gerade nicht in einen Raufhandel verwickelt ist, weiß auch die sonstige Umgebungsakustik zu gefallen.

Fazit

Was ist von Elex 2 zu erwarten? Wer am ersten Teil Gefallen fand, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch den Nachfolger mögen. Dieser merzt zwar nicht alle Schwächen aus, liefert aber eine Reihe von Verbesserungen, die insbesondere beim Kampfsystem einen guten Eindruck hinterlassen. Die Innovationsfreudigkeit hielt sich in den ersten Spielstunden darüber hinaus allerdings in Grenzen, dafür gibt es aber auch keine Verschlimmbesserungen wichtiger Stärken.

Wie immer kann man sich stets dafür entscheiden, in die Wildnis abseits der Wege aufzubrechen, ist dann aber gerade zu Beginn des Spiels öfters gezwungen, vor allerlei Bedrohungen zu fliehen. Mitlevelnde Gegner gibt es hier nicht. Wer sich mit mächtigeren Feinden anlegen möchte, braucht ein höheres Level, bessere Ausrüstung und gegebenenfalls einen KI-gesteuerten Begleiter als Unterstützung.

Erwähnt werden sollte zudem, dass die Preview-Ausgabe von Elex 2 zwar nicht sehr performant, aber bereits recht bugfrei lief. Das einzige gröbere Problem im Rahmen des Tests war das Aufnehmen von Screenshots. Bei Betätigung der entsprechenden Taste für die über Steam integrierte Funktion wurde zwar ein Spielausschnitt angelegt, jedoch crashte dabei auch das Spiel. Ob das allein dem Game anzulasten ist oder ein spezifisches Phänomen in Zusammenhang mit dem Test-PC darstellt, lässt sich zudem nicht feststellen.

Elex-Fans dürfen sich auf den März freuen. Wer Action-Rollenspielen als Genre zugetan ist, sollte den Titel zumindest im Auge behalten. (gpi, 1.1.2022)