Das Leben ist kostbar. Das wird oft vergessen. Und ebenso oft verdrängt. Die feingliedrige Kette der Momente, die unsere Erinnerung ausmachen: nicht nur kostbar, auch so filigran. Der Alltag lässt dieses Wissen verblassen, der Ärger, die Unzufriedenheiten, kleinere Auseinandersetzungen, Stress.

Dieses Jahr hat sowieso von allen viel gefordert. Und jetzt nahen die Feiertage, die eigentlich ein schönes Ereignis sein sollen und oft zum Streitanlass werden.

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Vergessen seien das perfekte Geschenk und aufwendige Dekorationen.
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Vergessen seien das perfekte Geschenk und aufwendige Dekorationen, wenn sie mehr Belastung als Freude bedeuten. Vergessen sei der Zwang, mit jenen zu feiern, mit denen man nicht feiern will. Man kann die kurze Atempause nutzen, sich dem zu widmen, was einem wirklich wichtig erscheint. Das Jahr war hart, wer es halbwegs überstanden hat, kann sich darüber freuen. Sich einen kleinen, schönen Ort zwischen den Jahren suchen.

Wer sich trifft, sollte auf die Sicherheit aller achten und nur geimpft erscheinen. Und am besten auch getestet. Da ist kein Raum für Kleinlichkeiten. Wer seine Zuneigung bis jetzt nicht so recht zeigen wollte: Das ist der Augenblick dafür. Wer einen Groll zu lösen hat, der löse. Wer verabsäumte, heilende Grenzen zu ziehen: Das ist der Moment. Wer Hilfe braucht, der rufe nach ihr.

Aber keine Sorge. Dieser Moment ist immer. Jeden Augenblick. Falls es nicht heute gelingt: Vielleicht gelingt es morgen. (Julya Rabinowich, 20.12.2021)