Das Lokal, in dem die Osloer Weihnachtsfeier stattgefunden hat.

Foto: AFP / OLE BERG-RUSTEN

Deutschlands bekanntester Virologe Christian Drosten spricht dieser Tage immer wieder vom "Osloer Ausbruch", um auf die Gefahren der Omikron-Variante hinzuweisen. Gemeint ist der Cluster auf einer Weihnachtsfeier in der norwegischen Hauptstadt, bei der sich die Mehrheit der Anwesenden mit dem Coronavirus angesteckt hat. 111 Personen feierten am 26. November in einem Lokal im schicken Hafenviertel Aker Brygge. Obwohl es offiziell keine Restriktionen der norwegischen Behörden für solche Partys gab, waren alle Personen doppelt geimpft und konnten zusätzlich einen negativen Antigentest vorweisen.

Die Vorsichtsmaßnahmen konnten die Infektionen nicht verhindern. Denn laut Folkehelseinstituttet, dem norwegischen Gesundheitsinstitut, war vergangene Woche klar, dass bei 74 Prozent aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Virus festgestellt wurde. Von den positiv getesteten Personen hatten 60 Prozent die Omikron-Variante.

Symptome bei 50 Prozent

Die Hoffnung, dass die ansteckende Variante wenigstens mildere Verläufe mit sich bringt, dürfte sich in Oslo zerschlagen haben. Drosten eröffnete am Sonntag auf Twitter sein bitteres Fazit: "Sieht mir nicht nach einer milderen Erkrankung aus." Denn fast drei Viertel der Infizierten der Party zeigten Symptome wie Husten, verstopfte Nase, Müdigkeit oder trockenen Hals. Die Hälfte hatte auch Fieber. Niemand musste aber aufgrund der Covid-Infektion ins Krankenhaus.

Christoph Rothe, Statistikprofessor an der Universität Mannheim, antwortete auf Drostens Tweet und warnte vor Verwirrung, wenn es um "milde Verläufe" geht. Es sei nämlich nicht festgelegt, was das bedeutet. Einige würden die Bezeichnung verwenden, wenn niemand ins Krankenhaus muss, andere nur dann, wenn Infizierte keine Symptome zeigen.

Fest steht aber, dass keiner der Anwesenden auf der Weihnachtsfeier in Oslo geboostet war. (bbl, 20.12.2021)