Auf Meta-CEO Mark Zuckerberg kommen auch im kommenden Jahr viele Aufgaben zu.

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Von Stagnation keine Spur: Die Nutzung des Internets und die Verwendung von Social Media haben zuletzt weiter zugenommen – und es ist zu erwarten, dass sich dieser Trend im kommenden Jahr fortsetzt. Mit all den Problemen und weiteren Aspekten, die dies mit sich bringt: von der nötigen Regulierung von Hate-Speech über den andauernden Konkurrenzkampf bis hin zu neuen Medienformen.

Ein Teil der Österreicher ist auch 2021 noch offline

So heißt es in einer gemeinsamen Studie von Hootsuite und We Are Social, dass im April 2021 weltweit 4,7 Milliarden Menschen, also 60 Prozent der Weltbevölkerung, online waren – das ist zwar eine Steigerung um 330 Millionen Userinnen und User im Vergleich zum Vorjahr, allerdings gibt es nach wie vor noch Luft nach oben. In Österreich ist der Anteil der Internetnutzerinnen und -nutzer zwar höher, doch auch hier kann noch von keiner Sättigung die Rede sein: Laut Statistik Austria verfügen 2021 rund 95 Prozent der Haushalte über einen Internetzugang, der Report von Hootsuite und We Are Social sieht den Anteil in Österreich bei 89 Prozent.

Ebenso heißt es seitens der Social-Media-Experten, dass weltweit 4,33 Milliarden Menschen (also 55,1 Prozent) soziale Medien nutzen. In Österreich soll dieser Anteil bei 80 Prozent (7,21 Millionen Nutzerinnen und Nutzer) liegen, also weit über dem globalen Durchschnitt.

Die Plattformen der Jungen

Welche Plattformen bei jungen Menschen in Österreich beliebt sind, wird seit Jahren regelmäßig über den "Jugend Internet Monitor" abgebildet, der von Saferinternet.at erstellt wird. Laut diesem wird das Ranking von der Chat-App Whatsapp angeführt (98 Prozent), gefolgt von Youtube (93 Prozent), Instagram (84 Prozent) und Snapchat (75 Prozent).

Foto: Safer Internet

Mit 57 Prozent Nutzung unter Jugendlichen zwischen elf und 17 Jahren belegt Tiktok den fünften Platz – und ist mit einem Plus von 15 Prozentpunkten auch in Österreich der große Gewinner. Das Social Network Facebook verlor hingegen 15 Prozentpunkte und landete auf Platz sieben der beliebtesten Apps unter Jugendlichen.

Tiktok hebt ab

Dass Tiktok derzeit weltweit auf der Erfolgswelle schwimmt, wird von Branchenexperten bereits länger beobachtet. Im September teilte die aus China stammende Kurzvideoplattform mit, die Marke von einer Milliarde Usern geknackt zu haben.

Schaut man bei den Experten nach, so zeigt sich rasch, dass sie sich mit einer Prognose zu den Social-Media-Trends 2022 einig sind: Sowohl die Softwareanbieter Hootsuite und Talkwater als auch die deutsche Social-Media-Agentur Suxeedo gehen in aktuellen Blogbeiträgen davon aus, dass Tiktok 2022 weiter zulegen wird.

"Die Plattform für Kurzvideos ist seit Beginn der Covid-19-Pandemie nicht nur bei Jüngeren beliebt, sondern wird immer mehr von älteren Personen und Unternehmen genutzt", heißt es etwa bei Suxeedo. Laut dem App-Analyse-Anbieter App Annie könne die Nutzerzahl 2022 auf 1,5 Milliarden steigen – das wäre dann eine Wachstumsrate, die bisher keinem anderen Social Network gelungen ist.

Den Talkwater-Experten zufolge wird Tiktok auch verstärkt auf E-Commerce und Monetarisierung setzen. Unter anderem hat Tiktok in den USA kürzlich begonnen, Essen zu liefern.

Meta: Das schlechteste Unternehmen des Jahres

Während man sich bei Tiktok die Erfolge feiert, versucht man bei Facebook – welches seit diesem Jahr Meta heißt –, ein PR-Feuer nach dem anderen zu löschen. Das reicht von Klagen von Rohingya-Flüchtlingen bezüglich des Moderierens problematischer Inhalte bis zu Vorwürfen, dass unkontrollierter Instagram-Konsum bei Mädchen zu Suizidgedanken führe.

Aktuell sorgt nun auch noch die Umbenennung für Empörung. Weniger, weil der Name nicht der originellste der Welt ist, sondern weil der Facebook-Konzern gegen Privatpersonen und Unternehmen vorgeht, deren Name mit "Meta" in Verbindung steht. Nachdem etwa die australische Künstlerin Thea-Mai Baumann auf Instagram gesperrt wurde, weil sie unter dem Namen "Metaverse" dort vertreten war, erwischte es jetzt auch den österreichischen Shop "Metaware", der seit acht Jahren so heißt.

Dass derartige Aktionen nicht goutiert werden, liegt auf der Hand. Somit wurde Meta Ende 2021 durch die Nutzer von Yahoo Finance zum "schlechtesten Unternehmen des Jahres" gewählt – mit 50 Prozent mehr Stimmen als der Zweitplatzierte, der chinesische Shoppinggigant Alibaba. Mit ein Grund dafür waren die Enthüllungen der ehemaligen Meta-Managerin und jetzigen Whistleblowerin Frances Haugen.

PR-Aktivitäten und Regulierungen

Meta wird auch im kommenden Jahr viel Kommunikationsarbeit betreiben – so wie etwa beim jüngsten Earnings Call mit Finanzanalysten, als CEO Mark Zuckerberg meinte, dass die Spaltung der Gesellschaft kein Problem sei, das Social Media alleine löse könne: Dieses Problem habe es etwa in den USA schon lange vor dem Siegeszug sozialer Medien beziehungsweise vor Zuckerbergs Geburt gegeben.

Doch Gesetzgeber haben den Ernst der Lage inzwischen erkannt und schicken sich an, die Internetkonzerne – und darunter vor allem die Betreiber der sozialen Netzwerke – an die kürzere Leine zu nehmen. In der EU soll dies über den Digital Markets Act (DMA) und den Digital Services Act (DSA) geschehen. Hier steht neben der Bekämpfung von Hassrede unter anderem die Interoperabilität von Messengern auf dem Programm. Für das kommende Jahr werden diesbezüglich Fortschritte erwartet.

Die Zukunft liegt im Metaversum (sagt Mark)

Böse Zungen behaupten auch, dass Zuckerberg eigentlich nur Tabula rasa mit Facebooks schlechtem Image machen wollte, als er sein Unternehmen Ende Oktober 2021 den neuen Namen Meta gab. Das ist naheliegend – zugleich ist dieses ominöse "Metaversum" aber auch ein Geschäftsfeld, das wächst und an dem Meta stark partizipieren möchte.

Dass die damit verbundene VR-Technologie bereits weit entwickelt und allmählich reif für den Massenmarkt ist, haben wir an dieser Stelle ausführlich beschrieben. Gleichzeitig häufen sich Berichte rund um Millionenbeträge, die im Metaversum für virtuelle Grundstücke bezahlt werden – was das Geschäftspotenzial dieser neuen Welt illustriert, aber auch Sorgen um eine Spekulationsblase nährt.

Doch letzten Endes kann die Technologie nur beschränkt den Medienkonsum prägen – oder, plastischer gesagt: Idioten gibt es überall. So wurde zuletzt von ersten Fällen sexueller Belästigung im Metaversum berichtet. Es ist davon auszugehen, dass derartige Fälle PR-Abteilungen, Richter und Politiker auch im kommenden Jahr wieder beschäftigen werden. (Stefan Mey, 26.12.2021)