Auch ein Vorteil von Offline-Einkäufen: Kaum Targeting bei der Werbung.

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Onlineshopping verdrängt das Einkaufen in Offlinegeschäften – eine Entwicklung der vergangenen Jahre, die durch die Pandemie weiter beschleunigt wurde. Trotzdem gibt es Szenarien, in denen Offline gegenüber Online die Nase vorn hat: etwa wenn man die Produkte auch physisch ertasten will oder nicht von der Pünktlichkeit eines Botendienstes abhängig sein möchte. Gerade letzterer Punkt gewinnt diese Woche wieder an Relevanz. So habe auch ich nun mein gewohnt virtuelles Umfeld verlassen und mich in die Kohlestoffwelt begeben. Und wurde von diesem Neuland übermannt.

Zugangsbeschränkungen

Fangen wir mit dem an, was Online- und Offlinegeschäfte gemeinsam haben: ihre Inkonsistenz. Denn während in jedem Webshob die Log-in- und Paymentprozesse unterschiedlich sind, gibt es auch offline variierende Zugangsbeschränkungen: In einem Elektronikgeschäft wurde mein Impfstatus brav abgefragt, in ein Sportgeschäft konnte ich einfach hineinspazieren.

Im letztgenannten Shop trug die Verkäuferin zudem ihre FFP2-Maske konsequent unter der Nase – was mir vor Augen führte, mit wie vielen Gefahren die große Welt dort draußen verbunden ist.

Wo sind die Filter?

Überhaupt ist die Kommunikation mit Menschen in Echtzeit eine Besonderheit des Offlineshoppings – ohne die es oft nicht geht. Denn beim Betreten der Geschäfte suche ich verzweifelt das Suchfeld, um das Produkt meiner Wahl zu finden, filtern kann ich auch nicht. Stattdessen bewege ich mich mit der Macht meiner Beine durch die einzelnen Kategorien – oder, wie es dort heißt: Abteilungen – und suche mit dem bloßen Auge nach meinem Wunschprodukt.

Dabei mache ich Fehler. Ich glaube tatsächlich, dass der große Schriftzug "Gaming" bedeutet, dass es dort Gaming-Produkte gebe, und werde von der Verkäuferin barsch ans andere Ende des Geschäfts verwiesen. Denn PC-Gaming ist nicht gleich Xbox-Gaming – aber woher hätte ich als Offline-Noob das auch wissen können?

Keine Offline-Bots

In der neuen Abteilung angekommen, rede ich wieder mit einem Verkäufer und stelle mit Freude fest, dass er noch eine vergriffen geglaubte Spielekonsole lagernd hat – ein Pluspunkt, der alles zuvor Gesagte relativiert: Denn während im Web Bots die begehrten Konsolen en masse aufkaufen, käme es offline seltsam an, würde sich jemand mit 20 Konsolen an der Kassa anstellen. Letzten Endes hat Offline also sehr wohl noch seine Berechtigung – zumindest in Extremsituationen wie dem alljährlichen Vorweihnachtswahn. (Stefan Mey, 21.12.2021)