Bundeskanzler Karl Nehammer bekam seinen prominenten Auftritt bei der Lebensretterehrung im ORF. Die Aktion wurde vor vier Jahren vom Bundeskanzleramt initiiert.

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Es sind dramatische, berührende Geschichten, und jede einzelne verdient es, erzählt zu werden – auch auf der großen Bühne, die der ORF einmal pro Jahr bietet: von der Intensiv-Krankenschwester, die um das Leben der Corona-Patienten kämpft, über die Einsatzkräfte beim Waldbrand im Rax-Gebiet bis zu zwei Schülern, die nach einem Zugunfall zu Rettern werden. Sie stehen stellvertretend für viele, die vor den Vorhang gehören.

Zweimal hatte Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz* das Vergnügen, zur besten Sendezeit im ORF "Österreichs Heldinnen und Helden" zu ehren, einmal war Übergangskanzlerin Brigitte Bierlein zur Stelle. Am Montag bekam Kurz-Nach-Nachfolger Karl Nehammer seinen großen Auftritt. Faustgruß mit Moderatorin Barbara Stöckl und vier Minuten Kuschelkurs, um die vielen Heldinnen und Helden eines weiteren Pandemiejahrs zu erwähnen: Von den Geimpften über die Kinder und Jugendlichen bis zu Polizei und Heer sowie dem Pflegepersonal war alles dabei. "Da gibt es kein Homeoffice, man muss nahe am Menschen sein."

Kanzler im Bild, Klappe zu

Na bumm, das stimmt alles und verdient größten Respekt, nur, für diese salbungsvollen Worte braucht es keinen Kanzler. Und es braucht auch keinen Kanzler, dessen Sitz im Saal wie ein kleiner Thron bei den Medaillen platziert wurde, die alle Geehrten entgegennahmen. Auftritt Nehammer: aufstehen, Sakko zuknöpfen, Faustgruß und ein herzliches "Danke für Ihren super Einsatz". Kanzler im Bild, Klappe zu.

Und das ist das leidige Problem der Sendung Lebensretter 2021 – Österreichs Heldinnen und Helden, die heuer zum vierten Mal auf Initiative des Bundeskanzerlamts und in Kooperation mit der Kronen Zeitung stattfand. Ein Triumvirat, das sich gegenseitig auf die Schulter klopft. Oder warum darf Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) vor Ort sein, flankiert von ORF-Chef Alexander Wrabetz und Krone-Chefredakteur Klaus Herrmann, und sich demütig bei den Freiwilligen bedanken? Ach ja, sie ist als Ministerin auch für das Ehrenamt zuständig. Das reicht anscheinend.

Mehr Politikdistanz und weniger -pathos täten der an sich würdigen Initiative jedenfalls gut, wenn im kommenden Jahr wieder die Heldinnen und Helden geehrt werden. (Oliver Mark, 21.12.2021)