Mit neuen gesellschaftlichen Entwicklungen verändert sich auch die Sprache. Irgendwie muss man das Ding ja nennen. Das Zukunftsinstitut sammelt alljährliche neue Sprachkonstrukte für Phänomene, die erst in die allgemeine Wahrnehmung sickern.

Die Angst der Babyboomer vor dem Alt-Wirken etwa heißt Boomerangst. Manpliments sind Komplimente von Männern an Frauen für Dinge, die sie genauso gut können – als wäre es eine große Sache, einen Nagel einzuschlagen. Miss Rona ist eine sprachliche Verniedlichung der Corona-Auswirkungen unter Jugendlichen.

Welche Wortschöpfungen uns in diesem Jahr begegnen und was sie bedeuten:

Pandemials

Ist eine Bezeichnung für die Nachfolgegeneration der Millennials und der Generation Z, die in besonderem Maße geprägt ist von den Maßnahmen der Corona-Pandemie. Sie können mit basalem (neuem) Verhalten wie Desinfektion und Maskentragen fast selbstverständlich umgehen, weil sie damit aufwachsen.

Cam-Shaming

Bezeichnet den sozialen Druck in Videokonferenzen, die Kamera einzuschalten. Mit zunehmender Onlinemeeting-Flut sind allerdings viele Menschen versucht, die Kamera auszuschalten. Cam-Shaming versucht das zu unterbinden und alle zu einem professionellen Kamerasetting und immer auch bildlicher Präsenz zu zwingen.

Technäpfchen

Ist ganz einfach eines der vielen möglichen Fettnäpfchen in der Welt der Videokonferenzen – von der fehlenden Garderobe bauchabwärts bis zum eingeschalteten Mikro, das die unfreundlichen Kommentare allen zu hören gibt ...

Homeoffice, Social Media und Gender-Shift schlagen sich auch in der Sprache nieder.
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Linkedin-Flex

Bezeichnet den Trend zur Selbstbeweihräucherung im Business-Netzwerk Linkedin. Flexen bedeutet, sich in Szene zu setzen. Dort wird ein Jobwechsel mit "honoured and humble" verkündet, ein kleines Praktikum als "life-changing-event". Jedes noch so unbedeutende Detail wird aufgeblasen zur "thrilling personal journey". Die Generation Z macht sich einen Spaß daraus, die Älteren mit totaler Demuts- und Übertreibungsinszenierung zu parodieren.

Nocoiner

Ist ein Begriff aus der Krypto-Szene und bezeichnet einen Menschen, der keine Kryptowährungen besitzt und skeptisch ist. Oft wird diese Bezeichnung abfällig verwendet, Rückständigkeit wird zugeschrieben.

Femboy

Ist die Kurzform von feminine boy und wird auf den neueren Social Media für Burschen und junge Männer verwendet, die sich nicht entsprechend traditioneller Geschlechterrollen verhalten und mit femininen Attributen experimentieren. Als weiblich wahrgenommener Kleidungs- oder Kosmetikstil ist allerdings nicht automatisch mit sexueller Orientierung verknüpft, es geht mehr um gender-nonkonformes Verhalten.

Vegourmet

Beschreibt die wachsende Zahl an Menschen, die sich nun bewusster und vermehrt pflanzlich ernähren. Damit stellt sich nun auch das Angebot von Restaurants um, die Ansprüche an Ernährung werden auch den Business-Lunch verändern.

Finsta

Zusammengesetzt aus Fake und Instagram ist "Finsta" unter Teenagern verbreitet. Auf Instagram wird für die Welt ein ideales Profil gepostet, ein paar enge Freunde dürfen die wirklichkeitsnähere Version sehen, in der weniger Darstellungsaufwand getrieben wird und Prestige nicht im Vordergrund steht: Auf dem Finsta-Account findet sich die echte Welt. (kbau, 2.1.2022)