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Auf der Plattform sind vor allem explizite Inhalte zu finden.

Foto: Reuters / Andrew Kelly

Onlyfans ist anders als herkömmliche Social-Media-Plattformen. Will man die Inhalte von Content-Schaffenden sehen, muss man in der Regel ein kostenpflichtiges Abonnement abschließen. Hinter der Paywall warten vor allem Nacktbilder und explizite Videos von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern – und die Möglichkeit, ebendiesen Direktnachrichten zu schicken. Damit verfolgt das Unternehmen ein erfolgreiches Geschäftsmodell. Eigenen Aussagen zufolge erstellen etwa zwei Millionen User Inhalte für rund 130 Millionen Abonnenten.

Angesichts dieser Zahlen scheint die Beantwortung aller Nachrichten immer schwieriger zu werden. Gleichzeitig ist sie notwendig, um zahlende Kunden an sich zu binden. Seit einiger Zeit gibt es deshalb spezifisch auf Onlyfans ausgerichtete Managementfirmen, wie "Businessinsider" berichtet. Diese sollen Models nicht nur bei der Inhaltserstellung und Vermarktung helfen, sondern Kundenbetreuer engagieren, die sich als Inhaltsschaffende ausgeben, um auf kostenpflichtige Nachrichten zu antworten.

Account-Manager und User-Nachrichten

Besonders erfolgreich sei damit die kalifornische Agentur Unruly Agency, die unter anderem Instagram-Stars wie Charly Jordan und den "Too Hot to Handle"-Teilnehmer Harry Jowsley vertritt. "Insider" hat mit drei früheren Angestellten und drei Kunden gesprochen, laut denen die Agentur eine Reihe von Account-Managern beschäftige, deren Arbeit fast ausschließlich aus der Beantwortung bezahlter Fan-Nachrichten bestehe.

Im November reichten zwei ehemalige Mitarbeiter von Unruly deshalb Klage ein. In dieser erheben sie laut den Berichterstattern den Vorwurf, dass Fans in Konversationen ihre "tiefsten und innersten persönlichen Geheimnisse einschließlich sexueller Fantasien und Fetische" preisgeben würden, weil sie denken, dass sie Influencerinnen oder Influencern schreiben. Die Agentur habe von ihnen verlangt, "die Fans absichtlich zu belügen, zu täuschen und in die Irre zu führen".

Diese behauptet wiederum, dass die Vorwürfe "weit gefasst" und "nicht durch Beweise gestützt" seien. Stattdessen sei sie "zuversichtlich, diese Angelegenheiten vor Gericht erfolgreich zu lösen". Das Unternehmen freue sich darauf, die Behauptungen auf dem Rechtsweg zu widerlegen.

Porno-Bann oder nicht?

Onlyfans sorgte zuletzt für Schlagzeilen, weil es im August ein Verbot aller pornografischen Inhalte ankündigte. Ein Plan, den die Onlineplattform wenige Tage später wieder zurückzog. Die ursprüngliche Entscheidung rechtfertigte das Unternehmen mit Sitz in London damit, eine "inklusivere" Plattform werden zu wollen. Der wirkliche Grund war allerdings ein neues Regelwerk des Zahlungsanbieters Mastercard.

Die geplante Porno-Sperre habe man schlussendlich stoppen können, weil es Signale von Partnern im Bankenbereich gegeben habe, hieß es damals in einer Mitteilung des Unternehmens: "Wir haben die notwendigen Zusicherungen bekommen, um unsere vielfältige Gemeinschaft von Urhebern aufrechtzuerhalten." Zuvor beschwerte sich Geschäftsführer Tim Stokely in der "Financial Times" noch darüber, von Banken, die um ihren Ruf fürchten, zur Änderung gedrängt worden zu sein.

Kritik an Onlyfans äußerte in der Vergangenheit unter anderem die BBC. In einer Dokumentation deckte diese auf, dass immer wieder illegale Inhalte auf der Plattform landen. Grund dafür sei unter anderem fehlerhafte Alterskontrolle für neue Anbieter, weshalb immer wieder einschlägige Inhalte Minderjähriger auf der Plattform zu finden sein sollen. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück.

Vorgaben der Zahlungsdienstleister

Onlyfans ist jedoch nicht die einzige Plattform, die von Mastercards neuen Spielregeln betroffen ist. Für pornografische Inhalte verlangt der Zahlungsanbieter künftig die Dokumentation von Alter und Identität aller zu sehenden Darstellerinnen und Darsteller. Dasselbe gilt für jene Personen, die für den Upload verantwortlich sind. Außerdem sollen Plattformen sowohl Inhalte als auch Dokumente vor Veröffentlichung überprüfen. Beschwerden über illegale oder nonkonsensual hochgeladene Inhalte sollen innerhalb von maximal sieben Tagen behandelt werden.

Grund für Mastercards Vorstoß dürften mitunter die letztjährigen Vorwürfe gegenüber Pornhub sein, mit Missbrauchsinhalten Geld zu verdienen. Laut der "New York Times" habe damals eine Suche nach Inhalten, die Minderjährige zeigen, hunderttausende Ergebnisse geliefert. Zwar würden die meisten Videos keinen tatsächlichen Kindesmissbrauch zeigen. Das Alter von Darstellerinnen festzustellen sei jedoch unmöglich.

Visa und Mastercard reagierten auf die Berichterstattung mit der Einstellung aller Zahlungen auf der Pornoplattform. Letztere löschte daraufhin einen Großteil aller Videos, genauer gesagt all jene, die aus unverifizierten Quellen stammten. Seit Februar müssen sich User vor dem Upload über Drittanbieter verifizieren. (mick, 22.12.2021)