Nicole Billa war bereits 2019 Österreichs Fußballerin des Jahres.

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Dass die Prophetin im eigenen Land nichts gilt, stimmt im Fall Nicole Billa nicht. Die 25-jährige Tirolerin aus Angerberg bei Wörgl, die für die TSG Hoffenheim am laufenden Band Tore schießt, wurde nur deshalb erst knapp fünf Monate nach ihrer Kür zu Deutschlands Fußballerin des Jahres auch Österreichs Fußballerin des Jahres. Das lag daran, dass die Austria Presse Agentur die sportlich Verantwortlichen der zehn Frauen-Bundesligaklubs ihre Wahl erst Ende des Jahres treffen lässt. Das Fachmagazin Kicker will eher eine Saison gewürdigt sehen, kürt also im Sommer.

So oder so hat sich Billa gefreut. Erst darüber, in einem Atemzug mit Robert Lewandowski genannt zu werden, dem deutschen Fußballer des Jahres. Und nun darüber, mit einem Rekordergebnis und zum zweiten Mal nach 2019 auch daheim gewonnen zu haben.

Deutsche Torschützenkönigin

Jedes andere Ergebnis wäre eine Überraschung gewesen. Billa, die seit 2015 für den Bundesligaklub bei Karlsruhe kickt, war in der Saison 2020/21 mit 23 Treffern deutsche Torschützenkönigin. Die erst zweite deutsche Fußballerin des Jahres ohne deutschen Pass hat seither auf Vereinsebene schon wieder elfmal genetzt – und dazu für Österreich neunmal. Die Gesamtausbeute im Team, für das Billa 2015 als 17-Jährige debütierte, liegt bei 38 Toren aus 74 Spielen.

Das alles ist Resultat einer Leidenschaft, die, einmal in der 1,68 Meter hohen Sportlerin geweckt, offenbar unaufhaltsam an die Spitze führt. Vor dem Fußball galt Billas Leidenschaft dem Kickboxen, das ihr die Mutter ans Herz legte, weil es der Tochter an Durchsetzungsvermögen und Selbstvertrauen mangelte. Je drei WM- und EM-Titel bei den Juniorinnen folgten.

Früh auf dem Platz

Der Fußball gewann allerdings die Oberhand, Billas Vater war Trainer beim SV Angerberg, die Tochter schon als Fünfjährige mit auf dem Platz. Mit 15, als Spielerin von Wacker Innsbruck, kam Billa ins Nationale Zentrum für Frauenfußball in St. Pölten, als Torjägerin des FSK St. Pölten-Spratzern war sie eine der ersten Absolventinnen, die es ins Nationalteam schafften, das 2017 mit Rang drei bei der EM in den Niederlanden voll ins Rampenlicht trat.

Billa kann als Legionärin, die Spitzenklubs aus ganz Europa im Visier haben, durchaus vom Fußball leben. Eine Ausbildung als Erzieherin hat sie aber in der Hinterhand. Und eine Stelle als Springerin für 16 Stunden in einem Kindergarten – als Ausgleich und Herzenswärmer für eine Vollstreckerin. (Sigi Lützow, 21.12.2021)