Ordnungscoach Petra Gruber berät beim Aussortieren und Wiedereinräumen.

Foto: Christian Fischer

Petra Gruber bedankt sich nicht bei Dingen, die sie aussortiert, und sie begrüßt auch keine Räume. "Ich gehe das weniger esoterisch an", sagt die Ordnungsberaterin und fügt hinzu, dass die Bemerkung gegenüber Marie Kondo keinesfalls spitz gemeint ist. Sie selbst hat einige Tipps von der Japanerin übernommen, die die gleichnamige Entrümpelungsmethode ins Leben gerufen und damit ein neues Jobprofil geschaffen hat.

Die Kondo-Methode funktioniert laut Gruber gut für Netflix, sie wolle es aber individueller angehen. Bei ihren Kundinnen und Kunden gehe es weniger um die Frage, ob Kleid, Koffer oder Keramiktopf noch glücklich machen; Ziel sei vielmehr, ein leichtes, freies Wohngefühl zu schaffen.

Für Stadtplaner, Landkarten und CDs gibt es mittlerweile platzsparende und meist besser funktionierende Apps.
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Damit das gelingt, holen sich auch hierzulande immer mehr Menschen Unterstützung. "Wer nicht mit seinem Hund klarkommt, geht zum Hundetrainer, genauso legitim ist es, sich Hilfe für die eigenen vier Wände zu holen", sagt Gruber. Der Blick von außen sei hilfreich, außerdem trennen sich die Menschen leichter von Dingen, wenn sie durch den Prozess begleitet werden.

Gruber ist erst seit wenigen Monaten als Ordnungscoach tätig und von der guten Nachfrage positiv überrascht. Viel Konkurrenz hat sie trotzdem noch nicht ausfindig gemacht. Rund zehn Personen seien es österreichweit. Eine Google-Suche spuckt ein ähnliches Ergebnis aus.

Der kleinste Auftrag umfasst ein Schlafzimmer inklusive Schrank, der größte umfasst 25 Stunden und damit eine ganze Wohnung. Pro Stunde verlangt sie 60 Euro. Im Paket werde das günstiger. Pro Termin werde ein Thema (zum Beispiel der Abstellraum) bearbeitet.

Öffnen und leeren

Dazu muss erst einmal alles raus. Eine Schublade, ein Schrank, ganz egal, was es ist: öffnen und leeren. "Über diesen Punkt muss jeder drüber", sagt Gruber. Dabei kämen häufig Dinge zum Vorschein, von denen man nicht weiß, dass man sie (noch) besitzt, oder die man schon lange gesucht hat. "Letztens ist ein verloren geglaubter Reisepass aufgetaucht", sagt Gruber.

Was fast überall zu finden ist? Post, Dokumente und Zeitungen – kurz: alles in Papierform. Wichtig beim Aussortieren sei vor allem, zu hinterfragen, welche Gegenstände wichtig sind. Wer sich nicht von einer Vase oder einem Möbelstück trennen kann, muss das auch nicht tun.

Die Ordnungsberaterin hat selbst vor wenigen Jahren ihre komplette Wohnung aussortiert. Nachdem ihr Mann verstorben war, sah sie sich vor der Herausforderung, die bisherige gemeinsame Wohnung ganz zu ihrer eigenen zu machen. Übrig geblieben ist etwa ein kleiner Rauchertisch, den sie nicht nutzt. Sie habe lange überlegt und ist zu dem Schluss gekommen: "Den mag ich, der bleibt."

Eine Entscheidungshilfe ist laut Gruber, die Gegenstände aus dem Blickfeld zu räumen und für einen Monat im Keller zu verstauen. Danach fällt die Entscheidung schon leichter. Wichtig ist aber eine fixe Deadline. Wer sich schlussendlich trennen will, hat drei Optionen: verkaufen, verschenken, entsorgen.

Einräumen mit System

Die Gegenstände, die bleiben, können in Kategorien wie etwa Kleidung, Reinigungsmittel, und Werkzeug eingeteilt und wieder eingeräumt werden. Es wohne sich um einiges leichter, wenn man nicht alles suchen muss, ist Gruber überzeugt. Daher mache etwa bei Kleidung das Kondo'sche Rollen Sinn.

Gerollt statt gestapelt sieht man die gesamte Sportkleidung auf einen Blick
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Beim Einräumen ist es wichtig, einen Überblick zu schaffen. Gruber selbst ist besonders stolz auf einen alten Setzkasten, den sie zur Schmuckschatulle umfunktioniert hat. So sehe sie alles auf einen Blick.

Der alte Setzkasten dient als übersichtliche Schmuckschatulle.
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Grubers letzter Tipp: Lexika, alte Kassetten und Stadtpläne wie Straßenkarten funktionieren am besten digital. Dort nehmen sie auch keinen Platz weg, sofern das Smartphone von Zeit zu Zeit ausgemistet wird. (Julia Beirer, 28.12.2021)