Wien – Im Look der "Kurier"-Beilage "Freizeit" präsentiert sich das diesjährige "Falter"-Satireheft "Best of Böse" als "Geilzeit" mit Sebastian Kurz und seiner Frau Susanne Thier als Josef und Maria mit entblößter Brust und Jesuskind als Heiliger Familie. Die Familien-, Frauen- und künftige Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) verurteilt die Montage auf Twitter als "sexistisch und geschmacklos". Der Presserat prüft die Montage nach mehreren Beschwerden.

"Sexistisch": Grüne Mediensprecherin kündigt Beschwerde an

Eva Blimlinger, Mediensprecherin der Grünen, kündigte eine Beschwerde über die aus ihrer Sicht überaus sexistische Montage an. Es sei "herabwürdigend", Thier mit entblößter Brust ins Zentrum der Darstellung zu setzen. Thier sei eine Privatperson.

Die grüne Mediensprecherin sieht die Darstellung nicht eindeutig, als Maria könnte nach ihrer Wahrnehmung auch Familienministerin Raab dargestellt sein. Würde Raab hier als Ministerin stillend dargestellt, bedeutete dies eine "absolute Diskriminierung", sagt Blimlinger.

Mehrere Beschwerden beim Presserat

Der Presserat berichtet von mehreren Beschwerden über die Montage seit Dienstag. Der Senat 1 des Presserats werde sich in seiner nächsten Sitzung im Jänner damit befassen, kündigte das Selbstkontrollorgan der österreichischen Presse an.

"Völlig unbeteiligte Privatpersonen"

Mit der Montage würden "völlig unbeteiligte Privatpersonen in die Öffentlichkeit gezogen und dort bloßgestellt", twitterte Raab – das "überschreitet eine Grenze".

Die Montage anhand des Bildes "Die Heilige Familie mit Hirten" von Jacob Jordaens sorgt seit Dienstagabend auch für heftige Debatten auf Twitter – so wie schon viele "Best of Böse"-Ausgaben der Wiener Wochenzeitung in den vergangenen Jahren, etwa über die Sehkraft und Brille von "ZiB"-Moderatorin Nadja Bernhard – auch damit befasste sich der Presserat und fand die Satire medienethisch zulässig – oder eine fiktive Barttrimmer-Werbung mit dem damaligen FPÖ-Chef Norbert Hofer.

Die Montage zeigt Kurz mit Rauschebart als Josef und Thier als Maria mit entblößter Brust und dem Jesuskind. Dahinter Kurz' Kurzzeitnachfolger Alexander Schallenberg im Kanzleramt und Herbert Kickl (FPÖ).

Nach den Grünen hat sich laut Presserat auch der Wiener FPÖ-Obmann Dominik Nepp mit einem Antrag auf Einleitung eines selbstständigen Verfahrens an das Selbstkontrollorgan gewandt. Der Dritte Landtagspräsident Manfred Juraczka (ÖVP) nannte das Cover in einer Aussendung "eine Chuzpe, die ihresgleichen sucht und an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten ist". "Regelrecht fassungslos und geradezu sprachlos angesichts dieser Unverfrorenheit" zeigte sich die Frauensprecherin der Volkspartei Wien, Sabine Keri.

Viktoria Spielmann, Landtagsabgeordnete der Wiener Grünen, kommentierte die Darstellung auf Facebook als "komplett daneben, sexistisch und herabwürdigend". (red, 22.12.2021)