Christian Eriksen im Länderspiel gegen Wales im September 2018.

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Christian Eriksen schuftet für sein persönliches Wunder. Der Traum von der Rückkehr in den Profifußball treibt den 29-Jährigen an, Tag für Tag arbeitet er hartnäckig an seinem kaum mehr für möglich gehaltenen Comeback. "Die Zukunft sieht rosig aus", verkündete sein Berater Martin Schoots jüngst die frohe Weihnachtsbotschaft. Eriksen fühle sich "großartig". Es gebe für seinen Schützling "keinen Grund", nicht zu hoffen, weiterhin Profifußballer zu sein.

Anfang Dezember kehrte das dänische Idol schonmal bei seinem Heimatverein Odense BK auf den Trainingsplatz zurück, erstmals standen wieder fußballspezifische Übungen auf dem Programm.

Herzschrittmacher

Am Abend des 12. Juni hätte das wohl kaum einer für möglich gehalten. Was waren das bange Minuten im Kampf um Leben und Tod im Kopenhagener Parken-Stadion, als Eriksen wie vom Blitz getroffen im EM-Vorrundenspiel gegen Finnland in der 43. Minute zusammensackte?

Regungslos lag der Mittelfeldspieler nach einem Herzstillstand auf dem Rasen, Notärzte kämpften minutenlang mit einem Defibrillator um sein Leben – die Fußball-Welt hielt den Atem an. Dieser Schock werde "für immer" bleiben, sagte Kapitän Simon Kjaer.

Erst nach gut einer Stunde kam aus dem Krankenhaus die erlösende Entwarnung. Am Tag danach wurde Eriksen ein fester Herzschrittmacher eingesetzt, schnell fand der zweifache Familienvater seine Lebensfreude wieder.

Alles, nur nicht in Italien

In aller Ruhe gönnte er sich Erholung im Kreise seiner Liebsten, doch seine flammende Leidenschaft für den Fußball erkaltete nie. "Er liebt Fußball. Das ist sein Leben. Er hat immer noch Bock", verriet Mitspieler Yussuf Poulsen der Süddeutschen Zeitung: "Es wäre schön, wenn er wieder Fußball spielen dürfte – wo auch immer."

In Italien ist das mit einem eingesetzten Defibrillator verboten. Deshalb einigte sich Eriksen kürzlich mit seinem bisherigen Klub Inter Mailand auf eine Vertragsauflösung.

Es sei "noch zu früh", um etwas über die weiteren Schritte seines Klienten zu sagen, berichtete Schoots der Zeitung Ekstra Bladet: "Italien ist das einzige Land, in dem er nicht spielen kann, aber es gibt vier interessierte Klubs."

Darunter sei einer aus seiner dänischen Heimat. Eriksen jedenfalls arbeite "hart, und ich bin froh darüber, dass er dies in den vergangenen Monaten in Ruhe tun konnte", führte Schoots aus.

Eriksen in Katar dabei?

Seine Nationalmannschaftskollegen stehen jedenfalls uneingeschränkt hinter ihm. Was die 2021 "für Christian" leisteten, war aller Ehren wert. Erst der Sichtschutz während der Behandlungsmaßnahmen auf dem Feld, dann der wunderbar offene Umgang mit den eigenen Emotionen und zu guter Letzt sportliche Glanzleistungen beim berührenden Siegeszug bis ins Halbfinale oder der makellosen WM-Qualifikation.

Und vielleicht kann Eriksen seinen Teamkollegen bei der Weltmeisterschaft in Katar ja sogar schon wieder sportlich helfen. (sid, 22.12.2021)