Welchen Mehrwert bietet der Roboter?

Foto: Amazon
Foto: GTA The Trilogy

Das Tech-Jahr 2021 neigt sich dem Ende zu. Und wie immer, wenn Silvester naht, ist es langsam an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Heuer sind viele gute Produkte erschienen, haben uns spannende Games unterhalten und technische Innovationen begeistert.

Wo viel Licht ist, ist aber bekanntlich auch Schatten. Dorthin, genauer gesagt auf acht heurige Fails, werfen wir einen Blick in dieser (natürlich unvollständigen) Auswahl.

Donald Trumps Blog / Truth Social

Nach dem Sturm auf das US-Kapitol im Jänner wurde es ruhig um den kurz danach abgetretenen Präsidenten Donald Trump. Das lag auch daran, dass mehrere große soziale Netzwerke ihm endgültig die Bühne entzogen. Insbesondere der Verlust seines Lieblingskanals Twitter dürfte den abgewählten Staatschef geschmerzt haben.

Seine Comebacks floppten allerdings. Während seine Anwälte auf der Suche nach angeblichem Wahlbetrug von einem Fettnäpfchen ins nächste stolperten, scheiterte auch die digitale Wiederauferstehung. Was als "beherzte Rückkehr" in die sozialen Medien angekündigt worden war, ging im Mai ans Netz. Und entpuppte sich als simpler Propagandablog mit kurzen Postings im Twitter-Stil.

Foto: AFP/Mandel Ngan

Die Rezeption war ähnlich trostlos wie die Plattform selbst, weswegen sie nach einem Monat auch schon wieder eingestellt wurde. Zuvor hatte sich schon der Trump-Fan und Mypillow-Chef Mike Lindell mit einem eigenen Projekt, Frank Speech, ins Rennen geworfen. Das geplante Netzwerk ist heute eine Frontseite für Lindells Livestream und dessen Verschwörungsinhalte.

Im Juli folgte dann der Rechtsextreme Jason Miller mit Gettr, das seinen Einstand mit einem beachtlichen Datenleck gab. Hacker konnten einfach über eine schlecht eingebundene Programmierschnittstelle Namen, Mailadressen und Geburtsdaten von damals 85.000 registrierten Nutzern abfragen. Nach letzten Informationen hat Gettr rund drei Millionen Nutzer und ist damit deutlich von der Reichweite der großen Netzwerke entfernt.

Trump selbst will es nun noch einmal wissen. Derzeit sammelt der Präsident, der nach medialen Zählungen so viel gelogen hat wie noch kein Amtsträger vor ihm, Geld für den Launch von Truth Social. Eine Milliarde Dollar Investorengeld konnte dafür aufgestellt werden. Einen Erfolg garantiert das freilich nicht, denn zum einen verfügen Facebook und Co über eine wesentlich größere "Kriegskasse", und zum anderen scheiterten selbst Tech-Riesen wie Google bereits an dem Versuch, sich in diesem Feld zu etablieren. Das Schicksal bisheriger rechter Plattformen – die allesamt entweder eingestellt wurden oder ein Nischenangebot blieben – ist auch kein Grund für hohe Erwartungen.

Activision-Blizzard

Mit der Einstellung der eigenen E-Sport-Bemühungen rund um das Moba Heroes of the Storm, Verfehlungen bei World of Warcraft und dem Debakel rund die "Reforged"-Ausgabe von Warcraft 3 hat Activision-Blizzard in den vergangenen Jahren viele Sympathien verspielt. Im Frühsommer gesellte sich dazu dann ein konzernweiter Sexismusskandal. Jahrelang wurden Frauen oft schlechter bezahlt und immer wieder Opfer von sexuellen Übergriffen bis hin zu angezeigten Vergewaltigungen. Unterstützung von Vorgesetzten und der Firmenspitze gab es hingegen kaum.

Asmongold TV

Auch die von Langzeit-CEO Bobby Kotick versprochene Umkrempelung der Firmenkultur lässt auf sich warten. Die zur Blizzard-Co-Chefin bestellte Jen Oneal trat nur wenige Monate danach wieder von ihrem Posten zurück und wird dem Konzern mit Jahresende den Rücken kehren. Schon einen Monat nach ihrer Beförderung hatte sie in einem internen Schreiben Zweifel an der Reformfähigkeit des Konzerns mit der aktuellen Führung geäußert.

Dass Kotick mehr über die zahlreichen Übergriffe gewusst haben dürfte, als er zunächst zugab, und darüber hinaus auch selbst problematisches Verhalten an den Tag gelegt haben soll, macht es nicht besser. Intern steigen viele Mitarbeiter auf die Barrikaden. Auch der Druck von außen, darunter wichtige Partner wie Sony, Microsoft und Nintendo, wächst.

Freedom Phone

Während Trump und sein Zirkel eigene Netzwerke an den Start bringen, versucht es der Bitcoin-Millionär Eric Finman mit einem Handy für Anhänger "alternativer Fakten". Das Freedom Phone soll mit hoher Sicherheit und einem "uncancelbaren App-Store" punkten, dazu sind die Apps einschlägiger Netzwerke sowie des Verschwörungssenders OAN gleich auf dem "Freedom OS"-System vorinstalliert.

Foto: Freedom Phone

Ganz und gar nicht alternativfaktisch sind die Bedenken rund um das Gerät, die Tech-Experten und Sicherheitsspezialisten äußerten. Denn für einen vergleichsweise hohen Preis wird hier ein Einsteiger-Android-Handy verscherbelt, das im Prinzip nur eine leicht veränderte Variante eines Geräts des mittelmäßig bekannten chinesischen Herstellers Umidigi ist. Dass dieser schon für seine unter dem Eigennamen verkauften Handys nur sporadisch Aktualisierungen liefert, verheißt nichts Gutes.

Für gewisse Erheiterung sorgte auch, dass das Freedom Phone sich zwar an Käufer richtet, die Apple, Google und Co für eine linkslinke Verschwörung halten, aber dennoch mit Apple Play bezahlt werden konnte. Auf der Website suggeriert man hohe Nachfrage mit entsprechenden Wartezeiten für die Lieferung. Das aber freilich, ohne jemals konkrete Zahlen zu nennen. Ein Schelm …

Amazon Astro

E-Commerce-Riese Amazon will das Zeitalter der Haushaltsroboter einläuten und hat im September Astro vorgestellt. Die auf putzig getrimmte Maschine soll Unterhaltung bieten, Smart-Home-Geräte auf Kommando steuern, kluge kontextorientierte Antworten geben und bei Einbrüchen warnen.

amazon

Damit wirft das Gerät auch eine Reihe von Fragen auf. Da wäre etwa: Welchen Mehrwert bietet es zu einem smarten Lautsprecher mit Bildschirm, wenn man davon absieht, dass es fahren kann? Und will man wirklich ein vernetztes Gerät mit KI und Kameras durch die eigenen vier Wände rollen lassen? Schon Smart Speaker sorgen bei Datenschützern tendenziell für ziemliches Unbehagen. Und wer möchte für einen solchen Roboter 1.000 bzw. 1.500 Dollar ausgeben?

Erste Antworten darauf werden wir wohl kommendes Jahr bekommen, sollte Amazon den Roboter dann außerhalb seines Probeprogramms verfügbar machen. Ob wir für diese Zukunft bereit sind – oder sein wollen –, darf zumindest angezweifelt werden.

"GTA: The Trilogy – Definitive Edition"

Eigentlich wollte Rockstar Games den Fans der Grand Theft Auto-Reihe mit aufgefrischten Versionen von GTA 3, GTA: Vice City und GTA: San Andreas eine nostalgische Weihnachtsfreude bereiten. Stattdessen warf man allerdings die Frage auf, ob die Sammlung es jemals in die Qualitätssicherung geschafft hat.

Denn die Games waren und sind teilweise noch gespickt mit teils skurrilen Fehlern. Dazu gehören etwa eine höchst seltsame Fahrzeugphysik, Autos, die bei bestimmten Manövern größer werden, Spieler, die im Boden verschwinden, und Charaktere mit bizarr verformten Gesichtern, Gliedmaßen und Animationen.

GameSpot

Dazu gesellten sich andere Ärgernisse wie Abstürze und nicht abschließbare Aufgaben. Die Spieler reagierten auf diese Umstände wenig überraschend verärgert. Seit dem Launch ist Rockstar damit beschäftigt, die Wogen zu glätten. Neben dem Versprechen, die Probleme mit Patches zu beheben, erhalten Käufer der nominierungswürdigen Gurke nun auch die Möglichkeit, eines von fünf anderen Games des Herstellers kostenlos zu erhalten.

Battlefield 2042

Fast nach dem Prinzip "Hold My Beer" lief nur eine Woche später der Start von Battlefield 2042 ab. Schon bei Vorabevents hatte der Multiplayer-Shooter von Electronic Arts und Dice, vorsichtig formuliert, eine eher unfertige Figur abgegeben. Dennoch verzichteten Entwickler und Publisher auf eine Verschiebung.

Also entdeckte auch die breite Spielerschaft, dass teilweise sogar Inhalte und Features fehlten, die einige Monate zuvor in Präsentationen noch zu sehen gewesen waren, und schlossen auch Bekanntschaft mit allerlei Bugs, die das Spielvergnügen weiter trübten. Selbst Basics wie ein Ingame-Scoreboard und Voicechat waren "missing in action". Auf der Spieleplattform Steam stieg das Game teilweise bis in die Top Ten der am schlechtesten rezensierten Games auf.

Auch hier folgten eilig Versprechungen, dass man die Fehler beseitigen und zahlreichen Content nachliefern werde. Das linderte das Gefühl, zu zahlenden Betatestern gemacht worden zu sein, aber kaum. Welche Inhalte wann kommen sollen, stand nach dem Launch auch noch nicht fest, Brancheninsider Tim Henderson berichtete von "Planungschaos". Es sollte eine Woche dauern, ehe eine grobe Roadmap veröffentlicht wurde.

Zudem wurde berichtet, dass Electronic Arts das Dice-Team in Stockholm neu aufstellen will. Ob das den Reparaturarbeiten an Battlefield 2042 eher hilft oder schadet, wird sich noch weisen.

Telegram

Es ist dem Telegram-Gründer Pawel Durow durchaus anzurechnen, dass er etwa den Begehrlichkeiten russischer Behörden nicht nachgegeben hat. An der Plattformpflege hapert es allerdings. Denn der verschlüsselte Messenger hat sich – leider – zur "zentralen" Plattform für Wahnsinn aller Art entwickelt. In der öffentlichen Wahrnehmung scheint man mittlerweile mehr dafür bekannt zu sein denn für die Bereitstellung eines sicheren Kommunikationsdiensts.

Rechtsextreme Ideologen, Verschwörungserzähler, ergänzt um neue Themen seit der Corona-Pandemie – von Xavier Naidoo über Attila Hildmann und Michael Wendler bis zu Schwurblern und Hasspredigern, die dort teilweise schon lange vor 2020 präsent waren. Lange hat man dem Treiben ziemlich tatenlos zugesehen und nur in sehr extremen Fällen, wie etwa konkreten Gewaltdrohungen ukrainischer Neonazis, Maßnahmen gesetzt.

Seitdem werden immer wieder einmal größere und kleinere "Problemkanäle" vor die Tür gesetzt, nur um bald darauf neu angelegt zu sein. Eine wirklich nachvollziehbare Linie fehlt allerdings. Eingriffe wollen natürlich gut überlegt sein, keine Frage. Mit dem Laissez-faire rund um Hass und Desinformation könnte man sich aber auch ins eigene Bein schießen, leistet es doch der Argumentation von Behörden und Politikern Vorschub, die gerne Hintertüren in verschlüsselte Messenger einbauen und somit den Schutz privater Kommunikation effektiv zunichtemachen wollen.

CNET

Meta/Facebook

Der Dauerbrenner negativer Natur war heuer jedoch der Facebook-Konzern, der sich vor wenigen Monaten in Meta umbenannte. Im Frühjahr beschäftigte ein Hin und Her rund um die Nutzungsbedingungen des Messengers Whatsapp die Öffentlichkeit und bescherte Alternativen wie Signal und Telegram kurzfristig einigen Zulauf.

Im Herbst war es dann die Whistleblowerin Frances Haugen, deren Enthüllungen weitere Kritik am Unternehmen aufflammen ließen. Dabei ging es unter anderem um interne Daten, aus denen hervorgehen soll, dass Instagram schlechte Auswirkungen auf die Selbstwahrnehmung von Jugendlichen hat.

Dazwischen wurde man von der Politik vorgeladen und wickelte sich auch immer wieder mit dem österreichischen Datenschützer Max Schrems, der zuletzt die Anschuldigung erhob, dass Facebook einfach EuGH-Entscheide ignorieren würde.

Mit der Umbenennung von Meta und der konzernweiten Ausrichtung am "Metaverse" bemühte man sich auch sichtlich, das Netzwerk Facebook in den Hintergrund zu drängen. Hinter den blumigen Worten über die künftig engere Verschmelzung von realer und digitaler Welt waren aber noch sehr wenige konkrete Ideen zu entdecken. Und auch wenn man eine offene Plattform versprach, dürfte das Vertrauen in Mark Zuckerbergs Versprechen sich mittlerweile eher in Grenzen halten. (gpi, 31.12.2021)