Das Jahr 2021 hat sich auch bei Videospielen nicht mit besonderem Ruhm bekleckert. Die Fallhöhe aus Sicht der Erwartungshaltung ist dabei besonders heikel: Wenn ein x-beliebiges No-Name-Game abgründig ausfällt, ist das kaum ein Achselzucken wert; geht einer heiß ersehnten Blockbusterhoffnung allerdings beim ersten Kontakt mit der Kundenrealität abseits der Cutscenes die Luft aus, ist der Frust groß.

Das Publikum ist vor allem dann enttäuscht, wenn der Hype vorab allzu viele Emotionen ausgelöst hat – dann wird aus der schönsten Freude schnell verbitterter Groll. Die folgenden sieben Spiele haben uns letztes Jahr auf die eine oder andere Weise besonders vergrämt.

Balan Wonderworld

Foto: Square Enix

Wenn Spiele bei Release nur zögerlich an die Presse ausgegeben werden, wittern Auskennerinnen und Auskenner nichts Gutes, im Fall des 3D-Plattformers Balan Wonderworld, immerhin aus der Hand ehemaliger Sonic-Entwickler, war aber auch trotz solcher Schadenskontrolle nichts mehr zu retten. Verkorkste Spielmechaniken, fragwürdige Designentscheidungen, frustrierende Wiederholungen, umständliche Steuerung, die besonders auf der Nintendo Switch für ungläubigen Schrecken sorgte – auf der Wertungsplattform Metacritic grundelt der Titel irgendwo ganz unten im Keller.

Außer bei den User-Wertungen: Da fanden sich erstaunlich viele euphorische Rezensionen des Titels. Da wird doch nicht …? Egal, wie Sie zur Games-Lügenpresse stehen: Vertrauen Sie uns – das Ding ist eine Gurke.

GTA: The Trilogy – The Definitive Edition

Foto: Rockstar Games

Eine der einflussreichsten Videospielserien der Games-Geschichte mit verbesserter Grafik neu auflegen – was kann da schon schiefgehen? Wie Rockstar Games mit dem Remake der GTA-Trilogie unter Beweis stellten: so ziemlich alles. Grafik, die nur mit viel Mühe als Verbesserung zu den altehrwürdigen Originalen durchgeht, Bugs, Glitches, Startprobleme, Einfrieren und eine Physikengine, die als verlässlicher Slapstick-Garant zumindest für Heiterkeit bei den ansonsten leicht angesäuerten Fans sorgte.

Es folgte die zerknirschte Entschuldigung von Rockstar, die Arbeit des fürs Remake engagierten Entwicklers Grove Street Games entspräche nicht den gewohnten Standards. Darauf ein herzhaftes "WASTED!".

eFootball PES 2021

Foto: Konami

Jahrelang standen sich FIFA und Pro Evolution Soccer als gleichberechtigte Konkurrenten im Kampf um den Videospielfußballthron gegenüber, nun hat sich Konami nach der Umbenennung von PES zu eFootball per Blutgrätsche an sich selbst vom Feld genommen. Das Free-to-Play-Spiel hat mit technischen und spielerischen Problemen derart viele Spielerinnen und Spieler so gründlich beleidigt, dass es den Pokal als schlechtestes Steam-Spiel aller Zeiten mit in die Kabine nehmen durfte.

Und noch ein Cup: Auch auf Metacritic ist Konamis Kellerkick mit einem Metascore rund um 25 das am schlechtesten bewertete Spiel des Jahres – die User-Wertung röchelt sogar bei 0,9 von 10 Punkten dahin. Abstieg!

Of Bird And Cage

Foto: Capricia Productions

Ein Heavy-Metal-Album namhafter Musikergrößen als Videospiel – wenn das nicht nach guter Idee klingt! Leider war’s das schon mit den guten Ideen, denn was sonst an "originellen" Elementen in diesem "experimentellen Album/Spiel" geboten wird, lässt sich nur durch die tragischen Auswirkungen exzessiven Headbangens schlüssig erklären. Dass wir etwa nur für die Länge des jeweiligen Songs Zeit haben, in den jeweiligen Szenen zu interagieren, zertrümmert die Atmosphäre gründlicher als so mancher nur halb gelungene Song in dieser mediokren Metal-Oper.

Ab der Hälfte kommen einem dann wegen des gebotenen Gameplays aber auch objektiv recht kurze Songs zu lang vor. Dann schon lieber noch 666-mal Brütal Legend spielen!

Destruction Allstars

Foto: Sony Interactive Entertainment

Eigentlich hätte Destruction Allstars einer von Sonys exklusiven Vollpreisknallern für die PS5 werden sollen – dass man den als "Rocket League"-Konkurrenten gestarteten Montagswagen dann doch eher kleinlaut erst mal als kostenloses PS-Plus-Spiel ins Rennen schickte, war schon kein gutes Zeichen. Wer nach sportlicher Bestzeit genug vom physikalisch verhaltensoriginell simulierten Autorammen hatte, fand abseits davon leider nicht recht viel vor – außer dem herandämmernden Verdacht, dass hier ein neues Mikrotransaktionsmodell mit weiteren, zukaufbaren Inhalten ausprobiert werden sollte.

Gerüchte, nach denen sich einzelne Piloten tatsächlich durch das hier Gebotene zum weiteren Geldausgeben motiviert gesehen hätten, blieben bislang aber unbestätigt. Ein Spiel wie ein Auffahrunfall – nur nicht so unterhaltsam.

Jett – The Far Shore

Foto: Superbrothers

Nicht dass es heißt, hier würden nur AAA-Flops gerüffelt: Die Indie-Hipsterentwickler Superbrothers zehren noch vom Ruhm ihres inzwischen leicht angestaubten Pixel-Rollenspiels Sword & Sworcery, mit ihrem neuen Spiel wagen sie sich in den hintersten Winkel des Weltraums. Dorthin wünscht man sich nach längerem Genuss dieses hübschen, aber fadgasigen Genremischlings auch selbst.

Denn die prätentiöse SF-Story, ständiges Belabertwerden in einer Fantasiesprache und Dramaturgie wie aus einem konfessionslosen basisalternativen Waldorfschulen-Krippenspiel machen Jett – The Far Shore auch für hartgesottene Indieversteher zur Enttäuschung. Beam’s rauf, Scotty – bitte!

Battlefield 2042

Foto: EA DICE

Gäbe es einen Preis für den vergeigtesten Launch des Jahres, hätte die Battlefield-Reihe traditionell ein Abo, doch das diesjährige Launch-Fiasko war auch den kummergeprüften Veteraninnen und Veteranen der Reihe nicht mehr wurscht. Trotz Startverschiebung präsentiert sich das "größte Battlefield aller Zeiten" als gewohnte Bug-Parade, doch die Community hatte noch wegen anderer Mankos beim Launch Grund zum Ragequit: keine Klassen, wacklige Animationen, fehlende Wiederbelebung, kein Scoreboard und kein Voice-Chat – so blieb zumindest das empörte Wehgeschrei der Community unhörbar.

Ob das Science-Fiction-Schlachtfeld unter all diesen Problemen "eigentlich" ein gutes Spiel wäre, wird man realistischerweise wohl erst in ein paar Monaten beantworten können. Wenn dann noch wer da ist: Im ersten Monat büßte der Shooter schon über 80 Prozent seiner Spielerschaft ein. Mit einem Wort: Battlefield 2042 ist Early Access, wie er nicht sein soll. Zum Vollpreis. Und ohne Early Access.

Was waren Ihre Games-Enttäuschungen des Jahres? Lassen Sie Ihrem Frust in den Kommentaren freien Lauf!