In Salzburg wird ein neues Modell für Saisonarbeiter ausprobiert. Dafür kooperieren die Salzburger Festspiele mit den Hochkönig-Bergbahnen.

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Saisonarbeiter haben nicht immer ein leichtes Arbeitsleben, dauert ihr Engagement doch oft nur wenige Wochen. Was tun in der anderen Jahreshälfte? Skilehrer arbeiten im Sommer etwa oft als Tennislehrer. Doch nicht immer geht das in der gleichen Region. Saisonarbeiter müssen daher oft auch flexibel sein.

In Salzburg wird nun ein neues Modell probiert. Die Salzburger Festspiele haben mit den Hochkönig-Bergbahnen eine Kooperation vereinbart. Jene Bühnentechniker, die am Ende der Salzburger Festspiele ohne Job dastehen würden, können nun nahezu nahtlos bei den Hochkönig-Bergbahnen in die Wintersaison gehen. Es habe sich gezeigt, dass das Anforderungsprofil eines Stationsbediensteten erstaunlich viele Schnittmengen aufweise zu dem eines Bühnentechnikers, sagt eine Sprecherin der Festspiele.

Viele Schnittstellen

Auf die Idee der Verknüpfung beider Jobwelten kam Andreas Zechner, technischer Direktor der Festspiele. Während der Saison sind bei den Festspielen rund 5000 Mitarbeiter beschäftigt, rund 450 davon als Techniker. "Auf den ersten Blick mag es für einen Außenstehenden nicht offensichtlich sein, was die Salzburger Festspiele mit den Hochkönig-Bergbahnen verbinden kann", sagt Siegfried Plöbst, Geschäftsführer der Hochkönig-Bergbahnen. Doch bei genauerer Betrachtung ergaben sich zahlreiche Übereinstimmungen der beiden Unternehmen. So habe sich gezeigt, dass Mitarbeiter, die in der Wintersaison für die Bergbahnen beispielsweise den Fahrgastverkehr abwickeln und für Pistenkontroll- und Beschneiungsarbeiten zuständig sind, im Sommer bei den Festspielen für den Umbau von Bühnenbildern und andere technischen Arbeiten eingesetzt werden können.

Das neu entstandene Modell geht nun in die Testphase. Arbeitnehmer bekommen zwei Kollektivverträge – einen für die Festspiele, einen für die Bergbahnen – und zwei Dienstverträge. In Summe soll damit den Saisonarbeitern eine Zukunft in der Region gesichert werden, sagt Lukas Crepaz, kaufmännischer Direktor der Salzburger Festspiele. "Das ist unser Versuch, auf die schwierige Situation am Arbeitsmarkt zu reagieren, um langfristig und nachhaltig Mitarbeiter zu binden", ergänzt Bergbahnen-Chef Plöbst.

Beim Arbeitsmarktservice Salzburg wird das Modell mit großem Interesse beobachtet. "Denn das Anwerben von Saisonarbeitskräften wird immer schwieriger", sagt Stefan Tschandl vom AMS Salzburg. Es hätte immer wieder Versuche gegeben, etwa Saisonarbeiter aus Kroatien nach dem Sommer in Salzburger Betriebe zu holen, damit sie dort im Winter aushelfen. Vor allem bei Produktionsbetrieben sei es laut Tschandl aber oft schwer, vorauszusagen, wann zusätzliche Mitarbeiter benötigt würden. "Lassen sich Branchen gut koppeln, könnte das Modell der Festspiele mit den Bergbahnen auch Schule machen", sagt Tschandl. In der Koppelung der Tätigkeiten sieht der Arbeitsmarktexperte aber die Hürde.

Weg von der Saison

Verschärft wird die Situation auch dadurch, dass es einige Arbeiter weg von der saisonalen Beschäftigung hin zu einer Jahresstelle zieht. Gerade Saisonarbeiter hatten in der Corona-Krise schwer zu leiden, weil etwa Hotels nicht aufsperren konnten und damit auch Betriebe, die vom Tourismus abhängig sind, in Bedrängnis gekommen sind. Um aus dieser Abhängigkeit herauszukommen, haben sich viele Saisonniers mittlerweile andere Jobs gesucht. Die Zahlen der wiederkehrenden Mitarbeiter sind in vielen Branchen rückläufig. (Bettina Pfluger, 23.12.2021)