Naive oder gutgläubige Beobachter hätten meinen können, dass es in Sachen Erhellung der türkisen Regierungszeit nicht mehr schlimmer kommen könne. Die Chats, die bisher aus dem Handy des früheren Generalsekretärs im Finanzministerium, Thomas Schmid, bekannt wurden, haben ja schon genug entblößt. Egal, ob es um Druck auf die katholische Kirche ging ("Bitte Vollgas geben", trug Kanzler Kurz seinem Vertrauten Schmid auf) oder auch nur jenen der türkisen Machthaber untereinander. "Ich liebe meinen Kanzler" wird wohl in die Geschichtsbücher der Republik Eingang finden, wenn es darum geht, gegenseitige Abhängigkeiten rund um Machtgewinn und Postenschacher zu belegen.

"Du bist die Hure der Reichen", schrieb Thomas Schmid an einen Mitarbeiter im ÖVP-Finanzministerium.
Foto: Trend Wolfgang Wolak / Verlagsgr

Die nun bekannt gewordenen Chats zur Steuerangelegenheit von Unternehmer Siegfried Wolf zeigen, dass es natürlich noch viel schlimmer gewesen ist. Selbst wenn sich die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft, dass Reiche sich ihre Steuerg’schichten mit Hilfe von oben richten konnten, nicht als richtig herausstellen sollten: Die Nachrichten allein reichen, um die Verfasstheit der Türkisen zu belegen, zu zeigen, wie sie ihre Macht für ihnen Wichtige und Nützliche nutzten, in welcher Verfasstheit sie agierten. "Du bist die Hure der Reichen", klärte Schmid einen Mitarbeiter auf, den er mit Wolfs Sache befasste: ein Satz wie ein türkises Bekenntnis.

Wir werden uns noch wundern, was unter Kurz und Co alles möglich war. (Renate Graber, 22.12.2021)