Happy Kitschmas mit dem dauerpräsenten Sänger.

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Es ist wie ein ewiger Wintertraum ohne Erwachen. Mitte Dezember in den Kinos: Weihnachten mit Jonas Kaufmann. Wenige Tage später im ORF: Weihnachten mit Jonas Kaufmann.

Das Programm – im Wiener Konzerthaus Teil der Reihe "Great Voices"– mutet an wie ein Riesenwunschzettel: für jeden etwas dabei. Die musikalische Marktmaximierung deckt alles ab von Bach und Mozart/Tschaikowsky über Volkslieder bis zum amerikanischen Schlager. Manche Arrangements, die von der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter Leitung von Jochen Rieder absolviert werden, bewegen sich weit jenseits der Kitschgrenze.

Weihnachten im ZDF

Sängerisch ist die Sache sehr vielfältig: Man hört ein wunderbar warmes baritonal abgedunkeltes Timbre mit gepflegtem Piano von berührender Innigkeit (Still, still, still; Es wird scho glei dumpa) und markantem tenoralem Glanz (Adeste fideles; Cantique de Noël / O Holy Night). Sein Zugang zu den modernen Nummern ist allerdings diskussionswürdig, der Versuch, bei Jingle Bells den Rhythmus zu variieren, recht eigenwillig – wie überhaupt Timing und Stimmgebung bei Swing und Pop.

Es wäre eine interessante Frage, ob diese Problematik einfach noch niemandem aufgefallen ist – oder ob es daran liegt, dass die Rechnung am Ende ohnehin stimmt und der Nutzen überwiegt.

Am Beispiel von Mariah Careys All I Want for Christmas (von der Doppel-CD It’s Christmas) gibt es dazu eine aufschlussreiche Diskussion aus dem Vorjahr, die leicht online zu finden ist. Und am Heiligen Abend (22.15 Uhr) bietet übrigens das ZDF: Weihnachten mit Jonas Kaufmann. (Daniel Ender, 24.12.2021)