Das James-Webb-Weltraumteleskop soll im Sommer erste Beobachtungsdaten schicken. Es soll etwa 100-mal empfindlicher sein als sein Vorgänger Hubble – und für dreimal schärfere Bilder sorgen.

Illustration: NASA GSFC/CIL/Adriana Manrique Gutierrez

Dass die Rakete ausgerechnet am 25. Dezember vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana abhob, war letztlich ein wetterbedingter Zufall. Ein schöneres Weihnachtsgeschenk hätten sich Astronomen und andere Weltraumenthusiasten rund um den Globus aber gar nicht wünschen können: Nach mehr als drei Dekaden der Planung und jahrelangen Verzögerungen hat die Reise des James-Webb-Weltraumteleskops begonnen – und damit eine neue Ära der astronomischen Forschung.

Webb, benannt nach dem 1992 verstorbenen ehemaligen Nasa-Chef James Edwin Webb, ist das größte, leistungsstärkste und mit Gesamtkosten von rund acht Milliarden Euro auch teuerste je gebaute Weltraumteleskop. Der Nachfolger des erfolgreichen, aber schon in die Jahre gekommenen Hubble-Teleskops, verspricht einen ganz neuen Blick ins Universum: Webb soll mehr als 13,5 Milliarden Jahre in die Vergangenheit zurückschauen und nach dem Licht der ersten Sterne suchen, die nach dem Urknall entstanden sind.

Hoffnungen an Bord

Zudem soll das Teleskop die Entstehung neuer Sterne und Planeten besser sichtbar machen als bisherige Teleskope. Webb soll aber auch die Exoplanetenforschung auf eine neue Stufe heben: Das Teleskop hat das Zeug dazu, die Atmosphären von Planeten außerhalb des Sonnensystems genau zu untersuchen – und dort nach Spuren von biologischen Aktivitäten zu fahnden. Nach Hinweisen auf fernes Leben.

"An Bord dieser Rakete sind die Hoffnungen und Träume von Zehntausenden Wissenschaftern, die von den Erkenntnissen dieser Mission profitieren werden", sagte der sichtlich ergriffene Nasa-Wissenschaftsdirektor Thomas Zurbuchen beim Start. Die Anspannung ist aber noch nicht vorbei.

Tage des Schreckens

Rund 1,5 Millionen Kilometer muss das Teleskop, an dem neben der Nasa auch die europäische und die kanadische Weltraumagentur beteiligt sind, in den nächsten Wochen zurücklegen, von "Tagen des Schreckens" sprechen beteiligte Ingenieure: Denn in dieser Zeit muss sich Webb selbstständig zu seiner vollen Größe entfalten, Spiegel und Instrumente aktivieren. Jeder Fehler könnte das Milliardenprojekt gefährden.

Wenn alles klappt, wird das Teleskop etwas außerhalb der Erdbahn um die Sonne kreisen und dort seine Beobachtungen aufnehmen. Erste Bilder und Daten seien im Sommer zu erwarten, sagte Zurbuchen. "Wir haben das Universum noch nie so gesehen, wie Webb es uns zeigen wird." (David Rennert, 26.12.2021)