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Ob dem Schleckfernsehen eine große Zukunft beschieden ist, bleibt abzuwarten.

Foto: Reuters/KIM KYUNG-HOON

Unterhaltung auf Bildschirmen stimuliert zwei Sinne: das Sehen und das Hören. Eine Einschränkung, der sich etwa Fernsehproduzenten schon lange bewusst sind. Immer wieder wurde mit Lösungen experimentiert, die sich aber nicht ansatzweise durchsetzen konnten. Unvergessen dürfte etwa das sogenannte "Geruchsfernsehen" sein, für das Zuseher vor der Flimmerkiste Duftstoffe auf Kärtchen zum passenden Zeitpunkt freirubbelten. Es war kein großer Hit.

Welche Zukunft der Innovation von Homei Miyashita von der japanischen Meiji Universität zuteil wird, bleibt noch abzuwarten. Er hat ein Display entwickelt, das man ablecken kann, um Inhalte zu schmecken.

Sprühen und lecken

Das Umsetzungsprinzip ist dabei gar nicht so unterschiedlich zu den Duftkärtchen von anno dazumal. Es wird ein transparenter, hygienischer Film aus Kunststoff auf dem eigentlichen Bildschirm angebracht, der anschließend mit einer Mixtur aus zehn verschiedenen Aromen besprüht wird, die einen bestimmten Geschmack simulieren soll.

Journalisten konnten einer Demonstration beiwohnen, die er gemeinsam mit einer Studentin durchführte. Laut Bericht von Reuters teilte diese einer Maschine mit, dass sie gerne "süße Schokolade" hätte. Nach ein paar Anläufen sprühte der Apparat schließlich den Film ein. Nach dem Lecktest befand die Probandin das Ergebnis gustatorisch sehr ähnlich zu Milchschokolade, was wohl als Erfolg zu verbuchen ist.

"Netlicks"

Miyashita sieht jedenfalls Vermarktungspotenzial in der Erfindung, die von der BBC den Beinamen "Netlicks" erhalten hat. Seiner Ansicht nach könnte man damit etwa schmeckbare Downloadinhalte vermarkten oder sie etwa zur Onlineausbildung von Köchen einsetzen. Zudem könne sie gerade in Zeiten der Corona-Pandemie neue Wege zur Verbindung mit der Außenwelt schaffen.

Ganz billig ist die Umsetzung nicht. Einen Fernseher mit Geschmacksdisplay zu bauen würde seiner Schätzung nach 875 US-Dollar (derzeit etwa 772 Euro) kosten. Nach eigenen Angaben ist Miyashita bereits in Gesprächen mit Herstellern. Dabei geht es allerdings nicht um ableckbare Bildschirme, sondern andere Anwendungen für das Aufsprühen eines Geschmacks, etwa um Toastbrot zu aromatisieren. (gpi, 27.12.2021)