Beim Wenden erweist sich der Mini Cooper – zugegeben – nicht gar so agil, wie man das beim ersten Hinsehen vermuten würde. Mit knapp elf Metern braucht er mehr Platz als so mancher Konkurrent derselben Fahrzeugklasse. Aber sonst ist alles mini beim Mini, leider auch die Leistung der Batterie. Doch davon etwas später.

Das Auto, quasi der aus Oxford stammende britische Cousin des in München konzipierten BMW i3, wirkt schick, aber auch ein bisschen retro. Das mag mit den kulleraugenförmigen Scheinwerfern zu tun haben, aber auch mit der im Wageninneren an eine Waschtrommel gemahnenden zentralen Steuerungseinheit am Armaturenbrett.

Der Mini macht viel Fahrspaß – und ein wenig auf Schnösel, aber das erwartet man ohnehin von ihm.
Foto: Stockinger
Grafik: der Standard

Einzig die grünen Nummerntafeln und mit viel Fantasie die grellgelben Akzente an den Seitenspiegeln zeugen davon, dass es sich beim Mini Cooper SE um einen 100-prozentigen Elektriker handelt. Und ja – Auspuffrohr hat der Mini natürlich auch keines, nicht einmal als Zitat.

Platzverhältnisse

Hat man erst einmal Platz genommen auf den superfeinen Sitzen, ist man doch etwas überrascht vom vielen Platz in der ersten Reihe. Sogar Zwei-Meter-Menschen können hier sicher sein, dass sie sich nicht bei jeder Bodenwelle den Kopf am Plafond oder das Knie anderswo anstoßen. Dafür scheint die Hinterbank mehr alibihalber eingebaut zu sein. Die meiste Zeit wird sie wohl ohnehin umgelegt sein, weil der Kofferraum selbst knappst bemessen ist. Außer einem Kind kann sich niemand wohlfühlen in der zweiten Reihe. Auf Hintertüren hat man denn auch konsequenterweise verzichtet.

Das Losfahren mit dem Mini Cooper SE gestaltet sich unspektakulär: Startknopf drücken, Wahlhebel auf D, was so viel wie Drive oder Fahren bedeutet, und schon geht’s los. Das Hochfahren der Systeme untermalt der Mini mit elektronisch anmutenden Hintergrundgeräuschen und einem LED-Farbenspiel. Das kann man mögen, muss man aber nicht.

Über eine Wippe unter der "Waschtrommel" kann man den Einpedalbetrieb milder stimmen.
Foto: Stockinger

Die Antriebstechnik ist vergleichbar mit jener des BMW i3s, ein Vorwärts- und ein Rückwärtsgang reichen auch dem Mini für alle Berg-, Tal-, Stadt- und andere Fahrten. Die Batterieanzeige steht zu Beginn unserer Testfahrt auf 100 Prozent, die Reichweite laut Bordcomputer: 182 Kilometer. Diese und andere wichtige Anzeigen liefert der Mini Cooper SE auf einem kleinen Display hinterm Lenkrad. Das ist innen auch schon der auffälligste Unterschied zu den Mini-Modellen mit Verbrennungsmotor.

Viele Knöpfe, wenig Fußarbeit

Die wichtigsten Knöpfe im Auto sind links und rechts des Startschalters angebracht. Links der Kippschalter für die Rekuperationsstufen, rechts außen jener für die verschiedenen Fahrmodi. Der Mini legt immer in der höheren der beiden Stufen sowie im Normalmodus namens Mid los. Im Stadtverkehr passt das super. Damit verbunden ist nämlich auch der sogenannte One-Pedal-Betrieb.

Dabei verzögert das Fahrzeug beim Auslassen des Fahrpedals so schnell und stark, dass ein zusätzliches Betätigen des Bremspedals überflüssig wird. Die zweite Stufe lässt den Mini hingegen zarter verzögert ausrollen, vergleichbar einem Verbrenner beim Gaswegnehmen im höchsten Gang. Allerdings wird dann auch keine Energie rekuperiert.

Kompromisse

Wenn man wollte, könnte man mit dem Mini 150 km/h schnell fahren, was die Reichweite aber rapid senkt. 120 bis 130 km/h erweisen sich als guter Kompromiss zwischen raschem Vorwärtskommen und Schonen des Energievorrats. Wer nur in der Stadt und ein bisschen im Speckgürtel unterwegs ist, wird Gefallen finden am Mini Cooper SE. Längere Ausfahrten wollen hingegen gut überlegt und vor allem geplant sein. Nichts ist blöder, als im Nirgendwo mit leerem Akku festzusitzen. (Günther Strobl, 29.12.2021)