Eine Liebe, die im Berlin der 1920er-Jahre nur im Geheimen sein darf: Hedi (Valerie Stoll, re.) und Fritzi (Lia von Blarer).

Foto: ARD Degeto/RBB/Constantin Film/UFA Fiction/Dávid Lukács

Opulente TV-Mehrteiler zur Weihnachtszeit haben Tradition, besonders jene, die sich mit historischen Stoffen befassen. Die ARD kredenzt dieses Jahr an nur einem Abend (Montag ab 20.15 bis 1.10 Uhr) den Sechsteiler "Eldorado KaDeWe – Jetzt ist unsere Zeit", alle Folgen sind auch in der ARD-Mediathek abrufbar. Autorin und Regisseurin Julia von Heinz erzählt darin die Entwicklung des legendären KaDeWe, des Kaufhaus des Westens in Berlin, in den 1920-Jahren. Dabei vermischt sie die Geschichte real existierender Personen mit fiktiven Charakteren.

Im Mittelpunkt steht die Suche von vier jungen Menschen nach ihrer Identität und ihrem Platz im Leben. Der Erste Weltkrieg ist vorbei, die Stimmung ist düster, es herrscht Armut, Hunger. Aber auch Aufbruchstimmung und die große Sehnsucht nach einer besseren Welt. Die weiß Juniorchef Harry Jandorf (Joel Basman) zu nutzen. "Wir verkaufen Hoffnung", lautet sein Motto. Das KaDeWe ist hier Ort der Träume und Versprechen für persönliches Glück. Dieses Glück blitzt für manche kurz auf, zwischen der Kaufhaustochter Fritzi Jandorf (Lia von Blarer) und der schönen, mittellosen Verkäuferin Hedi (Valerie Stoll) entspinnt sich eine große Liebe, die im Alltag – abseits der schillernden Welt der queeren Szene in Bars und Nachtklubs – im Geheimen gelebt werden muss.

Emanzipation, Selbstverwirklichung, Drogensucht, Prostitution, Kriegstrauma, Antisemitismus, Nationalsozialismus: Es sind viele Themen, die der Sechsteiler abhandelt, manchmal trägt die Serie allzu dick auf. Rauschende Feste treffen auf tristen Hinterhofmief, lustvolle Sexualität auf zutiefst konservative Rollenbilder inklusive Gedichten von Else Lasker-Schüler. All das ist schön anzusehen, teils interessant inszeniert. Und doch bleibt inhaltlich vieles an der Oberfläche. (Astrid Ebenführer, 27.12.2021)