Claus Kleber (links) geht, Christian Sievers übernimmt die Moderation des "heute journal" im ZDF.

Foto: ZDF, Klaus Weddig, Jana Kay

Nach fast zwei Jahrzehnten moderiert Claus Kleber (66) am kommenden Donnerstag (30. Dezember, 21.45 Uhr) zum letzten Mal das "heute journal" im ZDF. Kleber war seit 2003 als Hauptmoderator im Einsatz, bis 2009 auch als Redaktionsleiter. Rund 3.000 Sendungen hat er moderiert, erstmals am 3. Februar 2003 als Nachfolger von Wolf von Lojewski. Zuvor war der Jurist für die ARD als Korrespondent und Studioleiter in den USA und später in Großbritannien tätig.

Nachfolger von Claus Kleber ist Christian Sievers, er moderiert seine erste "heute journal"-Woche von 10. bis 16. Jänner 2022. Das "heute journal" verfolgten durchschnittlich 4,15 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer, bei einem Marktanteil von 15,8 Prozent.

"Anker in aufwühlenden Nachrichtenzeiten"

"Fast zwei Jahrzehnte lang war Claus Kleber im besten Sinne der Anker, der auch in aufwühlenden Nachrichtenzeiten Sicherheit und Orientierung geboten hat – zuverlässig, glaubwürdig und klug. Dafür danken wir ihm im ZDF sehr. Christian Sievers wird dort anknüpfen. Er ist ein erstklassiger Moderator mit Reporterseele und wird dem 'heute journal' seine eigene Prägung geben, kompetent und immer auf Augenhöhe mit den Zuschauerinnen und Zuschauern", sagt Bettina Schausten, stellvertretende ZDF-Chefredakteurin und Leiterin der ZDF-Hauptredaktion zu Klebers Abschied.

Klebers Nachfolger Christian Sievers präsentierte von 2014 bis Ende September 2021 die 19-Uhr-"heute"-Sendung im ZDF und gelegentlich das "heute journal". Seit 1998 für das ZDF tätig, war er als Moderator des "ZDF-Morgenmagazins", als Präsentator von Hochrechnungen und Analysen in ZDF-Wahlsendungen sowie als Leiter des ZDF-Studios in Tel Aviv im Einsatz.

Freude über freie Abende

Kleber freut sich erst mal auf freie Abende, "mehr als 160 Abende im Jahr, die plötzlich frei sind. Das ist schon eine heftige Zahl. Da will ich das Phänomen kennenlernen, von dem alle so viel reden – soziales Leben, Freundschaften, solche Sachen werde ich ausprobieren", sagt er im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Seine Dokumentationen wolle er weitermachen, sagt Kleber: "Was unbedingt weitergehen soll, sind die Dokumentationen, die mir von Anfang an am Herzen lagen. Weil ich die Welt kennenlernen durfte. Nicht wie ein Tourist, sondern wie ein Mensch, der in das alltägliche Leben eintaucht. Die Geschichten habe ich immer in den Kalender gezwängt, auch wenn ich überhaupt keine Zeit dafür hatte. Das wird hoffentlich anders, leichter." Im dpa-Interview spricht er auch über das Angebot, "Spiegel"-Chefredakteur zu werden.

Kritik übt Kleber an Politern und ihrer Interviewtaktik. "Es breitet sich halt dieser von sogenannten Medienberatern getriebene Ungeist des Fragen-nicht-Beantwortens und Fragen-Ausweichens immer mehr aus", so Kleber, "wahrscheinlich kriegen die inzwischen alle aus derselben Denkschule irgendwelche Schulungen, die ihnen einreden: Wenn Sie die Frage vermieden haben, haben Sie gewonnen. Das ist aber Quatsch."

Im dpa-Interview spricht er auch über ein früheres Angebot, "Spiegel"-Chefredakteur zu werden. Kleber: "Ich habe die Gespräche mit dem 'Spiegel' schon sehr ernsthaft geführt, und ich war zwei Zentimeter weg von der Unterschrift. Der Vertrag war fertig." Doch dann hätte ihm das ZDF ein "wirklich gutes" Angebot gemacht. "Ich meine jetzt nicht mein Gehalt. Das war in drei Minuten erledigt. Angebot, angenommen, fertig. Es ging um die Zukunft des 'heute journals': Sendezeiten, Personal, Spielregeln. Das hat gepasst. Wir haben es, glaube ich, beide, das ZDF und ich, nicht bereut. (red, 28.12.2021)