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Thomas Schmid prägte das innenpolitische Jahr 2021.

Foto: Florian Schroetter / EXPA / picturedesk.com

Irgendwie drängt sich der Eindruck auf, dass Österreich nicht nur ein gutes, sondern auch ein besonders gamsiges Land ist. Unverfänglicher nennt man das "Sinnenfreude", und die kann sich international sehen lassen. Gemessen an vielen zeitgenössischen Manifestationen des heimischen Geschlechtslebens hat die Venus von Willendorf einen sehr bescheidenen frivolen Urknall geliefert, als sie vor 30.000 Jahren begann, reihenweise alte weiße Steinzeitmänner anzuspitzen.

Aber zurück zum grenzüberschreitenden Erotikvergleich. Es gibt nur wenige Länder, in denen sich konservative Jungpolitiker mit "Geilomobilen" in höchste Staatsämter hineinbewegt haben. Von einem "Horny-O-Mobile" im angelsächsischen Raum ist noch nichts ruchbar geworden, obwohl der Ehrlichkeit halber erwähnt gehört, dass man Donald Trump ohne weiteres zugetraut hätte, sich ein solches bauen zu lassen.

Ein weiteres Austrospezifikum ist ein Finanzministerium, in dem brave Beamtinnen und Beamte auf Geheiß von oben die Beine breit machen sollen, auf dass sie von kopulationswilligen Plutokraten komfortabel penetriert werden können. Und das Beste: Der Generalsekretär höchstpersönlich spielt dabei die Puffmutter!

Skandalsatire

Auch die jüngste österreichische Sauerei hat es in sich: Der Falter verspottet mit einer Skandalsatire das kleine Familienglück des Doppel-Ex-Bundeskanzlers! Sogar mit einem bloßgelegten Nippel! Ein Glück, dass die Politik den Ernst der Lage erkannt hat. Unter dem koalitionsintern akkordierten Motto "Bieder sei die Satire, geschmackvoll und gut" nehmen die Ministerinnen Raab und Zadić alle Saubärinnen und Saubären in die Zange und treten mutig gegen Ausschweifung, Kränkung der Frauenehre und toxische Versteifungen in Aktion. Die Regierung signalisiert dem Volk, es möge gefälligst keine Unkeuschheit treiben und sich an die Gebote der woken Zimperlichkeit halten.

Der Presserat reicht nicht aus, hier gehören drastisch verschärfte Gesetze her. "Der Nationalrat möge beschließen: Mit 5000 Euro Geldstrafe sowie öffentlicher Ächtung und einem Shitstorm auf Facebook zu bestrafen ist, wer zu angeblich satirischen Zwecken das Wort ‚Tuttel‘ in Umlauf bringt. Dasselbe gilt für ‚Beidl‘, ‚Nudlaug‘ und ‚Tschurifetzen‘."

Der Krisenkolumnist wünscht ein keusches neues Jahr 2022! (ALBUM, Christoph Winder, 29.12.2021)