Während ein politischer Stern, der zwar nicht seinen Namen trägt, sondern Sebastian Kurz heißt, verglüht ist, steigt langsam aber sicher ein neuer Mann am politischen Horizont Österreichs auf. Die SPÖ-Chefin, Pamela Rendi-Wagner, und Hans Peter Doskozil liefern sich permanent Machtkämpfe und - wie sagt man so schön - wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Dieser könnte aus der mächtigen Wiener SPÖ kommen und Peter Hanke heißen. Der einstige Geschäftsführer der Wien Holding arbeitet in der Bundeshauptstadt das Feld von hinten auf. In Zeiten, in denen sich selbst der anpassungsfähige und um Kompromisse bemühte Michael Ludwig aufgrund seiner strikten Corona-Maßnahmen nicht nur Freunde macht, kann der amtsführende Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke durch Unterstützungen für Betriebe in der Krise brillieren.

Der Unverbrauchte

Hanke hat ein zentrales Ass im Ärmel, das ihn von Mitbewerbern innerhalb und außerhalb der SPÖ als potenziellen Kanzlerkandidaten unterscheidet. In der Zeit, wo sich seine Parteichefin, der burgenländische Landeshauptmann sowie der neue Kanzler, Karl Nehammer, bereits durch Patzer abgenutzt haben, hat der Finanzstadtrat von Wien kaum Schrammen an seinem politischen Korpus abbekommen. Gleichzeitig ist er auf Bundesebene noch ein unbeschriebenes Blatt. Was als Nachteil oder mangelnde Bekanntheit wahrgenommen werden kann, könnte jedoch im Sinne des Projektionspotentials seine größte Stärke neben der Erfahrung aus der Wirtschaft sein. Fakt ist, dass die SPÖ nicht über unbegrenzte humane Rohstoffe in ihren Reihen verfügt und Frauen sowie Männer mit einem in der Öffentlichkeit dargestellten Persönlichkeits- und Intelligenzprofil der Marke Hanke sind eher Mangelware.

SPÖ zurück auf der Überholspur

Unter der aktuellen SPÖ-Chefin ist es den Sozialdemokraten nicht geglückt, gesellschaftliche Metathemen mit dem Parteiprofil in Assoziation zu bringen. Rendi-Wagner ist zwar bemüht und kämpferisch, jedoch ist der große “Charismafunke“ noch immer nicht auf das Wahlvolk übergesprungen. Die Medizinerin hat dieselben Fehler wie ihr Vorgänger und einstiger Mentor, Christian Kern, gemacht. Sie hat viel zu dick aufgetragen und sich so wie der ehemalige ÖBB-Manager deutlich überhoben. Ein Kommunikationsdesaster par excellence.

Weniger Performance, und eine bescheidenere, ist nicht nur am wirtschaftlichen, sondern ebenso am politischen Spielfeld mehr. Eine professionelle, auf Diskretion bedachte Kommunikation hat Hanke in der Wirtschaft gelernt. Nur Dinge zu versprechen, die man dann halten kann, ist ein weiterer Goldstandard, den nur wenige Politiker beherrschen. Dies waren übrigens der Untergang des Sebastian Kurz und der Grund für seinen strategischen Rückzug. Die Geschichte vom neuen Stil konnte nicht mehr aufrechterhalten werden.

Könnte die SPÖ mit Hanke Wahlen gewinnen?
Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Vranitzky 4.0

Sätze wie “Wie Sie wissen bin ich Manager“ werden Sie vom potenziellen Schattenkanzlerkandidaten eher nicht hören. Hanke leistet im Stillen und verkauft sein Werkstück erst, wenn es auf Qualität geprüft wurde und fertig ist. Einen Fehler sollte der Beschriebene jedenfalls tunlichst vermeiden: Sich an die Methode des Nadelstreifsozialdemokraten, Franz Vranitzky, zu stark anzulehnen, wäre fatal. Der bescheidene Auftritt ist beizubehalten und nicht durch starke, agenturgesteuerte Macher-Ansagen auszutauschen. Die Kaiser-Methode aus Kärnten inklusive braven Klinkenputzens bei Funktionären und allen Bürgern des Landes ist vielversprechender als den “Pizzamann“ auf YouTube zu geben. Wer aus Fehlern lernen kann, dem steht auf dem Weg an die Spitze nicht viel im Weg. (Daniel Witzeling, 10.1.2022)

Weitere Beiträge des Bloggers