Auf den Kampl im Ausseerland.

Foto: Thomas Neuhold

Skitouren vermitteln eine selten gewordene Ursprünglichkeit. Aber auch auf Skitour gilt die ewige Bergsteigerregel: Das Können ist des Dürfens Maß! Wer sich seiner Sache nicht ganz sicher ist, soll sich einem Bergführer oder alpinen Vereinen anvertrauen. Mit entsprechender Ausbildung, Ausrüstung und exakter Tourenplanung bietet das Skitourengehen aber jedenfalls ein exklusives Erlebnis. In Folge präsentieren wir fünf "besondere" Skitouren.

Pulververdacht am Ausseer Kampl

Sommerfrische, Winterfrische? So oder so, das Salzkammergut ist eine Traumlandschaft für entspannte Tage zwischen Berg und See. Das Ausseerland nimmt noch einmal eine Sonderstellung ein, es ist quasi das komprimierte Salzkammergut. Als gemütlicher Skitourenberg bietet sich der 1685 Meter hohe Kampl an. Dieser letzte Ausläufer des Toten Gebirges zwischen dem Grundlsee und dem Hinterbergertal rund um Bad Mitterndorf bietet auf dem Normalweg eine Skitour light, die auch von weniger Geübten begangen werden kann. Die Tour ist nordseitig ausgerichtet, daher darf man nach Schneefällen mit gewisser Wahrscheinlichkeit Pulverbedingungen erwarten.

  • Route: Ausgangspunkt ist die Abzweigung der Weißenbachstraße beim Weiler Gruben an der Verbindungsstraße Aussee-Kainisch. Von hier entlang der Straße (Abschneider sinnvoll) hinauf bis zum letzten Gehöft und nach Südost auf die Almstraße und lange taleinwärts bis auf Höhe der Weißenbachalmen. Weiter entlang des Sommerweges nach Süden durch den engen Eisengraben zu einigen Hütterln und in einem Bogen entlang des Hasenkogels auf eine Hochfläche. Am südlichen Ende dieser Fläche steht das Kreuz. Alternative Ostanstiege führen von der Singerhaushütte oder vom Kochalmbauer über die Teitschenalm zum Hasenkogel und weiter wie oben zum Gipfel.
  • Anforderung: Einfache Skitour, 900 Höhenmeter, drei Stunden Anstieg.
  • Landkarte: Kompass Nr. 229, "Kartenset Salzkammergut", 1:50.000.

Schönberg bei Bad Ischl: Konditionstest im Toten Gebirge

Ein kurzer Blick auf die Landkarte genügt schon: Wer auf den 2093 Meter hohen Schönberg will, kann sich auf einen gut ausgefüllten Tag gefasst machen. Ein konditionelles "Schnäppchen" so nebenbei ist der dominierende Gipfel im Westteil des Toten Gebirges nämlich keines mehr. Der Lohn der Müh’ liegt beim Schönberg auf der Hand: Von hier heroben hat man wohl den besten Blick über das verschneite Plateau des Toten Gebirges zwischen Oberösterreich und der Steiermark.

Weit reicht der Blick vom Schönberggipfel ins Alpenvorland. Hinter dem Kreuz der Traunsee und der Traunstein.
Foto: Thomas Neuhold

Auch sonst darf man dem Schönberg eine gewisse Ernsthaftigkeit nicht absprechen. Die Tour ist zwar meistens gespurt, und somit sollte es bei guter Sicht auch für Ortsunkundige keine Probleme geben, fällt freilich Nebel ein, tun sich aber auch die Locals in der kargen Winterlandschaft des Toten Gebirges schwer. Und Obacht: An der Westseite des Schönbergs finden sich einige Dolinenlöcher.

  • Route: Von der Rettenbachalm folgt die Tour der Loipe taleinwärts. Nach der Solestube zweigt die Straße in den Karbachgraben nach Norden ab. Dieser folgt man über zwei Kehren bis zur Talstation der Materialseilbahn zur Ischler Hütte. Dahinter steiler den Bärkogelgraben hinauf auf die Traglstatt und nördlich des deutlich sichtbaren Altarkögerls vorbei zum Sommerweg und in etwa entlang des Sommerweges über die Südwestflanke zum Kreuz.
  • Anforderung: Mittelschwere Skitour, konditionell aber anspruchsvoll, 1450 Höhenmeter und 4,5 Stunden im Anstieg.
  • Einkehrtipp: Rettenbachalm
  • Landkarte: AV-Karte 15/1, "Totes Gebirge, westliches Blatt", 1:25.000.

Bergauf-Bergab am Kröndlhorn in den Kitzbüheler Alpen

Die eher selten begangene Tour auf das 2444 Meter hohe Kröndlhorn an der Landesgrenze zwischen Tirol und Salzburg ist ein krönender Schlusspunkt für ein paar schöne Tage auf der Neuen Bamberger Hütte. Die Bamberger ist ja für viele Tourenprofis längst zum Fixpunkt geworden.

Unbeschwerter Abfahrtsgenuss vom Sonnwendkogel.
Foto: Thomas Neuhold

Einerseits weil hier das Gelände ideal ist und man selbst bei unsicheren Bedingungen noch etwas unternehmen kann; andererseits weil Hüttenwirt Thomas Pletzer und Frau Pauline aus der Hütte auf 1761 Meter Seehöhe ein echtes Schatzkästchen gemacht haben – kulinarisch haubenverdächtig und gastlich wie selten eine AV-Hütte.

  • Route: Von Wegscheid in der Kelchsau an der orografisch rechten Bachseite hinauf zur Almstraße – Brücke "Hölzl". Hier Straße und Bach queren und entlang des Winterweges (Markierungsstangen) in etwa entlang der Materialseilbahn hinauf zur Bamberger Hütte. Hinter der Hütte flach entlang des Sommerweges Richtung Salzachjoch, bis man den Graben queren kann. Weiter über freie Hänge hinauf ins Nadernachjoch. Nun auf der Salzburger Seite zum Sonnwenndkogel (2289 m) queren, dann in Richtung Hochalm nach Nordosten abfahren. Zur Gipfelkapelle auf dem Kröndlhorn gelangt man westwärts steil über die Scharte zwischen Kröndlberg und Kröndlhorn. Retour mit Gegenanstieg über den Sonnwendkogel.
  • Anforderung: Mittelschwere Skitour, als Tagestour ausgiebig, 1700 Höhenmeter mit Gegenanstiegen, Gesamtanstieg 5,5 Stunden.
  • Einkehrtipp: Neue Bamberger Hütte
  • Landkarte: AV-Karte 34/1, "Kitzbüheler Alpen, West", 1:50.000.

Klassisch oder exklusiv auf die Zederhauser Balonspitze

Leichte Erreichbarkeit über die Tauernautobahn, hohe Ausgangslage und Schneesicherheit, rund 60 Skigipfel aller Schwierigkeitsgrade und der Kirchenwirt mit dem lokalen Skitourenguru Peter Gruber – das sind die Zutaten, die das kleine Lungauer Zederhaus zu einem echten Skitourendorado werden ließen.

Blick vom Brettereck auf die freien Skihänge der Balonspitze (im Bild auf 11 Uhr).
Foto: Thomas Neuhold

Die 2485 Meter hohe Balonspitze an der südlichen Talseite gehört zu den beliebten und vielbesuchten Skibergen hier. Der Normalweg ist so gut wie immer gespurt, und kommt man den Hängen von Grießen- und Wabenspitze nicht zu nah, auch risikoärmer. Wesentlich exklusiver, einsamer, aber vor der Entladung der großen Lawinenstriche auch gefährlich ist der Anstieg über die Marislscharte.

  • Route: Normalweg vom Schießstand in Zederhaus oder direkt vom Ortszentrum über die Autobahneinhausung am Sommerweg in den Karthäusergraben. Bei einer Wildbachverbauung die Grabenseite wechseln und über die Forststraße zur Reinfrankalm. Weiter über die weitläufige Mulde auf den Gipfel. Oder aber vom Zederhauser-Schlepplift den Sommerweg über Kehren zur Marislalm. Achtung: Die Hänge vor und hinter der Alm sind von großen Lawinenstrichen bedroht! Von der Alm über Gräben in ein Kar und in die Marislscharte. Zuletzt auf dem breiten Nordwesthang zum Gipfel. Ist der Tagesgang zu ausgeprägt, kann man immer noch über den Normalweg abfahren.
  • Anforderung: Mittelschwere Skitouren, 1300 Höhenmeter und 3,5 Stunden im Anstieg.
  • Einkehrtipp: Kirchenwirt in Zederhaus +43/6478/222
  • Landkarte: AV-Karte 45/2, "Niedere Tauern II", 1:50.000.

Firnrausch auf der Sternspitze bei Rennweg

Skifahrerherz, was willst du mehr? Etwa 700 nahezu hindernislose Höhenmeter misst die Südflanke der Sternspitze. Kein Wunder, dass "der Stern", wie er meist genannt wird, ein gefragter Skitourenberg ist. Durch die kompromisslose Südostausrichtung des gesamten Berghanges gibt es hier oft schon im Februar allerfeinsten Firn.

Von überlaufen kann dennoch keine Rede sein, denn dieses Tourenjuwel versteckt sich ganz gut. Bevor man überhaupt einmal unter der breiten Bergflanke zu stehen kommt, heißt es nämlich einige Kilometer von St. Peter bei Rennweg am Südportal des Katschbergtunnels in das Wolfsbachtal hineinzulatschen. Dieser Abschnitt ist übrigens auch fallweise deutlich heikler als der Gipfelhang selbst. Im Februar 2021 beispielsweise wurde der Almweg gleich mehrfach von mächtigen Gleitschneelawinen verlegt.

Das Wolfsbachtal wird oft von mächtigen Lawinenkegeln verlegt. Diese sind nur zu Fuß zu überwinden.
Foto: Thomas Neuhold

Mit seinen 2497 Metern erlaubt der Stern auch einen guten Einblick in das umliegende Hochgebirge der Hafnergruppe, ohne dass man selbst in die hochalpinen Touren einsteigen muss. Wer länger in der Gegend ist, wird dies zu schätzen wissen, denn so kann man sich einen Überblick über die Bedingungen ringsum verschaffen.

  • Route: Von St. Peter bei Rennweg über die Wiesen nach Nordwesten zum Weiler Peitler. Nun folgt man dem Almweg weiter hinein ins Wolfsbachtal bis zum weiten Almboden bei der Wansinghütte. Noch etwas taleinwärts, bis rechts ein Almweg bergwärts führt. Diesem folgt man ein Stück, bis man dann beliebig Kehre um Kehre hunderte Höhenmeter über den Gipfelhang bis zum Kreuz ansteigt.
  • Anforderung: Mittelschwere Skitour, 1250 Höhenmeter und 3,5 Stunden im Anstieg.
  • Landkarte: Kompass Nr. 50, "Kartenset Nationalpark Hohe Tauern", 1:50.000.

(Thomas Neuhold, 6.1.2022)