Mit dem Rücktritt von Premier Abdalla Hamdok ist der Übergang von einer Militärdiktatur zur Demokratie im Sudan vorläufig gescheitert. Alle Macht liegt wieder bei den alten und gleichzeitig neuen Kräften, dem Militär, das mit dem Sturz von Omar al-Bashir 2019 sein islamistisches Substrat abgeschüttelt hat – ganz wie es seine autokratischen arabischen und seine russischen Unterstützer wollen.

Der Rückzug Hamdoks war seit Tagen erwartet worden: Nach der Entmachtung der zivilen politischen revolutionären Kräfte, der FFC (Forces of Freedom and Change), Ende Oktober versuchte er es Ende November noch einmal mit der Junta: Diese dachte jedoch gar nicht daran, die 2019 vereinbarte militärisch-zivile Machtteilung einzuhalten. Gleichzeitig verlor Hamdok die Unterstützung der FFC. FFC und Militärs stehen einander jetzt ohne Puffer gegenüber. In dem von so vielen Konflikten geplagten Land – der bekannteste, aber nicht der einzige, in Darfur – drohen neue Gewaltausbrüche.

Sudans Regierungschef Abdalla Hamdok gab am Sonntag seinen Rücktritt bekannt.
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Die Menschen, die fast täglich auf den Straßen Khartums protestieren, wollen nicht aufgeben. Ihre einzige Hoffnung ist, dass die Militärs angesichts der prekären Lage des Landes den politischen und wirtschaftlichen Bruch mit den USA und den EU-Staaten scheuen, die weiter auf die Einhaltung der Transitionsregeln pochen. Aber es stehen andere parat, um einzuspringen. Russland wird sich die geplante Errichtung einer Militärbasis am Roten Meer etwas kosten lassen.

Es geht also nicht nur um den Sudan, sondern um regional- und sogar geopolitische Fragen. Und das Scheitern des demokratischen Übergangs im Sudan ist auch der Todesstoß für die letzten Hoffnungen dessen, was man 2011 den Arabischen Frühling nannte: Das Jahr 2019, in dem in Algerien Abdelaziz Bouteflika und im Sudan Omar al-Bashir gestürzt wurden, sollte am Beginn einer neuen Phase stehen, in der die Fehler von 2011 nicht wiederholt werden. Nun ist es vorbei. (Gudrun Harrer, 4.1.2022)