Der mutmaßliche Impfbetrug im ACV weitet sich aus.

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Erst vor einer Woche flogen massive mutmaßliche Betrugsfälle in der größten Impfstraße Österreichs auf: Im Wiener Austria Center (ACV) wurden laut einer Sprecherin des Samariterbundes zumindest zwei Mitarbeiter entlassen und angezeigt, weil sie Impfpässe beziehungsweise -zertifikate ausgegeben und teils auch verkauft hatten, ohne dass die betreffende Person geimpft worden war.

Als Reaktion darauf stellte man im ACV die Abläufe um. Es wurden aber offenbar nicht nur – wie ursprünglich von einer Sprecherin vergangene Woche angekündigt – zusätzliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei den einzelnen Stationen zugezogen, sondern nun werden die Impflinge auch direkt vor der Impfkabine kontrolliert. So finde man nun ein bis zwei versuchte Betrugsfälle pro Tag, wie die Sprecherin am Mittwoch zu Ö1 sagte. Bisher seien es ein bis zwei Fälle pro Woche gewesen. Die Dunkelziffer, wie viele Menschen vor den Änderungen damit durchkamen, ist unklar – immerhin wird im ACV seit Monaten geimpft.

Auch Mitarbeiter involviert

In die bisherigen mutmaßlichen Betrugsfälle waren aber auch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen involviert. Schon im September soll eine Mitarbeiterin einen Kollegen dazu gebracht haben, sie als geimpft zu vermerken, ohne sie zu impfen. Die 33-Jährige sei bereits einvernommen worden und bestreite das, hieß es vergangene Woche von der Polizei.

Der zweite Fall, zu dem die Polizei ermittelt, soll sich im Dezember zugetragen haben: Eine 26-jährige Mitarbeiterin soll laut Polizei mehrere Personen ins Impfregister eingetragen haben, ohne dass diese geimpft worden sind. Gegen die 33-Jährige wird wegen Urkundenfälschung ermittelt, gegen die 26-Jährige wegen der Vorbereitung der Fälschung öffentlicher Urkunden. Laut Polizei wurden beide Fälle im Dezember vom Samariterbund angezeigt.

Und: Schon im Mai, so berichteten mehrere Medien, hätte ACV-Personal Blanko-Impfpässe entwendet und ausgefüllt. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien bestätigte der APA ein entsprechendes Verfahren, vier Verdächtige stünden im Zentrum der Erhebungen. Zwei Personen werden in der Causa vom Wiener Rechtsanwalt Nikolaus Rast vertreten, er wies die Vorwürfe bislang zurück. Zuletzt hieß es vom Samariterbund, man gehe davon aus, dass insgesamt zwischen 30 und 100 Impfpässe gefälscht worden seien. (elas, 5.1.2022)