Intel-Chef Pat Gelsinger will die Kehrtwende schaffen.

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Die vergangenen Jahre hat sich Intel wohl anders vorgestellt. Nachdem man den Markt für Desktop- und Laptopprozessoren über eine lange Zeit fast im Alleingang dominiert hatte, stürzte das Unternehmen zuletzt in eine veritable Krise. Nicht genug, dass der schon fast als besiegt geglaubte Langzeitkonkurrent AMD plötzlich mit teils besseren CPUs aufwarten konnte, entschloss sich mit Apple einer der wichtigsten Intel-Partner zu einem Wechsel auf eigene Chips. Vor allem aber: Der M1 sorgte mit seiner Kombination aus Leistung und (niedrigem) Stromverbrauch für wahre Begeisterung bei Testern und Konsumenten gleichermaßen.

Die große Kehrtwende

Doch nun soll alles wieder anders sein – zumindest wenn man den Aussagen von Intel glaubt. Am Rande der CES 2022 hat Intel die ersten mobilen Chips aus der 12. Core-Generation namens Alder Lake vorgestellt. Und die damit einhergehenden Versprechen fallen schon einmal großspurig aus: Als den "schnellsten mobilen Chip aller Zeiten" bezeichnet Intel den leistungsstärksten der neu präsentierten Prozessoren, den Core i9-12900HK.

Ob Intels Ankündigungen der Realität entsprechen, müssen natürlich erst unabhängige Tests zeigen, allerdings gibt es durchaus berechtigte Hoffnung dafür. Immerhin hat die Alder-Lake-Architektur schon bei Desktopsystemen zum größten Leistungssprung bei Intel-Chips seit Jahren geführt. Dafür verantwortlich ist nicht zuletzt ein Wechsel im grundlegenden Aufbau der Prozessoren, und zwar einem, bei dem man sich von der ARM-Konkurrenz hat inspirieren lassen.

Big Little – aber für Intel

Die Alder-Lake-Chips nutzen ein Hybriddesign, das für unterschiedliche Aufgaben auch verschieden leistungsfähige Prozessorkerne zum Einsatz bringt. Bei den leistungsfähigeren Alder-Lake-CPUs der H-Serie kommen etwa sechs Performance-Kerne und acht Effizienz-Kerne zum Einsatz.

Das erlaubt einerseits, sehr hohe Leistungsspitzen liefern zu können, und andererseits bei niedriger Belastung stromsparend agieren zu können. Ähnliche Designs kommen seit Jahren bei Smartphones zum Einsatz und werden auch von Apple beim M1 verwendet.

Benchmarks

Auf dem Papier lesen sich die Leistungszuwächse jedenfalls ziemlich beeindruckend. Gegenüber dem schnellsten Chip der Vorgängergeneration soll der Core i9-12900HK im Benchmark Pugetbench für Adobe Premiere Pro eine um 44 Prozent gesteigerte Performance bieten. Bei einzelnen Spielen sollen es gar bis zu 54 Prozent sein – wobei dies wie immer stark vom jeweiligen Titel abhängt. Ältere Titel profitieren demnach mehr als ganz aktuelle Games.

Zudem darf nicht vergessen werden, dass das alles natürlich Extrembeispiele sind. Im Schnitt soll die Leistungssteigerung bei 15 bis 30 Prozent liegen – für einen Sprung zwischen zwei CPU-Generationen noch immer sehr viel. Vor allem soll der neue Intel-Chip damit aber eben auch flotter sein als der M1 Max – und somit Apples schnellster derzeit verfügbarer Chip. Wie gesagt: All diese Aussagen müssen erst einer unabhängigen Prüfung unterzogen werden, sind bis dahin also mit Vorsicht zu genießen.

Weniger Leistung, weniger Stromverbrauch

Parallel zu der auf Spiele und High-Performance-Laptops ausgerichteten H-Reihe in der 45-Watt-Klasse werden auch die P- und U-Serien aktualisiert, die für weniger anspruchsvolle, dafür aber leichtere und dünnere Laptops gedacht sind. Die sparsamsten Chips der U-Reihe sind etwa in der 9-Watt-Klasse angesiedelt.

Vermischtes

Neben der gesteigerten Performance kommen die neuen Intel-Chips auch mit einer Fülle an anderen Verbesserungen. Dazu gehören der Support für PCIe 4.0, Thunderbolt 4, WiFi 6E sowie für schnellere RAM-Bausteine. Dabei werden DDR5-Speicher bis zu 4.800 MHz und LPDDR5 bis zu 5.200 MHz unterstützt. Auf der Grafikseite sind die Chips mit Intel-Xe-Einheiten mit bis zu 96 Clustern ausgestattet.

Wie immer sei betont, dass all das zunächst einmal eine Ankündigung ist. Bis die ersten Laptops mit entsprechenden CPUs verfügbar sind, werden also noch einige Wochen oder gar Monate vergehen. Das gilt vor allem für die sparsameren der Chips. Zunächst legt Intel den Fokus nämlich auf die High-End-Modelle. (apo, 5.1.2022)