In sozialen Netzwerken werden oft private Details preisgegeben. So manches bereut man später.

Foto: APA/dpa/Carsten Rehder

Via Linkedin ein kurzer Check der beruflichen Laufbahn, auf Twitter erfährt man oftmals Privates und meist viel über die politische Einstellung, Facebook und Instagram liefern häufig noch ein paar peinliche oder überzogene Fotos: Wer heute eine Person trifft, der hat genug Möglichkeiten, sich vorab online über das Gegenüber zu informieren.

Manche dieser Informationen werden ewig in den Weiten des Internets zu finden sein, auch weil man das oftmals möchte. Punktuell hat es aber sicher Vorteile, den digitalen Fußabdruck zu verkleinern. Zeit und Geduld vorausgesetzt, kann man so nicht nur unliebsame Chatverläufe löschen, sondern auch unpassende Fotos oder nicht mehr benutzte Accounts und E-Mail-Adressen.

Suchmaschinen und Apps

War man vor ein paar Jahren den Suchergebnissen auf Google, Bing und ähnlichen Plattformen teilweise noch hilflos ausgeliefert, kann man jetzt für bestimmte Inhalte um Löschung ersuchen. Links können gemeldet werden, wenn diese etwa Verweise auf Webseiten mit sensiblen persönlichen Daten von Privatpersonen beinhalten. Die verlinkten Daten verschwinden so natürlich nicht, aber sie sind danach schwieriger zu finden.

Dank der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) kann man mit den jeweiligen Formularen den Suchmaschinenbetreiber direkt kontaktieren. Reagiert der Betreiber nicht, kann man sich an die Datenschutzbehörde wenden und dort die Beschwerde einbringen. Bei diesem "Recht auf Vergessen" gibt es allerdings mehrere Ausnahmen – etwa wenn man eine Person des öffentlichen Interesses ist. Um generell die Einträge auf Google und Co zu reduzieren, sollte man auf den diversen sozialen Netzwerken das eigene Profil auf privat stellen, sofern es diese Option gibt. So kann die Suchmaschine keine entsprechenden Informationen von Facebook und Co einholen.

Nächste Station: Apps auf Smartphones. Wir machen mittlerweile fast alles mit unserem Handy, und das wissen auch Marketer. Da lohnt es sich, die Programme einmal einzeln durchzuschauen und zu prüfen, welche Berechtigungen leichtfertig erteilt wurden. Oftmals lassen sich viele davon deaktivieren, was in den meisten Fällen Sinn macht – speziell das Teilen des eigenen Telefonbuchs sollte man vermeiden. Apps, die man nicht mehr nutzt, dürfen gerne gelöscht werden.

Inhalte auf Websites und Blogs

Finden sich ungewünschte Fotos oder andere Inhalte direkt auf der Website eines Unternehmens, sollte man diese direkt anschreiben und um Löschung bitten. Meist findet sich im Impressum ein diesbezüglicher Kontakt. Falls nicht, kann man dies dank "Who is"-Anfragen oftmals klären – und zwar über die folgenden Links für AT-Domains, DE-Domains und COM/ORG/NET-Domains.

Geht ein Website-Betreiber dem Ansuchen nicht nach, kann man die Aufforderung zur Löschung auch polizeilich erzwingen oder dies zumindest versuchen. Dabei kann man sich auf das "Recht am eigenen Bild" berufen beziehungsweise im Falle von Nacktbildern von unter 18-Jährigen auf "Pornografische Darstellung Minderjähriger", wie man bei der Internet-Website saferinternet.at erfährt.

Alte Online-Accounts löschen

Egal ob uralte Myspace-Accounts oder das nicht mehr benutzte Xing-Profil: Je mehr man löscht, desto weniger taucht im Netz auf. Ein Verzeichnis dieser Accounts gibt es nicht, da muss man tatsächlich das eigene Gehirn anwerfen und einiges an Zeit mitbringen. Vor allem, wenn man die E-Mail-Adressen für die jeweiligen Accounts nicht mehr nutzt, wird das oftmals zu einem mühsamen Unterfangen.

Doch auch hier gibt es Hilfe. Die Website justdelete.me verlinkt oft direkt auf das Löschangebot der Websites. Nach kurzem Check wird man aber feststellen, dass sich manche Links bereits verändert haben und man doch selbst weitersuchen muss. Eine weitere gute Anlaufstelle ist in solchen Fällen "Have I Been Pwned?" – hier kann man mit der eigenen E-Mail-Adresse oder Telefonnummer eventuell auch ein paar Online-Leichen finden. Ansonsten wird die Website ja primär genutzt, um zu erfahren, ob man Opfer eines Datenlecks geworden ist.

Zudem gibt es sogar einige Anbieter, die sich auf das Löschen alter Accounts spezialisiert haben. Hier gibt man natürlich wieder eigene Daten aus der Hand, damit diese Firmen aktiv werden können. Hat man nicht wirklich etwas Grobes zu verbergen, ist dies also ein verzichtbarer Service.

Endgegner: Cookie-Einstellungen

Sie nerven, aber sie sind nötig. Die Cookie-Einstellungen, die man bei jedem Website-Besuch vor die Nase geknallt bekommt, sofern man den dazugehörigen Blocker beim Browser nicht aktiviert hat. Oftmals sind eingeschränkte Zugriffsrechte ausgegraut oder erst nach mehrmaligem Klicken anwählbar, dennoch sollte man sich diese Mühe machen, um nicht völlig barrierelos die eigenen Daten und Suchverläufe an sogenannte Datenbroker abzuliefern.

Die meisten Unternehmen erwähnen nämlich in ihren Datenschutzrichtlinien, dass vieles, was mit den eigenen Nutzern zusammenhängt, mit "Dritten" geteilt werden darf. Dazu gehören Apps wie Grindr, Spiele-Publisher wie Microsoft und Sony oder auch Antivirenhersteller wie Avast. Prominentes heimisches Beispiel war 2019 die österreichische Post, der ebenfalls der Verkauf sensibler Daten nachgewiesen wurde.

Diese "Dritten" sind oft Unternehmen, die unsere Daten als beliebtes Handelsobjekt sehen und damit Geld verdienen. Diese Informationen werden oftmals miteinander kombiniert, um Profile mit Daten zu Parteizugehörigkeiten, Familienstand oder Ähnlichem zu erstellen, die dadurch für Werbetreibende interessant werden.

Diese Daten kann man nicht mehr löschen, weshalb man manchmal aus dem Nichts Werbung bekommt, mit der man nicht gerechnet hätte, oder Fake-SMS mit Links, die man nicht anklicken sollte.

Überlegtes Handeln

Wenn man sich der eigenen Vergangenheit nicht stellen will, sei es aus Zeitgründen oder aufgrund anderer Verpflichtungen, dann kann man zumindest bei künftigen Online-Aktivitäten vorsichtiger vorgehen. Nicht jede Website muss den aktuellen Beziehungsstatus, den Arbeitgeber oder den Wohnort kennen. Besser ist: Nur jene Felder ausfüllen, die man ausfüllen muss, und wenn möglich, vielleicht lieber eine E-Mail-Adresse angeben, die weder mit privaten Daten verknüpft ist noch vermisst wird, wenn sie vom Nutzer vergessen wird.

Weiters kann man sowohl bei Suchmaschinen als auch bei Messengerdiensten datenschutzfreundliche Alternativen nutzen. Duck-Duck-Go statt Google oder Signal statt Whatsapp wäre ein Anfang. Dinge wie "verschwindende Nachrichten" oder "Ende-zu-Ende-Verschlüsselung" sollten bewusster wahrgenommen werden, weil sie helfen, den digitalen Abdruck zu verkleinern.

Die Liste ließe sich beliebig verlängern, etwa um sichere Passwörter oder Zwei-Faktor-Authentisierung. Oder auch in Bezug auf den Umgang mit Daten anderer Menschen: Smart-Speaker abstecken, wenn man Besuch hat, oder auch die Eltern nicht in soziale Medien holen, nur weil man selbst lieber dort ist. Die Gefahren sind vielfältig, die Möglichkeiten zum Selbstschutz aber ebenso. (Alexander Amon, 11.1.2022)