Ein Teil der Orionwolke wurde neu "abgelichtet": Auf das Hintergrundbild, das eine Infrarotaufnahme des Vista-Teleskops zeigt, wurde die neue Radiowellenaufnahme des Apex-Teleskops gesetzt. In der linken Hälfte des gelben Rechtecks ist der Flammennebel zu sehen. Rechts befindet sich der Nebel NGC 2023.
Bild: ESO/Th. Stanke & ESO/J. Emerson/VISTA. Acknowledgment: Cambridge Astronomical Survey Unit

Der Orionnebel fasziniert die Astronomie bereits seit langem. Durch neue technische Möglichkeiten kommen immer wieder neue Aspekte ins Spiel, die den Blick auf diesen Bereich des Nachthimmels ein wenig verändern. "Wie Astronomen zu sagen pflegen: Wann immer es ein neues Teleskop oder Instrument gibt, beobachte den Orion. Es wird immer etwas Neues und Interessantes zu entdecken geben", sagt Thomas Stanke, ehemaliger Mitarbeiter der Europäischen Südsternwarte (Eso).

Basierend auf Beobachtungen von Stanke und seinem Team wurde nun ein neues Bild des Flammennebels im Sternbild Orion veröffentlicht, begleitend zu den Forschungsergebnissen in der Fachzeitschrift "Astronomy & Astrophysics". Am Apex-Teleskop in Nordchile (Apex steht für Atacama Pathfinder Experiment) probierte das Forschungsteam ein 2014 neu installiertes Instrument aus, die Supercam.

Radioscan der kalten Wolken

Mehrfach wurde die Orion-Region schon auf verschiedene Wellenlängen hin analysiert, und jeder Bereich verdeutlicht andere Merkmale, die Fachleuten Neues über die Molekülwolken verraten. Im Infrarotbereich scannte das Vista-Teleskop des Paranal-Observatoriums in Chile das Sternbild ab. Die Aufnahmen in sichtbaren und Infrarotwellenlängen werden in einem Video der Eso deutlich.

Das erste Bild ist aus Fotos des Digitized Sky Survey 2 im sichtbaren Licht zusammengesetzt (mit deutlichem Pferdekopfnebel oben rechts), das zweite aus Infrarotaufnahmen des Vista-Teleskops, und das dritte zeigt die Apex-Radiowellenaufnahmen.
European Southern Observatory (ESO)

Die Supercam, die im Projekt "Alcohols" verwendet wurde, untersuchte nun Radiowellen, die die chemische Verbindung Kohlenmonoxid (CO) in den Orionwolken aussendet. Dadurch entstand das Bild des Flammennebels und seiner Umgebung. Besonders heiß geht es hier übrigens nicht zu: Die Temperaturen dieser Wolken betragen normalerweise nur zehn Grad mehr als der absolute Nullpunkt, der bei 0 Kelvin oder –273,15 Grad Celsius liegt.

Durch die Supercam können generell große Gaswolken kartiert werden, die gewissermaßen die Geburtsstätte neuer Sterne sind. Uns sind die enormen Molekülwolken im Sternbild Orion am nächsten: In einer Distanz von 1300 bis 1600 Lichtjahren werden dort verhältnismäßig viele Sterne und Planeten "geboren". Zu den Molekülwolken, die zum Großteil aus Wasserstoff bestehen, zählt auch der Flammennebel, der auf dem Bild der Eso dargestellt ist: Die jungen Sterne in seiner Mitte senden Licht aus (der Nebel zählt daher zu den Emissionsnebeln) und bringen Gase zum Leuchten.

Die neue Radiowellenaufnahme – wiederum ist links der Flammennebel zu sehen, rechts NGC 2023. Außerdem ist oben rechts der Pferdekopfnebel zu erkennen.
Bild: ESO/Th. Stanke

Wenig komplexer Kuhnebel

Daneben beobachtete das Team aber auch Reflexionsnebel, die im Gegensatz dazu kein Licht aussenden, sondern benachbarte Sterne reflektieren (beziehungsweise streuen). Ihre eigenen Sterne haben zu wenig Energie, um dem Nebel selbstständige Leuchtkraft zu verleihen. Die erspähten Reflexionsnebel, die aus Gas- und Staubwolken bestehen, heißen Messier 78 (M 78) und NGC 2071.

Auch ein neuer Nebel wurde entdeckt, der auf Bildern durch seine symmetrische Kreisform auffiel. Aufgrund dieses wenig komplexen, sondern eher simplen Aussehens entschied sich das Team dazu, den Nebel als "Kuhnebel" zu bezeichnen, wie es in der Studie steht. (sic, 5.1.2022)