"Frühlingsbild" (1868) von Anselm von Feuerbach, der zu den wichtigsten Lehrern Gustav Klimts zählte.

bpk / Nationalgalerie, SMB / Andres Kilger

Wien – Den ikonischen Gustav Klimt kann man sich derzeit in Ruhe ansehen. Allzu viele Touristen sind nicht in Wien und die Besucherzahlen im Belvedere entsprechend im Keller. Andere Häuser schreiben Klimt auch gerne in ihre Ausstellungstitel, eines davon ist das Museum für angewandte Kunst (Mak) am Wiener Stubenring. Dort war 1868 die Kunstgewerbeschule eröffnet und eine Reihe junger Lehrer berufen worden.

Klimt drückte dort – wie später seine Brüder Ernst und Georg – bereits mit 14 Jahren die Schulbank. Mehr noch, behauptet Kurator Otmar Rychlik in seiner Publikation zur aktuellen Ausstellung, er hätte sich dort zum Realisten, Symbolisten und Visionär gewandelt wie auch zum verständigen Maler von Kindern und von Porträts. Im Mak werden Bilder zu mehreren thematischen Clustern gruppiert, die Werke des weltbekannten Künstlers hängen nun Seite an Seite mit jenen der Lehrer, um Motive und Ideen besser vergleichen zu können.

MAK - Museum für angewandte Kunst, Wien

Allen voran ist da Ferdinand Laufberger, der Klimt "am meisten vom Handwerk beizubringen gewusst hat", so schreibt damals ein Kunsthistoriker. Laufbergers Nachlass wurde am Mak vor kurzem erstmals gründlich aufbereitet. Er war anfangs in Wien ein humorvoller Illustrator, in Paris wurde er beinahe zum Prä-Impressionisten, bis seine Professur an der Kunstgewerbeschule aus ihm einen international gefragten Künstler machte. Seine Star-Schüler – darunter Gustav und Ernst Klimt – bindet er bald in große Staatsaufträge ein. Drei Prachtbauten der neu errichteten Ringstraße gestaltet die junge Künstler-Compagnie innen teilweise aus: das Burgtheater, das Kunsthistorische Museum und den Festsaal der Universität.

Richtungsstreit

Kurator Otmar Rychlik ist dabei wichtig, den Richtungsstreit dieser Zeit zu verdeutlichen. Die heitere Salonkunst des Österreichers Hans Makart stand jener des Rheinländers Anselm von Feuerbach gegenüber, der den Klassizismus mit spätromantischen Motiven versöhnte. Schon bei der Berufung der Lehrer sei darauf geachtet worden, sich von der Salonkunst zu lösen. Makart würde sich bei Klimt ganz und gar nicht finden, auch wenn das oft behauptet wird, während Feuerbach in Richtung Moderne zeigt. Feuerbach wurde sogar an die Wiener Akademie berufen, starb nur relativ schnell.

Rychlik meint weiters, dass eine Ausstellung dieser Art nur über Klimt möglich sei. Bei anderen Malergrößen seien die Lehrpersonen nicht interessant genug. Hier hätten sie das Fundament gelegt für goldene Zeiten und noch mehr. Und so arbeitet diese Ausstellung Klimts Lehrjahre gewissenhaft Bild für Bild auf. Ein wenig fehlen ihr die ikonischen Motive und Schauwerte. Sie ist etwas für jene, die tief eintauchen wollen. Glücklicherweise leben wir in einer Welt, in der man sich nicht zwischen Original und Vorbild entscheiden muss. (Stefan Niederwieser, 7.1.2022)