Der Nachtslalom in Flachau, der am 11. Jänner stattgefunden hätte, wurde wegen steigender Infektionszahlen abgesagt.

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Innsbruck/Salzburg – Lust und Frust liegen dieser Tage in den großen heimischen Skigebieten eng beisammen: Einerseits übertrifft die Buchungslage durchaus die Erwartungen, und die Pisten sind – so gut es die Schneelage zulässt – für in- und ausländische Carver angerichtet, andererseits sorgt die Omikron-Welle für einen unfreiwilligen Einkehrschwung und Engpässe.

Extrem angespannt ist die Lage im Tiroler Bezirk Kitzbühel (Sieben-Tage-Inzidenz 1894,1) und im Salzburger St. Johann im Pongau (2169,7). Vor diesem Hintergrund forderte etwa der Kitzbüheler Tourismusverbandsobmann und Hotelier Christian Harisch entweder eine Aufhebung der K1-Quarantäne für Zweifachgeimpfte oder einen harten Lockdown für den Tourismus zumindest für eine Woche ab dem 10. Jänner.

Hoteliers hoffen auf Entspannung

Doch in Innsbruck winkt man umgehend ab: Für Tirols Landeshauptmann Günther Platter (VP) kommt ein neuerlicher Lockdown nicht infrage. Spekulationen oder Forderungen in diese Richtung seien "kontraproduktiv". Auch die Österreichische Hoteliersvereinigung (ÖHV) kann Harischs Forderung wenig abgewinnen. Dort begrüßt man vielmehr die am Donnerstag bekanntgegebene Verkürzung der Quarantäne.

Einige ÖHV-Mitgliedsbetriebe hätten ihr Angebot mangels einsetzbaren Personals bereits einschränken oder gar kurzfristig zusperren müssen, erklärte ein Sprecher. Das Jännerloch könnte nun helfen, einen Lockdown zu verhindern, so die Hoffnung. Denn mit Ende dieser Woche wird die Buchungslage in vielen Wintersportregionen deutlich zurückgehen – im Tiroler Oberland von derzeit 80 auf 20 Prozent, im Unterland von 60 auf nur mehr zehn Prozent.

Heikle Weltcup-Rennen

Spannend ist die heikle Situation im Nobel-Skiort Kitzbühel vor allem mit Blick auf die Society-Hauptsaison am Monatsende. Von 21. bis 23. Jänner stehen mit zwei Abfahrten und einem Slalom die legendären Hahnenkammrennen auf dem Programm. Noch zeigt man sich von Veranstalterseite optimistisch, dass die Rennen stattfinden. Offen ist hingegen, ob Zuschauer erlaubt sein werden. Und damit die Gamsstadt zur Glitzermetropole der Reichen und Schönen wird.

Weiter östlich, im Salzburger Skiort Flachau, fiel am Donnerstag die Entscheidung, den für 11. Jänner angesetzten Weltcup-Nachtsalom abzusagen. Als Grund dafür nannte der Bürgermeister und Chef des Organisationskomitees, Thomas Oberreiter, die hohen Infektionszahlen in seiner Gemeinde. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei deutlich über 7000.

Wobei Bürgermeister Oberreiter anmerkte, dass diese hohe Zahl täusche. Denn der 2600 Einwohner zählende Ort beherbergt aktuell inklusive Touristen und Saisonkräfte bis zu 16.000 Menschen. So gesehen liege die tatsächliche Inzidenz deutlich niedriger. Am Donnerstag waren 268 aktiv positive Fälle in Flachau bekannt.

Bürgermeister: Infizierte meist symptomlos

"Keiner davon benötigt aber ärztliche Betreuung, der Großteil der Fälle ist überhaupt symptomlos und wurde nur dank der engmaschigen Testungen entdeckt", betonte Oberreiter. Er hoffte auf eine Lockerung der Quarantäneregelungen, da sonst wohl viele Betriebe mangels Personals schließen müssten.

In bekannten Wintersportorten wie Lech am Arlberg, Sölden oder Kitzbühel mussten bereits Tourismusbetriebe vorübergehend schließen, weil ihnen das Personal, das in Quarantäne musste oder sich infizierte, fehlte.

Kopfzerbrechen bereitet den Verantwortlichen zudem, wo man jene Urlauber unterbringen kann, die sich während ihres Aufenthaltes mit dem Coronavirus angesteckt haben oder in Quarantäne müssen. In Vorarlberg versucht man, diese Gäste, wenn möglich, in der jeweiligen Unterkunft zu isolieren oder deren Heimreise zu organisieren, heißt es seitens des Landes. Ist dies nicht möglich, so werden Unterkünfte außerhalb der Tourismusorte gesucht.

Urlaub im "Safe House"

Tirol betreibt für Gäste, die nicht in ihrer jeweiligen Unterkunft isoliert werden können, ein eigenes sogenanntes Safe House im Clubhotel in Götzens. Dort stehen insgesamt 55 Zimmer für bis 130 Personen zur Verfügung. Um eine gesicherte Heimreise während der verordneten Quarantäne zu ermöglichen, erfolge seitens der Tiroler Gesundheitsbehörden mit den betroffenen Personen sowie den Behörden des jeweiligen Heimatlandes ein enger Austausch.

In Salzburg hat die Unterbringung infizierter Gäste zuletzt für Diskussionen gesorgt. Denn aktiv Infizierte können die Heimreise nicht mit dem Flugzeug antreten. Die Pläne, das Kurzentrum in Goldegg zum Notquartier umzufunktionieren, wurden nach Protesten verworfen. Denn die ÖGK benötigt die Einrichtung derzeit selbst dringend für Reha-Patienten nach Operationen. Bis kommende Woche sollen mehrere kleinere Unterkünfte für infizierte Gäste organisiert werden.

Die gute Buchungslage in Kombination mit wenig Schnee und harten Pisten sorgt indes in den Spitälern für Sorge. An der Innsbrucker Klinik mussten allein am vergangenen Wochenende 70 Skifahrer behandelt werden, das Patientenaufkommen sei ähnlich hoch wie vor der Corona-Krise. Allerdings stehen wegen der Pandemie nur 50 Prozent der OP-Kapazitäten zur Verfügung. In der Praxis bedeute dies, dass fast alle planbaren Operationen verschoben werden müssen. (ars, mro; 6.1.2021)