Auch der Nest Audio ist von den Änderungen betroffen.

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Was mit einer engen Partnerschaft begonnen hat, endet in einem erbitterten Streit – und unerfreulichen Konsequenzen für die Konsumenten. Nach einer Patentklage von Sonos muss Google bei zahlreichen seiner Produkte Updates nachliefern – und zwar, um diese schlechter zu machen. Andernfalls droht ein Importstopp auf den wichtigen US-Markt, wie die Internationale Handelskommission (ITC) beschlossen hat.

Patente

Sonos wirft Google vor, dass das Unternehmen die Kooperation genutzt hat, um gewisse Features für eigene Produkte abzuschauen und damit offen gegen Patente zu verstoßen. Im konkreten Fall geht es beim aktuellen Entscheid vor allem um die Art, wie Lautsprechergruppen betrieben werden. So ist es etwa sowohl bei Sonos als auch bei Google-Home-Geräten möglich, mehrere Lautsprecher im WLAN zusammenzufassen und dann zentral zu steuern. Genau in diesem Bereich ortet Sonos gleich mehrere Kopien durch Google – und die ITC stimmt dieser Auffassung offenbar zu.

Theoretisch könnte der von Sonos angestrebte Verkaufsstopp bereits in 60 Tagen in Kraft treten, das ist die Frist, die die ITC Google zur Ausräumung der Probleme gesetzt haben. Neben smarten Lautsprechern können davon auch andere Geräte wie Pixel-Smartphones oder selbst der Laptop Pixelbook Go betroffen sein. Dass es dazu kommt, scheint aber ziemlich unwahrscheinlich, hat sich Google doch auf die Situation bereits vorbereitet.

Verschlechterungen

In einem Blogeintrag kündigt das Google-Nest-Team mehrere Änderungen an seinen Produkten infolge des Urteils an. So wird die Möglichkeit, die Lautstärke für eine gesamte Gruppe zentral zu steuern, gestrichen, die Nutzer müssen diese wieder individuell für jedes Gerät festlegen. Damit ist es etwa nicht mehr möglich, per Sprachbefehl die Lautstärke für mehrere Devices auf einmal zu verändern. Auch lässt sich die Lautstärke nicht mehr gemeinsam über die Lautstärkeknöpfe eines Smartphones steuern, wie es bisher der Fall war.

Während bestehende Lautsprechergruppen mit Nest-Geräten problemlos weiter funktionieren sollten, rät man bei Drittherstellern, darauf zu achten, dass diese softwareseitig auf dem neuesten Stand sind (Cast firmware 1.52.27222). Bei einigen Nutzern könnte es auch nötig sein, eine "Device Utility App" herunterzuladen, um die Einrichtung eines neuen Geräts abschließen zu können und ein Update ohne die umstrittenen Features zu erhalten. Das dürfte an einem anderen beeinspruchten Patent liegen, in dem es um das Set-up von neuen Geräten geht.

Pixel-Update ist schon fertig

Es ist nicht die erste Änderung, die Google angesichts der Klage durch Sonos an seinen Produkten vorgenommen hat. So wurde bereits mit Android 12 bei Smartphones die Möglichkeit gestrichen, die Lautstärke bei via Chromecast verbundenen Geräten über die entsprechenden Knöpfe am Smartphone zu steuern. Hier scheint Google mittlerweile aber einen neuen Weg gefunden zu haben, bei dem man davon überzeugt ist, dass dieser keine Patente von Sonos berührt. Jedenfalls wurde dieses Feature gerade mit dem Jänner-Update für Pixel-Smartphones wieder aktiviert.

Bei Google betont man jedenfalls, die Entscheidung auf dem Rechtsweg weiter bekämpfen zu wollen. Ein Ende des Streits ist aber auch so nicht in Sicht. So hat Google nach der Klage von Sonos recht bald eine Gegenklage eingereicht, die ebenfalls noch verhandelt werden muss – während Sonos schon ein zweites Patentverfahren mit zusätzlichen Vorwürfen angestrengt hat. Entsprechend begrüßt man bei Sonos denn auch den Entscheid, betont aber, dass dies nur an der Oberfläche von Googles Verstößen kratze, das Unternehmen verstoße sonst noch gegen "dutzende" der eigenen Patente. Wenn die Firma also nicht ihre Produkte kontinuierlich schlechter machen wolle, solle man doch stattdessen eine Lizenz von Sonos erwerben. (Andreas Proschofsky, 7.1.2022)