Foto: Sontacchi-Reumiller

So herausfordernd die Pandemie für den globalen Kunstmarkt bisher auch war, für einige Akteure liefen die Geschäfte in den vergangenen zwölf Monaten deutlich besser als erwartet. Beispielsweise in der Auktionsbranche, die 2020 noch mit deutlicheren Abstrichen in Form von Umsatzrückgängen zu kämpfen hatte. Die jüngst veröffentlichten Bilanzen schlossen teilweise an die Ergebnisse der Vorjahre an oder übertrafen diese sogar noch.

Das Dorotheum vermeldete nicht weniger als das "beste Jahr in der Geschichte des Hauses". Konkrete Zahlen blieb der Platzhirsch hierzulande traditionell vorerst schuldig. Zeitversetzt gibt darüber der Jahresabschluss Einblick, über den nun auch die Daten von 2020 einsehbar wurden. Die in Österreich erzielten Umsatzerlöse aus allen Geschäftssegmenten summierten sich im ersten Jahr der Pandemie demnach auf 88,37 Millionen Euro.

2019, als man auf "ein höchst erfolgreiches Jahr" zurückblickte, war man bei etwas mehr als 91 Millionen Euro gelegen. Während die Umsatzerlöse in den Geschäftszweigen Auktionen oder Direktverkauf (Handelswaren) 2020 zurückgingen, warf das Pfandgeschäft mehr ab: mit 19,47 Millionen Euro lag man über den zuletzt erwirtschafteten Erlösen (2019: 18,62 Millionen; 2018: 18,11 Millionen).

Covid-Hilfen 2020

Der für 2020 verzeichnete Bilanzgewinn stieg auf stattliche 15,32 Millionen Euro und hob sich damit deutlich von den Vergleichswerten der Vorjahre ab (2019: 8,03 Mio.; 2018: 7,13 Mio.). Dazu trugen auch "betriebliche Erträge" aus Kurzarbeitsbeihilfen in der Höhe von 1,89 Millionen Euro sowie Stützungszahlungen aus dem Corona-Hilfsfonds, konkret Umsatzersatz, in der Höhe von 763.000 Euro, bei: 2,66 Millionen Euro insgesamt.

Maria Lassnig: Das Gemälde "Wilde Tiere sind gefährdet" (1980) erzielte im Dorotheum im Juni 2021 1,36 Millionen Euro – ein Auktionsweltrekord.
Foto: Dorotheum

Zustrom an Neukunden

Das Auktionshaus "im Kinsky" hatte 2020 ebenfalls Zuschüsse, jedoch keine Kurzarbeitsbeihilfe beantragt und bekam von der Cofag 589.571 Euro an Umsatzersatz überwiesen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr bedurfte man keiner staatlichen Hilfen mehr und setzte bei den Versteigerungen im Mai, Juli und Dezember insgesamt 25 Millionen Euro um. Laut der Geschäftsführung konnte man damit jedoch nicht die "besten Ergebnisse der Vor-Pandemie-Zeit" erreichen.

Was die hiesigen Auktionshäuser und die internationalen Marktgiganten eint: der Zustrom an Neukunden und hier besonders jüngere Altersklassen. Christie’s verzeichnete einen Zuwachs an neuen Käufern um 35 Prozent, wobei es sich zu 32 Prozent um Millennials handelte. Bei Sotheby’s stieg die Zahl der neuen Käufer um 44 Prozent, jene der neuen Bieter um 47 Prozent und der Anteil der unter 40-Jährigen dabei um satte 187 Prozent.

Luxury und NFT

Eine wesentliche Rolle spielten dabei Waren der Kategorie Luxury – also Uhren, Juwelen, Wein oder Handtaschen (u. a. Hermès) – sowie das boomende Segment NFT: Bei Letzterem notierte Christie’s einen Anteil an Neukunden von 75 Prozent mit einem Altersdurchschnitt von 42 Jahren. Ähnliche Werte verzeichnete der Kontrahent, der mit dem "Sotheby’s Metaverse" jüngst den ersten Web3-fähigen Marktplatz für NFTs launchte.

Pablo Picassos "Femme assise près d'une fenêtre (Marie-Thérèse)" erzielte bei Christie’s in New York im Mai 103,4 Millionen Dollar: der weltweit höchste Zuschlag bei einer Auktion 2021.
Foto: Christie’s

Den Löwenanteil der Umsätze bescherten beiden Unternehmen jedoch die klassischen Kunstsparten, und hier vor allem Impressionist, Modern, Post-War und Contemporary: Christie’s verbuchte hier einen über Auktionen und Private Sales erzielten Umsatz von mehr als fünf Milliarden US-Dollar (+57 Prozent gegenüber 2020), bei Sotheby’s belief sich der Vergleichswert für Modern und Contemporary auf 4,3 Milliarden US-Dollar.

Höchstes Ergebnis

Die aus allen Verkaufskanälen erwirtschafteten Umsätze summierten sich bei Christie’s auf 7,1 Milliarden US-Dollar (2020: 4,4 Mrd.), bei Sotheby’s dagegen auf 7,7 Milliarden US-Dollar (2020: 5 Mrd.) und damit auf das höchste Ergebnis in der 277-jährigen Geschichte des Unternehmens überhaupt. (ALBUM, Olga Kronsteiner, 9.1.2022)