Im Rahmen den Ermittlungen arbeitet die österreichische Polizei mit ungarischen Kollegen zusammen (Symbolbild).

Foto: APA / Barbara Gindl

Budapest/Neckenmarkt –Polizisten haben am Donnerstag an der ungarisch-österreichischen Grenze nahe Neckenmarkt (Bezirk Oberpullendorf) auf ein mutmaßliches Schlepperfahrzeug geschossen. Laut ungarischer Polizei raste ein Klein-Laster auf den Grenzübergang und die Beamten zu, die das Fahrzeug stoppen wollten. Sie gaben Schüsse auf den Wagen ab, den der Fahrer noch nach Österreich lenkte, bis er nach einigen hundert Metern fahruntauglich wurde. Der Lenker ist flüchtig, 30 Flüchtlinge wurden gefasst.

Anfangsverdacht bestätigt

Eine Polizeistreife hatte vor dem Anhalteversuch Alarm geschlagen, da sie in der Nähe des Grenzüberganges die Insassen eines Pkw mit litauischem Kennzeichen kontrollierten und dabei der Verdacht entstand, dass es sich um ein Sondierungsauto für Schlepperei handelt. Sie informierten eine nahe Polizeieinheit, die den Klein-Laster entdeckte.

Der Lenker fuhr mit hoher Geschwindigkeit auf den Grenzübergang zu, auch die Schüsse konnten ihn zunächst nicht stoppen. Erst auf österreichischer Seite kam das Fahrzeug zu stehen.

30 Geflüchtete aufgegriffen

Das Landespolizeikommando Burgenland bestätigte am Freitag den Vorfall. Die Exekutive sei am Donnerstag gegen 14 Uhr auf einen abgestellten Klein-Lastwagen aufmerksam gemacht worden. Dieser stand auf einem Güterweg nahe Neckenmarkt und wies Einschusslöcher vom Anhalteversuch auf ungarischer Seite auf, erklärte Polizei-Sprecher Helmut Marban.

30 Flüchtlinge wurden in der Nähe aufgegriffen, über ihre Herkunft ist noch nichts bekannt. Sie beantragten Asyl und werden nun als Zeugen zu der Aktion und dem flüchtigen mutmaßlichen Schlepper einvernommen. Die Ermittlungen laufen gemeinsam mit den ungarischen Kollegen, so Marban.

SPÖ-Landesgeschäftsführer Roland Fürst zeigte sich betroffen und drängte auf einen "Neustart der Asyl- und Migrationspolitik". Die Schlepperei und die gefährlichen Fluchtrouten würden sowohl die Flüchtlinge als auch die Polizistinnen und Polizisten in eine untragbare Situation bringen, so Fürst. Er bekräftigte die Forderung nach der Einrichtung von Asylverfahrenszentren außerhalb Europas, die menschenrechtliche Standards erfüllen und vor allem Frauen und Kinder schützen sollen. Gleichzeitig brauche es eine massive Aufstockung der Mittel für humanitäre Hilfe. (APA, 7.1.2022)