Eigenen Angaben zufolge hat sich Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) bei einem Sicherheitsmitarbeiter mit dem Coronavirus angesteckt.

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Wien – Karl Nehammer ist trotz seiner am Freitag festgestellten Corona-Infektion wohlauf. Nach seinem Sprecher bestätigte auch der Bundeskanzler und ÖVP-Chef selbst, dass es ihm gut gehe. Quasi als Beweis gab er am Samstagvormittag via Skype von zu Hause aus ein Interview für das Ö1-"Mittagsjournal", nachdem er sein für Freitagabend vorgesehenes "ZiB 2"-Interview noch abgesagt hatte: "Ich habe keine Symptome."

Nehammer soll sich, so die Vermutung des Bundeskanzleramts, nach der Rückkehr aus seinem Kärnten-Urlaub am Mittwochabend bei einem Sicherheitsmitarbeiter angesteckt haben. Im Internet kursierende Gerüchte über eine Infektion im Urlaub, befeuert durch ein Foto des Kanzlers in einer Männerrunde an einem Skihüttentisch, wies sein Sprecher zurück. Das Foto sei bereits am 29. Dezember unter Einhaltung der 2G-Regel aufgenommen worden, noch eine Woche später sei der Kanzler negativ PCR-getestet worden, twitterte er.

Prompt poppten in den sozialen Medien Zweifel an der Erklärung auf: Die Inkubationszeit seit Mittwochabend sei zu kurz. Doch tatsächlich hat Omikron die Intervalle verkürzt. Wer sich infiziert hat, könne bereits am Tag zwei infektiös sein, stellt etwa der Molekularbiologen Ulrich Elling fest.

Lockerung statt Lockdown

Nehammer nutzte den Anlass dazu, um für die Impfung zu werben. Dank dreifacher Impfung gehe es im sehr gut, sagte er auf Ö1, er erfahre nun am eigenen Leib, dass die Immunisierung auch gegen die Omikron-Variante gut wirke: "Ich habe einen harmlosen Verlauf."

Dass die Regierung die Quarantäne-Regeln lockert, verteidigte Nehammer gegen Kritik mit Verweis auf die Infrastruktur des Staates. Seien zu viele Menschen durch Isolation außer Gefecht gesetzt, drohten Polizisten, Pfleger, Regalschlichter in Supermärkten und andere wichtige Arbeitskräfte zu fehlen.

Aber treibe dies die Infektionsrate nicht noch weiter in die Höhe? Dass die stark infektiöse Omikron-Variante dafür sorgt, werde sich nicht verhindern lassen, antwortete Nehammer sinngemäß. Die Erfahrung aus Holland zeige, dass die Ansteckungszahlen trotz Lockdowns stiegen. Um da etwas auszurichten, brauche es schon äußerst "radikale" Maßnahmen, einen echten "Shutdown" – doch dieser würde die Gesellschaft arg in Mitleidenschaft ziehen.

Die strengeren Schutzmaßnahmen – FFP2-Maske im Freien, 2G-Kontrollpflicht im Handel – sollen das Äußerste verhindern, argumentiert Nehammer. Ob auch die Schulen auf Dauer offen blieben? "Das ist ein Blick in die Glaskugel."

Mückstein in Selbstisolation

Ebenfalls bei guter Gesundheit war am Samstag Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne), der am Donnerstag einen Pressekonferenz-Auftritt gemeinsam mit Nehammer absolviert hatte. Mückstein ist seit Freitag freiwillig in Selbstisolation. Es gehe ihm gut und er warte auf sein PCR-Testergebnis, so seine Sprecherin.

Kritik am Umgang mit dem Infektionsfall kam von der FPÖ. Klubobmannstellvertreterin Dagmar Belakowitsch sah Fragen über die Einhaltung der am Freitag gültigen Quarantäneregeln aufgeworfen. "Das bedeutet in dem sehr wahrscheinlichen Fall, dass sich Nehammer mit der Omikron-Variante angesteckt hat, dass alle Personen, die in den Tagen vor seinem positiven Test für länger als 15 Minuten und mit weniger als 2 Metern Abstand mit dem Kanzler in einem Raum waren, in Quarantäne müssen", meinte sie in einer Aussendung.

Impflicht ab Februar soll bleiben

Wenig beeindrucken lässt sich Nehammer von den Bedenken der Elga GmbH, dem Unternehmen hinter der elektronischen Gesundheitsakte, wonach die Impflicht wegen der technischen Vorarbeiten nicht mit Anfang Februar umgesetzt werden könne: "Das sehe ich nicht so. Es gibt hier den ganz klar vorgegebenen Zeitplan." Auch Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) hatte sich gegen eine Verschiebung ausgesprochen.

Auf einer Wellenlänge mit dem Koalitionspartner gibt sich Nehammer überdies beim Protest gegen das Ansinnen der EU-Kommission, Atomkraft künftig als nachhaltig zu qualifizieren. Österreich wolle alle Möglichkeiten ausschöpfen, um diese Entscheidung zu verhindern – wenn es nicht anders gehe, auch mit einer Klage beim Europäischen Gerichtshof. (jo, red, APA, 8.1.2022)