Die diversen Lockdowns haben das Problem von Kindesmissbrauch im Netz noch verschärft.

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Zum Schutz von Kindern im Internet will die EU-Kommission die Technologiekonzerne stärker in die Pflicht nehmen. "Ich werde in den kommenden Monaten eine Gesetzgebung vorschlagen, die Unternehmen verpflichtet, den sexuellen Missbrauch von Kindern zu erkennen, zu melden und zu entfernen. Eine freiwillige Meldung wird dann nicht mehr ausreichen", sagte die EU-Innenkommissarin Ylva Johansson der "Welt am Sonntag".

Allein im Jahr 2020 hätten Internetanbieter und soziale Netzwerke 22 Millionen freiwillige Meldungen abgegeben. 2019 seien es 17 Millionen Meldungen gewesen. Der Facebook-Mutterkonzern Meta sei allein für 95 Prozent der Meldungen verantwortlich. Das sei aber nur ein Bruchteil der begangenen Straftaten.

Zugriff auf Chatnachrichten und Fotos

Damit hält Johansson wohl auch an den nicht unumstrittenen Plänen fest, Chats, Fotos und andere Dateien in großem Umfang zu kontrollieren. Unter Datenschützern lassen die seit längerem bekannten Pläne die Alarmglocken läuten. Sie befürchten einen Zugriff auf sämtliche Kommunikation, auch verschlüsselte private Chats. Da derartige Nachrichten nach dem Versenden nicht mehr entschlüsselt werden können, ist ein direkter Zugriff auf Handys vorstellbar.

Ein Algorithmus würde dann Inhalte automatisiert auf dem Gerät scannen, bevor diese verschickt werden. Schlägt die Software an – etwa weil potenziell verdächtiges Material gefunden wird – könnten die Behörden verständigt werden.

Wie heikel ein derartiger Scan ist, musste zuletzt auch Apple erkennen. Zunächst als Maßnahme gegen Kinderpornografie gedacht, wollte der US-Konzern Fotos vor dem Hochladen in den eigenen Cloud-Dienst mit einer Datenbank bekannter illegaler Inhalte abgleichen. Nach heftigen Protesten von Kunden, der eigenen Belegschaft und Datenschützern, zog Apple die Pläne wieder zurück. (Reuters/red, 09.01.2022)