Die Staatsführung wehrt sich mit aller Kraft gegen die Proteste.

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Almaty – Bei den Ausschreitungen mit vielen Toten in Kasachstan hat es fast 8.000 Festnahmen gegeben. Das Innenministerium des Landes sprach am Montagmorgen von 7.939 Menschen, die in Gewahrsam gekommen seien. Allein auf zwei Märkten in der von den Unruhen besonders betroffenen Millionenstadt Almaty im Südosten des Landes seien 207 Personen festgenommen worden.

Präsident: "Versuchter Staatsstreich"

Präsident Kassym-Schomart Tokajew bezeichnete die Proteste als "versuchten Staatsstreich". Er machte im Ausland ausgebildete "Terroristen" für die Unruhen verantwortlich. "Gruppen bewaffneter Kämpfer", die auf den richtigen Moment gewartet hätten, seien "in Aktion getreten", sagte Tokajew am Montag bei einer Videokonferenz mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin und anderen verbündeten Staatschefs.

Auf friedliche Demonstranten würden die Sicherheitskräfte seines Landes "niemals schießen", sagte der Präsident. Der von Moskau geführte "Antiterroreinsatz" der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) werde "sehr bald" enden.

Tokajew hatte das von Russland geführte Militärbündnis OVKS um Unterstützung gebeten, das 2.500 Soldaten nach Kasachstan entsandte. Die OVKS-Staaten hielten am Montag eine Onlinekonferenz ab. Dabei sagte Tokajew, die "bewaffneten Kämpfer" hätten sich unter die Demonstranten gemischt. "Ihr Ziel war klar: Die Untergrabung der öffentlichen Ordnung, die Zerstörung der Regierungsinstitutionen und die Ergreifung der Macht", sagte er.

Landesweite Staatstrauer am Montag

Im Montag galt in der Ex-Sowjetrepublik eine landesweite Staatstrauer. Alle Flaggen wurden laut der Staatsagentur Kasinform auf halbmast gesetzt. Am Sonntag gab es Verwirrung um die Zahl der Toten, die das Staatsfernsehen unter Berufung auf das Gesundheitsministerium mit mehr als 160 angegeben hatte. Diese Meldung wurde später ohne Angaben von Gründen gelöscht.

Kasachstan, das an Russland und China grenzt, kommt seit mehr als einer Woche nicht zur Ruhe. Unmut über gestiegene Treibstoffpreise an den Tankstellen in dem öl- und gasreichen Land schlug in Proteste gegen die Staatsführung um. Neben friedlichen Demonstrationen kam es auch zu gewaltsamen Ausschreitungen, insbesondere in Almaty. Nach jüngsten offiziellen Angaben wurden landesweit mehr als 2.000 Menschen verletzt.

Am Montag konnten die Menschen in Almaty zunächst auch wieder das Internet nutzen, wie eine Bewohnerin der Deutschen Presse-Agentur in Moskau bestätigte. Über Tage wurde das Internet immer wieder abgeschaltet. So war es schwierig, unabhängige Informationen über die Lage zu bekommen. (APA, 10.1.2022)