Johannes Strolz (re) und Manuel Feller sorgten am Sonntag auf dem Chuenisbärgli zu Adelboden für ein exzellentes Slalom-Ergebnis. Davor war es überhaupt nicht nach Wunsch gelaufen.

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Adelboden – Nach dem mageren Abschneiden in den ersten beiden Rennen des Weltcup-Winters haben die österreichischen Slalomläufer in beeindruckender Manier zurückgeschlagen. Johannes Strolz holte am Sonntag in Adelboden den ersten ÖSV-Sieg in dieser Disziplin in der laufenden Saison, Manuel Feller war Zweiter. "Man hat schon von einer Slalomkrise geredet – ich glaube, von dieser Krise brauchen wir nicht mehr reden", stellte ÖSV-Rennsportleiter Andreas Puelacher fest.

Adelboden bleibt für Österreichs Slalomartisten ein gutes Terrain. Seit 2004 stand im Berner Oberland immer zumindest ein ÖSV-Läufer auf dem Podium, wenn es auf die kurzen Ski ging – die Serie hat gehalten. Nach dem ersten Durchgang am Sonntag lagen sogar fünf Österreicher in den Top Ten. Es gab eine Doppelführung durch Feller und Fabio Gstrein, der dann später als letzter Läufer ausschied.

"Heute ist es wirklich für uns sehr, sehr gut gelaufen", urteilte Puelacher, der ebenfalls den ersten Durchgang hervorhob: Marc Digruber war Achter, Marco Schwarz auf dem zehnten Zwischenrang. In den ersten beiden Saison-Rennen hatte lediglich Gstrein als 14. in Val d'Isere eine Top-15-Platzierung erreicht. Dabei fehlte Vizeweltmeister Adrian Pertl dort und in Madonna di Campiglio verletzungsbedingt, Schwarz war nach mehreren Wochen Therapie wegen einer Knöchelverletzung nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. In Zagreb wurde am vergangenen Donnerstag der Slalom nach 19 Gestarteten abgebrochen.

"Ein bisschen schlecht geredet worden"

"Ich glaube, wir waren immer schon stark. Die ersten zwei Rennen sind nicht für uns gelaufen. Manuel Feller wäre sehr schnell gewesen, ist aber ausgefallen", meinte Puelacher. "Die Mannschaft hat Potenzial. Es ist nur von den Medien ein bisschen schlecht geredet worden." Im Slalom sei die Dichte extrem hoch – und dadurch auch das Risiko, dass jeder Läufer eingehen müsse, erklärte Technik-Chefcoach Marko Pfeifer. "Nach dem richtig schwierigen Start freut es mich für die Mannschaft sehr, dass sie wieder gezeigt haben, was sie draufhaben", so der Kärntner. "Totgesagte leben länger."

ÖSV-Alpinchef Patrick Riml schlug in die gleiche Kerbe. "Es war von Haus aus eine starke Mannschaft, die sich letztes Jahr super präsentiert hat. Es hat halt heuer nicht so angefangen, wie wir uns das vorgestellt haben. Aber man hat die Klasse dieser Mannschaft gesehen", befand der Tiroler. "Es hat eigentlich nie Kopfweh gegeben, dass es nicht funktionieren sollte."

Schwarz wurde schließlich am Chuenisbärgli Elfter, Dominik Raschner belegte unmittelbar vor Digruber den 16. Platz. Wermutstropfen aus rot-weiß-roter Sicht waren die Ausfälle von Gstrein und Christian Hirschbühl. Michael Matt verpasste als 41. die Qualifikation für das Finale. "Michi wäre heute ein super Rennen gefahren, leider Gottes macht er vor dem Ziel den Fehler", sagte Pfeifer.

"Haben eine megastarke Slalom-Mannschaft"

"Natürlich hast du bei einer Mannschaft von acht Leuten immer wieder welche, bei denen es nicht so läuft. Bei denen gilt es dann, richtig drauf zu schauen", erläuterte er. "Wir werden dranbleiben beim Michi, auch beim Blacky (Schwarz, Anm.), natürlich auch beim Hirschbühl. Es ist unsere Aufgabe, die Burschen da wieder heranzuführen. Wir haben eine megastarke Slalommannschaft, jeder kann am Stockerl sein mehr oder weniger. Der Sport ist hart, aber Durchhalten zahlt sich aus, wie man beim Strolzi sieht."

Was die Auswirkungen des Sieges von Strolz, seines ersten im Weltcup, für die Olympia-Nominierung betrifft, wollten sich die ÖSV-Vertreter noch nicht in die Karten blicken lassen. "Es sind noch einige Rennen, da muss man jetzt wirklich warten, was passiert", sagte Puelacher und ergänzte hinsichtlich Strolz: "Mit einem Sieg kann man nicht über ihn hinwegsehen." Auch Feller kann sich ziemlich sicher im Slalomteam wähnen. Mit Wengen und Kitzbühel gibt es vor der Kaderbekanntgabe noch zwei Torläufe. Das Schladming-Nightrace danach liefert den Trainern weitere Entscheidungshilfen.

"In den nächsten drei Rennen werden sie sich ziemlich pushen, dann werden sich die Schnellsten eh aufstellen", betonte Pfeifer. "Lieber habe ich dieses Kopfweh als das Kopfweh von Madonna." Dort war kurz vor Weihnachten Matt als 20. Österreichers Bester gewesen. Jetzt habe man "die Qual der Wahl", wie Riml erkannte. "Wir werden natürlich versuchen, das stärkste Team mit nach China zu nehmen." (APA, 10.1.2022)