Er ist Tesla-Fahrer. Und ein echter Auto-Auskenner. Nennen wir ihn A. Er interessiert sich nicht nur für Fahrzeuge seiner Marke, sondern generell für (fast) alle neuen Elektromobile. Vor ein paar Wochen ließ er bei einem Garagenplausch durchsickern, ein Q4 e-tron könne ihn womöglich recht konkret reizen. Gute Gelegenheit, bei Eintrudeln des Testfahrzeugs seine Meinung einzuholen, mit der Tesla-Brille betrachtet. Anzusehen war: Der Sportback, die SUV-Coupé-Version also, quattro, mit 220 kW und 77 kWh-Akku (Normreichweite bis 497 km), ich warnte ihn noch, der Kofferraum sei entsprechend kleiner als beim "normalen" Q4 e-tron – und war gespannt auf seine Eindrücke.

Der Sportback ist die "Coupé"-Version. Fescher, aber auch unpraktischer ...
Foto: Stockinger

Die lesen sich wie folgt: Bin von dem Wagen etwas enttäuscht.

1.) Verstehe nicht, was zwischen Fahrgastzelle und Motorhaube alles drinnen ist, dass sich kein Frunk (Front-Kofferraum, Anm.) ausgeht.

2.) Warum überlegen sich die Autohersteller keinen guten Platz zur Handyablage, wo man dieses auch sieht? Diese sinnlose Konsole mit dem überflüssigen Startbutton und der überdimensionierten Schaltung wäre dafür ideal.

3.) Habe versucht, eine Route zu planen, und erwarte mir eigentlich, dass die Ladestopps gleich vorgeschlagen werden. Das Infotainment bleibt die Schwachstelle, und man verwendet dann Apple Car Play, wo man erst recht ein Problem hat, die Ladestopps zu planen.

... der Kofferraum könnte größer sein, die Kopffreiheit hinten auch. Fährt sich aber großartig.
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4.) Als Fan des One-Pedal-Driving finde ich Audis Ansatz mühsam. Alles Punkte, wo Tesla für mich vorne ist. Bei Verarbeitung und Anmutung natürlich nicht, wobei man da bei Audi schon Besseres gesehen hat. Insofern ist bei meiner persönlichen Wertung Mercedes bei Deutschen klar in Führung. Bin neugierig, was BMW zusammenbringt.

Frage – Antwort

Klingt aus A.s Sicht nicht zwingend nach Tesla-Jäger oder gar -Killer, und natürlich hat uns interessiert, was der Hersteller zu den einzelnen Punkten meint – Michael Strehle von Audi Österreich ließ sich zu einer Stellungnahme bewegen.

Ad 1.) Konzeptbedingt ist das bei der MEB-Plattform (Modularer E-Antriebs-Baukasten des VW-Konzerns, Anm.) nicht vorgesehen. Diese ist ohne Frunk homologiert, somit hat keines der Fahrzeuge auf dieser Plattform einen Frunk, auch VW ID.3 und Cupra Born nicht.

Ad 2.) Da das Handy vom Fahren ablenkt und man es während der Fahrt gesetzlich ohnehin nicht nutzen darf, verfolgt Audi die Strategie, die Handyschale mit induktiver Ladung so zu positionieren, dass man das Handydisplay nicht sieht. Es kann ja auch über das Smartphone-Interface drahtlos bedient werden.

Audi-typisches Interieur, hochwertige Materialanmutung.
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Betreffend Startknopf: Ja, der ist nicht zwingend nötig, weil das Auto durch Treten der Bremse bereits fahrbereit ist. Die Marktforschung zeigt jedoch, dass der Großteil der Kunden diesen Knopf wünscht, um die Möglichkeit zu haben, die "Zündung" manuell einzuschalten – Beispiel: Radio hören beim Autoputzen.

Grafik: Der Standard

Ad 3.) Selbstverständlich plant der Q4 e-tron die Ladestopps automatisch! Möglicherweise war im betreffenden Fahrzeug die Funktion ausgeschaltet oder die Reichweite ausreichend, somit kein Ladestopp nötig. Über Apple Car Play kann man übrigens auch Ladestationen planen, wenn man die App "A better route planner" verwendet.

Ad 4.) Ein mit One-Pedal-Feeling betriebenes Fahrzeug hat bei der Rekuperation einen schlechteren Wirkungsgrad als eines, das adaptiv rekuperiert bzw. auch segelt. Hierzu gibt es umfangreiche Studien. Die maximale Effizienz erreicht man im automatischen, der Situation aufgrund der Sensordaten angepassten Modus. Wer manuell rekuperieren will, kann über die Paddles im Lenkrad manuelle Stufen wählen. Und der B-Modus ist vom Feeling her nahe an Teslas One Pedal, aber die uneffizienteste Art zu fahren.

Anders geht es nicht

Detail am Rande: Alle Audi-Modelle rekuperieren nicht nur, wenn man vom Strompedal geht, sondern auch, wenn man auf die Bremse steigt. Der Q4 e-tron mit bis zu 140 kW. Teslas Model 3 rekuperiert mit maximal 90 – und nur, wenn man vom Strompedal geht. Rekuperation via Bremspedal ist dort nicht umgesetzt. Deshalb muss ein Tesla so stark mit One-Pedal-Feeling rekuperieren, weil er es anders nicht kann.

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So weit Audi, und damit noch ein paar finale Sportback-Randbemerkungen. Das Cockpit ist ergonomisch ausgerichtet, zwischen Volant und Windschutzscheibe ist viel Luft, wie weiland (1998) beim neuen VW Käfer. Davor die "Motorhaube", die sieht man nicht, wie meist bei E-Autos. Der linke Seitenspiegel beeinträchtigt das Blickfeld wegen der hochgezogenen Seitenlinie, und beim Rückspiegelblick kommen Erinnerungen an den seligen A2 hoch, diesen Geniestreich mit dem Spoiler inmitten der Heckscheibe. (Andreas Stockinger, 13.1.2022)