Na geh, wer bittschön hat dich denn schon so früh so zornig gmacht? Draußen war es noch nicht einmal richtig hell, als ich den Hyundai i30N Fastback das erste Mal anstartete – und der brüllte sofort los. Als wollte er gleich zum Frühstück einen Sportwagen vernichten, der irgendwo da draußen gerade andere kleine Autos vom Kaliber eines i30 ignoriert.

Unerwartet ist der wilde Wirbel aus den beiden Endrohren bei diesem an sich eleganten und stilvoll weißen Auto. Ein Hatchback mit roter Unterlippe, überdimensionalen Lufteinlässen an der Front und ein Bügelbrett, das zur Not auch bei der Dreischanzentournee aushelfen könnte, am Heck. Ja, bei den Hot Hatches, wie man neudeutsch sagt, da erwartet man das regelrecht.

Dem Hyundai ist das N, was anderen etwa das R, M oder ST ist. Es geht um Sportinsignien. In diesem Fall
um jene des i30 mit dem schnellen Schrägheck. Die 280 PS sieht man gar nicht gleich. Aber man hört sie.
Foto: Guido Gluschitsch

Aber ein Fastback, ein kompakter, der keine 4,4 Meter lang ist, ohne wilde Spoilerlandschaft auskommt, der macht so ein Trara beim Anstarten?

Muskeln zum Hören

Vielleicht muss er sich eben genau deshalb so behaupten. Damit er nicht unterschätzt wird. Immerhin wartet er mit 206 kW, 280 PS und fast 400 Newtonmeter Drehmoment auf. Weil die aber von einem zwei Liter großen Vierzylinder-Turbo-Benziner kommen, klingen sie gar ein wenig gekünstelt. An den Fahrwerten ändert das aber nichts.

Der Handschalter, mit seinen sechs Gängen, sprintet aus dem Stand in 5,9 Sekunden auf Tempo 100. Der mit acht Gängen Doppeltgekuppelte, den wir im Test haben, schafft es mit der Launch-Control sogar in 5,4 Sekunden. Auf dem Papier. Und zumindest im Testzeitraum auch sicher nur dort.

Die blauen Knöpfe am Lenkrad sind die Direktzugänge zu den unterschiedlichen Eskalationsstufen.
Foto: Guido Gluschitsch

Es ist kalt oder feucht, manchmal sogar beides. Keine idealen Bedingungen, um fast 300 PS über die Vorderräder in Beschleunigung umzuwandeln.

Da macht der i30 N dem Begriff Frontkratzer also wirklich alle Ehre. Jetzt ist es nicht so, wie im Titel impliziert, dass es aus den Radkästen raucht, wenn du im Winter flotter von der Kreuzung wegwillst, aber ich denke, Sie wissen, was ich meine. Aber wir sprechen hier auch von einer Situation, die bei einem halbwegs vernünftigen Menschen genau zweimal auftritt, so er sich diesen Wagen in einem Wintermonat kauft.

Drei Wochen nach dem Kauf interessiert so ein prolliges Kasperltheater niemanden mehr. Da freut man sich über satte Fahrleistungen, ein emotionales Auto, von dem man annehmen kann, dass es einem auf lange Sicht keine Sorgen bereiten wird, und das spannende Design. Was nicht heißen soll, dass der Hatchback des i30 N jetzt fad wäre. Aber einen Vorteil hat der Fastback.

Mehr Gepäck passt in den Fastback.
Foto: Guido Gluschitsch

Heckvergleich

In das Heck des eleganteren i30 N passen nämlich um 50 Liter mehr Gepäck. Insgesamt sind das 1337 Liter. Dafür ist er aber auch um 20 Kilogramm schwerer. Auf die Fahrleistungen und den Verbrauch hat aber auch das keine Auswirkung.

8,4 Liter gibt der Normtest für den DCT-Fastback an, 0,1 Liter mehr als beim handgerührten Kollegen. Im Test brauchten wir allerdings, je nach Tagesverfassung, zwischen 9,1 und zehn Liter. Aber den Verbrauch mag man sicher leicht senken, wenn man sich nicht mehr bei jeder Möglichkeit über die gesamte abrufbare Beschleunigung freut.

Die fast 300 PS wollen nur über die Vorderachse auf den Boden
Foto: Guido Gluschitsch

Preislich liegen die beiden Heckformen ebenfalls gleichauf. Bei 43.990 Euro geht es mit dem Handschalter los, unser Testwagen kam mit dem Glasdach auf 48.110 Euro. Ja, der Preis ist kein Grund für Freudensprünge, aber zornig, weil der Wagen unbezahlbar wäre, muss man da wahrlich auch nicht werden. (Guido Gluschitsch, 14.1.2022)