Glorreich gescheitert: der erste "Wordle"-Versuch eines STANDARD-Redakteurs.

Foto: Der Standard/Stefan Mey

In den vergangenen Wochen sind in den verschiedenen Social-Media-Timelines immer wieder obskur wirkende Kombinationen aus farblichen Vierecken in Verbindung mit dem Wort "Wordle" aufgetaucht – und offenbar sind die Urheber dieser Postings stolz darauf, wenn ihre Postings möglichst wenig Zeilen aufweisen. Worum geht es dabei? Was ist "Wordle"? Und warum ist es so erfolgreich? Der STANDARD beantwortet die wichtigsten Fragen rund um den aktuellen Hype.

Was ist "Wordle"?

"Wordle" ist ein Wort-Ratespiel, das unter diesem Link abgerufen werden kann. Es geht darum, ein Wort mit fünf Buchstaben zu erraten, dafür hat man sechs Versuche. Nach dem sechsten Versuch, oder wenn das Wort erfolgreich aufgedeckt wurde, wird das Wort verraten.

Nach jedem Versuch markiert das Programm farblich, ob der richtige Buchstabe an der richtigen Stelle erraten wurde (grün), der Buchstabe gar nicht vorkommt (grau) oder der Buchstabe zwar im Wort vorkommt, aber an einer anderen Stelle (gelb). Das kommt Ihnen bekannt vor? Kein Wunder, es erinnert nämlich stark an "Mastermind", eines der erfolgreichsten Gesellschaftsspiele in den 1970er-Jahren.

Was macht "Wordle" so besonders und erfolgreich?

"Wordle" ist ein zeit- und ortsunabhängiges, webbasiertes, kostenloses Multiplayerspiel für die Massen – und mit "Massen" ist gemeint, dass das Spiel im Oktober gestartet wurde, im November noch von ein paar hundert Menschen genutzt und heute von täglich hunderttausenden Menschen gespielt wird, wie es unter anderem in einem Beitrag der "New York Times" heißt.

Doch klauben wir den ersten Satz dieser Antwort nochmals auseinander. "Worldle" ist:

  • Web-basiert: Das bedeutet, dass kein Programm und keine App installiert werden muss. Es muss lediglich eine URL im Browser eingegeben werden, dann lässt es sich auf mobilen Geräten ebenso wie auf dem PC spielen.
  • Zeit- und ortsunabhängig: Die Userinnen und User entscheiden selbst, wann und wo sie spielen.
  • Multiplayer: Jeden Tag wird ein neues Wort veröffentlicht, das erraten werden muss. Dabei bekommen alle Userinnen und User das gleiche Wort. Es entsteht also ein globaler Wettbewerb, wer besser im Worteraten ist.
  • Kostenlos: Es gibt weder eine Pay- noch eine Loginwall. Es gibt noch nicht einmal Werbung auf der sehr schlicht gehaltenen Website. Und Cookies werden laut einem Bericht von Ars Technica nur genutzt, um den Fortschritt der User zu dokumentieren.

Damit stemmt sich "Wordle" gegen viele andere Dinge, die es sonst in der digitalen Welt gibt – etwa gegen vermeintlich kostenlose Spiele, bei denen aber später für Add-ons gezahlt werden muss. Oder gegen Gratis-Apps, die massenweise Nutzerdaten sammeln. Vor allem aber ist "Wordle" ein sehr kurzweiliges Vergnügen: Im Gegensatz zu sozialen Medien, die eine möglichst lange Verweildauer der User anstreben, gibt es bei "Wordle" bloß ein Rätsel pro Tag – danach muss man wieder auf den nächsten Tag warten.

Wer hat "Wordle" erfunden?

"Wordle" wurde von Josh Wardle entwickelt. Er ist ein Künstler, Produktmanager und Entwickler, der in Brooklyn lebt und im Internet öfter unter dem Namen "powerlanguage" auftritt.

Wardle ist im Web kein Unbekannter. Im Jahr 2015 startete er ein Projekt namens "The Button", bei dem ein Counter 60 Sekunden lang herunterzählte und stoppte, wenn ein User auf der Welt einen Button drückte. Erreichte der Counter die Null, so würde das Experiment beendet. Bei seinem Projekt "Reddit Place" im Jahr 2017 befüllten die User gemeinsam eine leere Leinwand.

Auf seiner Website veröffentlichte Wardle unter anderem einen Talk, in dem er über ein sehr polarisierendes Thema spricht: Aprilscherze.

Josh Wardle

Gibt es Alternativen zu "Wordle"?

Ja. Wie bereits eingangs erwähnt, könnte man etwa den eigenen Dachboden durchforsten, um mit Freunden und Lebensgefährten wieder eine Runde "Mastermind" zu spielen. Da geht es zwar nicht um Wörter, sondern um Farben – aber das Spielprinzip ist das gleiche.

Ein beliebtes Wortspiel im Web ist wiederum "Spelling Bee", ein Spiel der "New York Times". Vielleicht ist dies auch eine gute Gelegenheit, um auf die Rätsel und Sudokus des STANDARD zu verweisen.

Bei Ars Technnica verweist man außerdem auf das Spiel "Babble Royale", das "Scrabble" mit dem Battle-Royale-Modus von "Fortnite" kombiniert und aktuell bei Steam gratis verfügbar ist.

Frank Lantz

Wie kann ich besser in "Wordle" werden?

Gaming-Journalisten kommen freilich nicht darum herum, sich auf das Thema "Wordle" zu stürzen. Und so hat man freilich unter anderem bei spieletipps.de bereits ein paar Tipps dazu zusammengestellt, wie man in "Wordle" besser werden kann.

Dazu gehört etwa, dass man sich beim Erraten der Wörter auf die farblichen Unterlegungen der Tastatur konzentrieren sollte – so sieht man, welche Buchstaben noch offen sind. Zumindest bei den ersten Versuchen sollten keine Wörter verwendet werden, in denen Buchstaben doppelt vorkommen, da so eine Chance vergeben wird, einen Buchstaben zu erraten bzw. auszuschließen. Als erstes Wort sollte eines verwenden, das mehr als einen Vokal und nach Möglichkeit die gängigen Konsonanten enthält. Zudem sollte man sich gängige Schreibweisen und Strukturen der englischen Sprache einprägen. Und wer sich ein wenig Hilfe holen will, der kann auch ein Tool wie Word Finder verwenden. (stm, 10.1.2022)