Es ist nicht unpassend, dass sich Bartosz Bursa mit Verkehr beschäftigt. Schließlich hat der 33-Jährige bereits selbst etliche Kilometer hinter sich gebracht. Der gebürtige Pole hat in seiner Heimat Bauingenieurwesen studiert, mit Schwerpunkten auf Infrastruktur und Straßenbau. Später ging er als Verkehrsplaner nach Deutschland, danach nach London. Seit 2016 ist Bursa als Senior Scientist im Arbeitsbereich Intelligente Verkehrssysteme des Instituts für Infrastruktur der Universität Innsbruck tätig.

Seit 2016 ist Bursa als Senior Scientist im Arbeitsbereich Intelligente Verkehrssysteme des Instituts für Infrastruktur der Universität Innsbruck tätig.
Foto: Uni Innsbruck

Vergangenes Jahr hat er dort seine Dissertation abgeschlossen. Dafür erhielt er den FSV-Preis, der jährlich von der Österreichischen Forschungsgesellschaft Straße – Schiene – Verkehr (FSV) und dem Klimaschutzministerium vergeben wird. In der gekürten Abschlussarbeit hat Bursa die Verkehrsbewegungen von Touristen am Urlaubsort analysiert.

Touristen befragt

Ein Thema, das in der Fachwelt vergleichsweise wenig bearbeitet wird, was vor allem auf die triste Datenlage zurückzuführen sein dürfte. "Es gibt viel Literatur und große repräsentative Erhebungen über das Pendlerverhalten oder das Verkehrsverhalten im Alltag", sagt Bursa. "Aber sobald die Menschen im Urlaub sind, wissen wir nicht mehr, wie sie sich bewegen."

Um diesen Mangel zu beheben, hat Bursa Fragebögen erstellt und Touristen im Ötztal, im Zillertal und der Region Hohe Salve nach ihrer Mobilität befragt. Die Teilnehmer mussten dabei sehr detailliert angeben, wo genau sie innerhalb der vorangegangenen zwei Tage waren, mit wem sie dorthin gefahren sind, welche Verkehrsmittel sie benutzt haben, wie viel die Fahrt gekostet hat, wie das Wetter dort war und noch einiges mehr. Daraus ergeben sich "Wegetagebücher", die das Bewegungsmuster außerhalb der touristischen Unterkunft präzise dokumentieren.

Fahrtzeit und die Fahrtkosten

Insgesamt hat Bursa 2500 Wege von 600 Personen erhoben. Daraus hat er sogenannte Discrete-Choice-Modelle erstellt: "Wenn man weiß, welche Möglichkeiten einem Gast für einen Weg zur Auswahl standen, erlauben es diese Modelle, die Gründe zu identifizieren, warum er sich für ein bestimmtes Verkehrsmittel und nicht für ein anderes entschieden hat", sagt Bursa.

Naheliegende Kandidaten für Faktoren, die Einfluss auf solche Entscheidungen haben, sind die Fahrtzeit und die Fahrtkosten. Diese würden im Hintergrund zwar immer eine gewisse Rolle spielen, ihr Einfluss sei jedoch geringer als der von anderen Faktoren.

"Wir sehen, dass der Wissensstand, also wie gut die Leute über die Destination informiert sind, großen Einfluss auf die Wahl des Verkehrsmittels hat", sagt Bursa. Wer mehr Informationen über Mobilitätsangebote vor Ort habe, entscheide sich mit höherer Wahrscheinlichkeit für öffentliche Verkehrsmittel.

Auch sind Touristen leichter durch eine Verkürzung der Fahrtzeiten zur Nutzung des öffentlichen Verkehrs zu motivieren als durch eine Reduktion der Ticketpreise. Erst wenn die Reisezeit attraktiver wird, wechseln Menschen vom Auto auf Öffis. Auf Grundlage seines Datenkorpus will Bursa künftig neben der Wahl des Verkehrsmittels noch weitere Entscheidungspräferenzen von Touristen im Urlaub untersuchen. (Raimund Lang, 16.1.2022)