Einen Stufenplan für die Omikron-Welle wird es nicht geben, hieß es aus dem Büro von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein.

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So sah der Stufenplan für die Delta-Welle im Herbst 2021 ursprünglich aus.

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Die Corona-Neuinfektionszahlen steigen: Am Dienstag wurden 11.516 neue Fälle bestätigt, das sind knapp mehr als doppelt so viele wie vor einer Woche. Gleichzeitig ist die Entwicklung in den Spitälern noch weitgehend erfreulich: Auf den Corona-Intensivstationen wurden 256 Patientinnen und Patienten behandelt, vor sieben Tagen waren es noch 60 Personen mehr. Auf Normalbetten lagen 672 Corona-Fälle, das waren in etwa gleich viele wie Anfang des Jahres. Das Covid-Prognose-Konsortium des Gesundheitsministeriums erwartet aber einen baldigen Anstieg auf den Normalstationen – und etwas verzögert auch auf Intensivstationen. Die Prognosen, darauf wurde deutlich hingewiesen, seien in diesen Bereichen aber noch mit Unsicherheiten behaftet.

Ungeimpfte noch immer im Lockdown

Für den Corona-Herbst 2021 hatte die Bundesregierung einst einen Stufenplan für Verschärfungen entwickelt. Dieser sah strengere Maßnahmen je nach Überschreiten einer Grenze bei der Belegung von Intensivbetten vor. Ab 500 belegten Intensivbetten wurde von der 3G-Regel auf 2G verschärft. Ab 600 Corona-Intensivpatienten – so der Plan – sollte ein Lockdown für Ungeimpfte kommen. Gekommen ist es freilich anders: Der Lockdown für Ungeimpfte wurde deutlich vor Überschreiten der 600er-Grenze Mitte November aktiviert. Und er gilt noch immer, dabei wurde diese Zahl bereits um weit mehr als die Hälfte unterschritten. Am Montag wurde der Lockdown für Ungeimpfte um vorerst weitere zehn Tage verlängert.

Wann es in dieser Omikron-Welle weitere Verschärfungen – oder später auch Lockerungen – geben wird, ist hingegen noch völlig unklar. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein von den Grünen meinte letzte Woche, dass der entscheidende "Marker" künftig nicht mehr die Belegung der Intensivstationen sein werde, sondern jene der Normalstationen. Das führte er auch darauf zurück, dass bei der Delta-Variante noch eine von vier Personen, die eine Spitalsbehandlung benötigten, auf die Intensivstation gekommen ist. Bei Omikron betrage dieses Verhältnis nur 1:10.

Kein Stufenplan in der Omikron-Welle mehr

Einen Stufenplan samt Grenzwerten – in diesem Fall nach der Auslastung der Normalbetten – wird es aber nicht mehr geben. "Ein Festlegen von starren Grenzwerten (in Form eines Stufenplans) ist daher aus aktueller Sicht nicht zielführend", heißt es in einer Stellungnahme des Gesundheitsministeriums zum STANDARD. Wegen Omikron müssten die bisherigen Strategien der Pandemiebekämpfung neu gedacht werden. "Dahingehend ist auch ein Stufenplan, wie er bei der Delta-Variante funktioniert hat, nicht mehr zielführend."

Unklarheit über neue Kriterien

Aber nach welchen Kriterien sollen dann weitere Maßnahmen gesetzt oder zurückgenommen werden? Darauf gibt es noch immer keine konkreten Antworten. "Die Auslastung der Normalbetten ist von zahlreichen Faktoren abhängig", heißt es aus dem Büro von Mückstein. "Hierzu braucht es eine umfangreiche Betrachtung dieses komplexen Themenbereichs." Im Ministerium geht man aber trotz geringerer Wahrscheinlichkeit von schweren Krankheitsverläufen mit Omikron weiter davon aus, dass es wegen der erwarteten sehr hohen Infektionszahlen "eine Bedrohung für das Gesundheitswesen und weitere Teile der Gesellschaft" gibt.

Die Frage, wie viele Normalbetten im Notfall österreichweit für Corona-Fälle zur Verfügung stehen, wird ausweichend beantwortet. Die Anzahl hänge "nicht vorrangig von der Anzahl der Betten, sondern der Personalverfügbarkeit ab". In einzelnen Bundesländern gebe es aber bereits Vorbereitungen, um Normalbettenstationen auszuweiten, etwa in privaten Krankenanstalten oder in Reha-Einrichtungen. Nicht nur auf die dortige Infrastruktur, sondern "insbesondere" auf das dort vorhandene Personal soll dann zurückgegriffen werden können.

Noch gibt es aber viele bestehende Ressourcen in den Spitälern. Allein im Wiener Gesundheitsverbund (Wigev) sind im Fall des Falles 700 Normalbetten für Covid-19-Fälle vorgesehen. "Wenn Bedarf ist, kann auch mehr freigemacht werden", heißt es von einer Sprecherin. Im Wigev wurden am Dienstag 127 Normalbetten für Corona-Erkrankte benötigt, Wien-weit waren es inklusive Kooperationsspitälern 192. (David Krutzler, 11.1.2022)