Sieht die Sperrstunde als wahren Übeltäter: Christian Harisch, Hotelier und Tourismusobmann, in der "ZiB 2".

Screenshot: tvthek.orf.at

In Krisenzeiten ist der Einsatz autohypnotischer Formeln mittels aufbauender Sprüche nicht zu unterschätzen. Durch ekstatische Wiederholung etwa von Banalsätzen wie "Alles ist gut" kann diese Form der Wirklichkeitsübermalung im Privaten Leid lindern. Bei Funktionären, die bei ZiB 2-Auftritten versuchen, gleich das ganze Alpenland positiv zu stimmen, führt die Methode jedoch zu bisweilen legendär seltsamen Auftritten. Seit die Pandemie die Après-Ski-Romantik quält, ist besonders Tirol Unüberbietbares gelungen. Wir erinnern uns: "Alles richtig gemacht, alles richtig gemacht!" war jene Hypnoseformel, mit der ein Tiroler Gesundheitslandesrat 2020 die Corona-Lage beschrieb und sich einen Platz in der "Hall of Shame" der Realitätsverschönerung verdiente.

ORF

Christian Harisch, Hotelier und Tourismusobmann in Kitzbühel, wird dem Landesrat seinen Platz zwar nicht streitig machen. Er versuchte ja doch, zwischendurch zu argumentieren. Wie er allerdings unter dem Motto "Die Wintersaison ist sicher" manches "zurechtrückte", trug ihm gleich seitens Armin Wolfs den Vorwurf ein, sich die Zahlen schönrechnen zu wollen. Etwa die Kitzbüheler Inzidenz von 3200. "Selbst wenn man die Touristen herausrechnet", so Wolf, bliebe doch eine Inzidenz "von über 1000". Harisch jedoch zog es vor, auch diese Zahl für Schnee von gestern zu erklären. Die Sperrstunde (22.00 Uhr) sah er als wahren Übeltäter und klammerte sich – bisweilen schon entrückt monologisierend – an das Wort "Sicherheit". Nichts sei sicherer als Skifahren. Mit 1000 Besuchern würde das Hahnenkamm-Rennen "das sicherste in der Geschichte" werden. Tja. Die Geschichte wird zeigen, ob er recht hatte oder in die Pandemiehistorie als Don Quijote der Tourismuswerbung eingehen wird. (Ljubiša Tošić, 11.1.2022)