Ende gut, alles gut – könnte so mancher im Fall der afghanischen Astronomin Amena Karimyan zu sagen versucht sein, denn die junge Wissenschafterin ist endlich in Sicherheit. Deutschland hat sie aufgenommen, sie unbürokratisch und kurzfristig aus dem pakistanischen Islamabad ausgeflogen. Dort hatte sie nach dem Verlassen Afghanistans vier Monate lang unter prekären Bedingungen ausharren müssen, weil die österreichische Botschaft die Zusage, ihr ein dreimonatiges Forschungsvisum zu gewähren, nicht eingelöst hatte.

Aus Afghanistan flüchtende Menschen an der pakistanischen Grenze.
Foto: EPA/AKHTAR GULFAM

Doch dieses vorläufige Ende ist alles andere als in Ordnung. Wenn schon, so kann man es, glimpflich formuliert, eine Rettung aus höchster Not durch deutsche Umsicht nennen, während man in Österreich die humanitären Werte mit Füßen trat. Wie anders kann man die Entscheidung bezeichnen, einer Astronomin die Einreise zu verweigern, der im Taliban-Land Afghanistan schwerste Bestrafung droht, weil die Theorie des Urknalls dort jetzt als Gotteslästerung gilt?

Es sei nicht garantiert, dass Karimyan Österreich nach drei Monaten wieder verlassen werde, so lautete die Begründung für das Einreise-Njet. Die 25-Jährige würde hier möglicherweise einen Asylantrag stellen, lautete wohl der Hintergedanke. Genau das aber, und zwar mit anschließender Asylgewährung, wäre in diesem Fall richtig gewesen.

Denn der Westen, zu dem auch Österreich gehört, trägt für westlich orientierte, exponierte und gefährdete Afghaninnen und Afghanen Mitverantwortung. Dieser entzieht sich das Land mit der pauschalen Weigerung, weitere afghanische Flüchtlinge aufzunehmen. Im Fall Karimyan war das mehr als unsolidarisch – und außerdem dumm. Die junge Wissenschafterin war Anfang Dezember von der BBC unter die 100 inspirierendsten Frauen der Welt gewählt worden. Gerade für Österreich wäre jemand wie sie ein Gewinn gewesen. (Irene Brickner, 11.1.2022)