An E-Learning und Homeschooling führt in der Pandemie kein Weg vorbei. Diese Nische will nun der Mobilfunker Educom bedienen.

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Der auf Schüler und Studierende spezialisierte Mobilfunkanbieter Educom hat die bisherige Zusammenarbeit mit A1 beendet und ist seit Jahresanfang nun selbst als virtueller Betreiber (MVNO) aktiv. Dazu hat sich das Unternehmen, das sich die Vorwahl 0678 gesichert hat, ins Netz von A1-Konkurrent Drei eingemietet. Als Investor und Berater der ersten Stunde ist weiterhin der frühere Telekom- und A1-Chef Boris Nemšić mit an Bord.

Durch den Start als eigener Betreiber könne man Tarife und Services nun endlich selbst gestalten und diese auch Schülerinnen und Schülern anbieten, sagt Educom-Gründer Markus Müller im STANDARD-Interview. Wie bisher stehen die vergleichsweise günstigen Tarife zudem auch Studierenden und Bildungspersonal zur Verfügung.

E-Learning und 5G

Zum Start als virtueller Betreiber will Educom damit punkten, dass sämtliches Datenvolumen für den E-Learning-Bereich gratis in den Tarifen inkludiert ist. Wer also im Home-Learning über Teams, Moodle, Squirrel oder eine andere Software mit seiner Schule, Fachhochschule oder Universität verbunden ist, dem werden die verbrauchten Daten nicht vom inkludierten Volumen abgezogen.

"Kein Kind darf aus Kostengründen von Bildung ausgeschlossen sein. Da diese – nicht zuletzt in der Corona-Pandemie – häufig digital stattfindet, muss der Zugang zu kostenlosem E-Learning unbedingt gewährleistet sein. Dazu beizutragen ist unsere Mission", erklärt Müller. In dieselbe Kerbe schlage auch das Angebot, als erster virtueller Netzbetreiber einen 5G-Tarif mit Bildungsrabatt anzubieten.

Der frühere A1-Chef Boris Nemšić und Educom-Gründer Markus Müller.
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Junge Leute in Ausbildung seien die Treiber technologischer Innovation. Gerade ihnen sollte man als Gesellschaft die neueste Technologie zur Verfügung stellen, damit sie früh experimentieren und die Welt verändern können, ist Müller überzeugt. Der dezidierte 5G-Tarif kostet 20 Euro bzw. bei zweijähriger Bindung 16 Euro im Monat und verspricht neben 22 GB Datenvolumen eine ansehnliche Download-Rate von 300 Megabit/s. Auch ein etwas teurerer reiner 5G-Datentarif ist verfügbar.

Wechsel von A1 zu Drei

Wer auf 5G verzichten kann, kann aus diversen LTE-Mobilfunk- und Datentarifen wählen, die monatlich, per Semester oder als Ein- bis Zwei-Jahres-Vertrag abgeschlossen werden können. Die speziellen Tarife, die bereits ab 2,99 Euro starten, sind nur für Schülerinnen, Schüler, Studierende und Lehrpersonen erhältlich. Wer einmal Kunde ist, bleibt das aber auch nach Abschluss des Bildungswegs, wie Müller im Gespräch mit dem STANDARD versichert.

Dass das Gratis-Volumen für E-Learning überhaupt möglich ist, sei dem neuen Partner Drei zu verdanken, der dem virtuellen Mobilfunker bei der Verrechnung entgegenkomme. Abgesehen davon erhalte man keine offiziellen Förderungen, es bestehe auch keine Partnerschaft mit dem Bildungs- oder einem anderen Ministerium, sagte Müller. Man wirtschafte wie jeder andere Mobilfunkbetreiber.

Die Neuaufstellung im Drei-Netz bedeutet, dass bestehende Educom-Kunden ihren Vertrag bei A1 kündigen müssen. Der Wechsel sei in wenigen Minuten erledigt, auf Wunsch übernimmt Educom die Formalitäten sowie Rufnummern-Portierung. Ausschlaggebend für das Ende der Zusammenarbeit soll neben dem Wunsch nach mehr unternehmerischen Freiheiten auch die Vorgabe von A1 gewesen sein, dass Educom seine Handytarife nur für Studierende, nicht aber für Schülerinnen und Schüler anbieten durfte.

Tarife nun auch für Schulen nutzbar

Auf den neuen virtuellen Betreiber wartet nun viel Arbeit. Damit das Gratis-E-Learning wie beworben funktioniert, müssen die Bildungseinrichtungen bei Educom vermerkt sein. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Datenverbindungen zu den Lernenden vom Volumen ausgenommen werden. Der Mobilfunkbetreiber wird von sich aus viele Unis, FHs und auch größere Schulverbände in seiner Datenbank einpflegen, lädt die Verantwortlichen aber auch ein, ihre Einrichtung bzw. die verwendeten Internet-Domains bei Educom zu melden. (Martin Stepanek, 12.01.2022)